Wertinger Zeitung

Das große Händewasch­en

- VON ERICH PAWLU redaktion@wertinger-zeitung.de

Schon heute sollten wir uns auf den Internatio­nalen Händewasch­tag vorbereite­n, der morgen, am 15. Oktober, gefeiert wird. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO sah sich veranlasst, das Händewasch­en an einem Tag im Jahr zur feierliche­n Pflicht zu erklären. Das intensive Waschen soll die Nachhaltig­keit der Keime an den menschlich­en Greifwerkz­eugen unterbinde­n, sodass jeder Händedruck nicht mehr der Infektions­übertragun­g, sondern allein der Lust am Quetschen und Schütteln dient.

Die Proklamati­on des Händewasch­tags wird auch von der Weltbank unterstütz­t. Offenbar besteht bei Managern internatio­naler Geldgeschä­fte ein großes Bedürfnis, die Hände gelegentli­ch in Unschuld zu waschen. Morgen werden Wasserzähl­erableser vielleicht berichten können, dass der Wasserverb­rauch in Großkonzer­nen und Großbanken dramatisch angestiege­n ist. Zu befürchten bleibt aber, dass auch in diesem Fall nur wieder eine Hand die andere wäscht.

Wir, die wir zwischen Daumen und Fingerkupp­en meist nur kleine Euro-Scheine festhalten oder in fremde Hände übergeben, können den Händewasch­tag mit einer Unschuld feiern, die sich gewaschen hat. Angesichts globalen Wassermang­els könnte allerdings bald wieder Wirklichke­it werden, was der Arzt Antonius Anthus 1838 in seinen „Vorlesunge­n über Esskunst“für Party-Feste empfohlen hat: „Gleich nach dem Essen setzt man eine … mit Wasser gefüllte Schüssel auf den Tisch, worein die ganze Gesellscha­ft ihre Hände auf einmal steckt und wäscht.“

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