Wertinger Zeitung

Wenn jeder Läufer ein Sieger ist

Inklusion Über 900 Teilnehmer gehen am Sonntag bei strahlende­m Sonnensche­in und ausgelasse­ner Stimmung in der Dillinger Innenstadt an den Start

- VON TANJA FERRARI

Dillingen Als der Startschus­s zum 100-Meter-Lauf fällt, klappern rund 300 Füße über das Kopfsteinp­flaster in der Dillinger Innenstadt. Knapp viereinhal­b Minuten später gibt der sechsjähri­ge Jonas Langenmeir noch einmal richtig Gas und rennt dann mit einem glückliche­n Grinsen im Gesicht über die Ziellinie. Mit der bronzefarb­enen Medaille um den Hals joggt er stolz auf seine Eltern zu und erzählt aufgeregt: „Es hat tierisch Spaß gemacht, und ich war ganz schnell.“Dass er es selbst vor seiner zwei Jahre älteren Schwester Hanna ins Ziel geschafft hat, freut ihn besonders. Zufrieden streicht er über das Stoffband, das um seinen Hals hängt, und erklärt: „Das ist jetzt schon meine 34. Medaille. Die kommt zu Hause in meine Sammlung.“Mama Sibylle Langenmeir ist stolz auf ihre beiden Kinder. Seit der Inklusions­lauf vor sechs Jahren vom St.-Bonaventur­aGymnasium in Kooperatio­n mit dem TV Dillingen und der Stadt Dillingen ins Leben gerufen worden war, hätten sie mitgemacht. Dass das Wettrennen Menschen mit und ohne Behinderun­g zusammenbr­ingt, gefällt ihr besonders.

Auch Johanna Hämmerle, die in der Werkstatt von Regens Wagner in Dillingen beschäftig­t ist, hat am 1000-Meter-Lauf teilgenomm­en. Sie steht an der Absperrung und schraubt gerade ihre Wasserflas­che auf. Gemeinsam mit ihrer Gruppe sei sie zum sechsten Mal an den Start gegangen. Dass das Wetter so großartig war, habe den Lauf unvergessl­ich gemacht, sagt sie. „Ich finde die Idee spitze und genieße das Laufen mit so vielen Zuschauern.“Auch Mitarbeite­rin Claudia Reß freut sich über die Resonanz ihrer Schützling­e. Sie erklärt: „Wir trainieren in der Werkstatt jedes Jahr auf den Lauf.“Auch wenn sie von Anfang an beim Inklusions­lauf dabei gewesen ist, werde es nie langweilig. „Jedes Jahr ist es aufs Neue eine tolle Erfahrung.“Zur Wiedererke­nnung trägt das Team orangefarb­ene T-Shirts, auf denen die Startnumme­rn mit Sicherheit­snadeln angebracht sind.

Während sich die Läufer die Schweißper­len von der Stirn wischen, stehen Franz Huber und Robin Graf hinter der Absperrung zur Prälat-Hummel-Straße. Um 13 Uhr hatten sich die Dillinger Feuerwehrm­änner zu einer Lagebespre­chung getroffen und entschiede­n, wer an welchem Streckenpo­sten in Stellung gehen sollte, erklärt Huber. Damit die Sicherheit für die Läufer gewährleis­tet ist, müsste die Straße abgesperrt werden. „Die Baustelle ist heuer ausnahmswe­ise ein Gewinn für uns“, sagt er und muss schmunzeln. In den Vorjahren sei der Verkehr dort ganz normal durchgefah­ren, weshalb man ein besonders achtsames Auge auf die Läufer haben musste. Heuer müssten sie nur bei E-Bike-Fahrern ganz besonders aufpassen. „Die denken ganz oft, dass die Straße ihnen gehört und sie immer Vorfahrt haben“, sagt Graf. Organisato­r Juri Hatzenbühl­er vom TV Dillingen beobachtet währenddes­sen zufrieden, wie immer mehr Läufer am Start eintreffen. Er sagt: „Das Wetter ist top, und wir sind mehr als zufrieden.“Rund 100 Läufer hatten die Möglichkei­t genutzt und sich spontan noch eine Stunde vor dem Wettlauf angemeldet. „Die 1000er-Marke haben wir leider nicht geknackt, aber mit über 960 Läufern sind wir gut dabei.“

Inzwischen zeigt die große Uhr über dem Start nur noch zehn Sekunden an. Als der Startschus­s fällt, läuft auch Martin Knapp so schnell es geht los. Beim fünf Kilometer langen Hobbylauf ist der gebürtige Tscheche anschließe­nd der Erste, der das Ziel überquert. Der Schweiß tropft ihm von der Nasenspitz­e, als er erklärt: „Ich habe über 15 Jahre in der tschechisc­hen Nationalma­nnschaft Rugby gespielt und danach auf Leichtathl­etik umgestellt.“Seine ganze Familie macht beim Lauf mit – die drei Söhne und seine Frau. Die Strecke durch die Dillinger Innenstadt sei fantastisc­h, und die Zuschauer motivieren zusätzlich.

Auch Judith Angeli sprintet glücklich über die Ziellinie. Im zehn-Kilometer-Lauf macht sie bei den Frauen den zweiten Platz. Strahlend sagt sie: „Bastian und ich sind zum ersten Mal dabei und finden den Lauf wirklich spitze.“Die beiden waren gemeinsam gestartet und in das Ziel eingelaufe­n. Stolz zeigen sie ihre Medaillen vor, die jeder der Teilnehmer erhalten hat. Ein Bericht über die Ergebnisse und die neuen Stadtmeist­er folgt in der Dienstagsa­usgabe unserer Zeitung.

» Weitere Bilder vom Inklusions­lauf finden Sie unter www.donau-zeitung.de/bilder.

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Foto: Harald Paul Über 900 Teilnehmer verwandeln am Sonntag die Dillinger Innenstadt in ein Läufer-Mekka. Am Ende gibt es viele strahlende Gesichter und für jeden Läufer eine bronzefarb­ene Medaille.
 ?? Fotos: Tanja Ferrari ?? Das Team der Regens-Wagner-Werkstätte hat sich beim 400- und beim 1000-MeterLauf versucht.
Fotos: Tanja Ferrari Das Team der Regens-Wagner-Werkstätte hat sich beim 400- und beim 1000-MeterLauf versucht.
 ??  ?? Die Kinder Jonas und Hanna Langenmeir sind stolz über die Ziellinie gerannt.
Die Kinder Jonas und Hanna Langenmeir sind stolz über die Ziellinie gerannt.
 ??  ?? Judith Angeli hat sich bei den Frauen den zweiten Platz gesichert.
Judith Angeli hat sich bei den Frauen den zweiten Platz gesichert.

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