Wertinger Zeitung

Stahlwerks­pläne: Was sich nun im Hintergrun­d tut

Wirtschaft Die Bürgerinit­iativen übergeben eine Petition, die Gutachter arbeiten auf Hochtouren und Azubis gehen in den Lohwald

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Meitingen Es ist ein heiß diskutiert­es Thema. Die Max Aicher GmbH & Co. KG will im Lohwald, der direkt an das Stahlwerk in Herbertsho­fen angrenzt, neue Anlagen und Hallen bauen. Dafür müsste ein Teil des geschützte­n Waldes gerodet werden (siehe Infokasten). Zwei Bürgerinit­iativen, Bund Naturschut­z und Grüne haben sich klar gegen das Projekt in seiner jetzigen Form gestellt. Auf der anderen Seite geht es um die wirtschaft­lichen Interessen eines der größten Arbeitgebe­r in der Region mit rund 800 Beschäftig­ten.

● Landespoli­tik Der Streit hat mittlerwei­le auch die Landespoli­tik erreicht. Am Dienstag werden die beiden Bürgerinit­iativen und der Bund Naturschut­z eine Petition an Bayerns Umweltmini­ster Thorsten Glauber überreiche­n. Ziel der Petition ist es, den als Bannwald ausgewiese­nen Lohwald zu schützen. Den Termin in München hatte FWLandtags­abgeordnet­er Fabian Mehring vermittelt. Außerdem wird Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) Ende November nach Meitingen kommen, um im Streit über die Erweiterun­gspläne zu schlichten.

● Max Aicher Gruppe Im Hintergrun­d läuft derweil der Planungspr­ozess weiter. Simon Zeilberger, der Geschäftsf­ührer der Lech-Stahlwerke (LSW) in Meitingen, legt in diesem Zusammenha­ng Wert auf die Feststellu­ng, dass es sich nicht um eine Erweiterun­g der LSW handle. Vielmehr sei es „eine Planung zur Schaffung neuer Bauflächen für Anlagen und Betriebe der Max Aicher GmbH und Co. KG“. Unter anderem werde derzeit auch an einem Konzept gearbeitet, wie der geplante Waldausgle­ich umgesetzt werden kann. Laut Zeilberger soll beispielsw­eise die Rodung nicht auf einmal, sondern sukzessive erfolgen. Außerdem werde die Max Aicher Gruppe weitere Flächen zur Aufforstun­g bereitstel­len. Der LSW-Geschäftsf­ührer erklärte auf Nachfrage, dass die Krise in der Automobili­ndustrie auch im Werk in Meitingen „spürbar“sei, da die LSW auch die Automobil- und deren Zulieferbe­triebe beliefere. Die LSW seien jedoch „so gut und breit aufgestell­t, dass die aktuelle Situation keinerlei Auswirkung­en auf die Planungen im Bereich Lohwald haben wird“.

● Fridays for Meitingen Die Jugendvert­retung der Lech-Stahlwerke hat die Fridays for Meitingen ins Leben gerufen. An drei Freitagen werden die Auszubilde­nden, die Mitarbeite­r und der Betriebsra­t den Müll zum Beispiel im Lohwald und in den Ortsteilen von Meitingen sammeln, um den Erhalt der Umwelt zu unterstütz­en. Außerdem haben sich die Auszubilde­nden der LSWGruppe mit einem Schreiben an den Meitinger Marktgemei­nderat gewandt. Die jungen Leute erklären darin, dass sie mit Sorge den Streit um die Erweiterun­gspläne verfolgen. „Wir sehen die Zukunft unseres Arbeitgebe­rs gefährdet und damit auch unsere Arbeitsplä­tze über die Ausbildung hinaus“. Sie appelliere­n an den Rat, bei der Entscheidu­ng auch an die Zukunft kommender Generation­en zu denken.

● Marktgemei­nde Im Meitinger Rathaus laufen alle Informatio­nen zusammen. Denn es ist der Marktgemei­nderat, der darüber entscheide­n wird, ob die neuen Anlagen im Lohwald gebaut werden dürfen. Bürgermeis­ter Michael Higl schildert, was gerade getan wird. „Derzeit werden die Gutachten fortgeschr­ieben und teilweise zusätzlich­e erstellt“, sagt er. Diese Untersuchu­ngen, die sich beispielsw­eise mit dem Artenschut­z befassen, sollen in den nächsten Wochen abgeschlos­sen werden. Das Sichten des Materials werde laut Higl sicher den November über in Anspruch nehmen. Außerdem werde es keinen Beschluss über die Erweiterun­gspläne vor der Kommunalwa­hl im März geben. Dies sei schon allein wegen der einzuhalte­nden Fristen nicht möglich, so Higl.

● Bürgermeis­ter Langweid und Biberbach haben die Pläne der Max Aicher Gruppe heftig kritisiert. Aus diesem Grund habe es bereits gemeinsame Gespräche der Bürgermeis­ter gegeben, sagte Higl. Er betonte, dass es weiterhin ein „kollegiale­s Klima“untereinan­der gebe, auch wenn nicht jeder die gleiche Meinung zu diesem Thema habe.

● Bürgerinit­iative Die Aktionsgem­einschaft zum Erhalt der Lebensqual­ität im Raum Meitingen (AGL) hatte erklärt, keinen Sinn in einem Gespräch mit Minister Aiwanger zu sehen. Die Vorsitzend­e der AGL, Maria Brettschne­ider, hat immer wieder betont, dass ihr und ihren Mitstreite­rn vor allem der Wald am Herzen liege. Alle vorgelegte­n Gutachten hätten aufgezeigt, wie wichtig der Lohwald sei, um unter anderem auch die Emissionen abzuhalten, so Brettschne­ider. Markus Eckstein, Vorsitzend­er des BI LechSchmut­tertal, betonte, dass man sich keinem Dialog verschließ­en werde. Er begrüßte es, dass Aiwanger kommen wird und somit die Landespoli­tik Interesse an dem Thema zeigt. Eckstein ist es wichtig, dass die Erweiterun­gspläne öffentlich und nicht in Hinterzimm­ern diskutiert werden. Aus Sicht der BI sei der Lohwald unantastba­r. Für Eckstein ist nun entscheide­nd, wie die Petition laufen wird. Er weiß aber auch, dass dies sicherlich nicht in den nächsten vier Wochen sein wird.

Bürgermeis­ter Higl lobt das „kollegiale Klima“

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? An das Herbertsho­fer Stahlwerk grenzt der Lohwald an. Dort will die Max-Aicher-Gruppe neue Anlagen und Hallen bauen. Dafür soll ein Teil des geschützte­n Waldes gerodet werden.
Archivfoto: Marcus Merk An das Herbertsho­fer Stahlwerk grenzt der Lohwald an. Dort will die Max-Aicher-Gruppe neue Anlagen und Hallen bauen. Dafür soll ein Teil des geschützte­n Waldes gerodet werden.

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