Das große Händewaschen
Schon heute sollten wir uns auf den Internationalen Händewaschtag vorbereiten, der morgen, am 15. Oktober, gefeiert wird. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sah sich veranlasst, das Händewaschen an einem Tag im Jahr zur feierlichen Pflicht zu erklären. Das intensive Waschen soll die Nachhaltigkeit der Keime an den menschlichen Greifwerkzeugen unterbinden, sodass jeder Händedruck nicht mehr der Infektionsübertragung, sondern allein der Lust am Quetschen und Schütteln dient.
Die Proklamation des Händewaschtags wird auch von der Weltbank unterstützt. Offenbar besteht bei Managern internationaler Geldgeschäfte ein großes Bedürfnis, die Hände gelegentlich in Unschuld zu waschen. Morgen werden Wasserzählerableser vielleicht berichten können, dass der Wasserverbrauch in Großkonzernen und Großbanken dramatisch angestiegen ist. Zu befürchten bleibt aber, dass auch in diesem Fall nur wieder eine Hand die andere wäscht.
Wir, die wir zwischen Daumen und Fingerkuppen meist nur kleine Euro-Scheine festhalten oder in fremde Hände übergeben, können den Händewaschtag mit einer Unschuld feiern, die sich gewaschen hat. Angesichts globalen Wassermangels könnte allerdings bald wieder Wirklichkeit werden, was der Arzt Antonius Anthus 1838 in seinen „Vorlesungen über Esskunst“für Party-Feste empfohlen hat: „Gleich nach dem Essen setzt man eine … mit Wasser gefüllte Schüssel auf den Tisch, worein die ganze Gesellschaft ihre Hände auf einmal steckt und wäscht.“