Vom Bleistiftrock zum Twerken
Duden Andere Zeiten, andere Wörter: Eine deutsche Kulturgeschichte
Der alte Wittgenstein hat ja mal gesagt: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“Und da zeigt uns der Duden ja regelmäßig: Mögen sich manche Deutsche noch sehr in die Vergangenheit zurückwünschen – die Welt bleibt nicht stehen, dreht sich nicht zurück, sie wandelt sich immer weiter. Um sie heute (be-)schreiben zu können, braucht es schon Wörter wie taggen und tindern und tracken – oder Brexit und liken und postfaktisch. Auch das Twerken als spezialisierte Tanzform des Po-Wackelns steht im Duden der Gegenwart.
Wie anders waren Welt und Wörter da doch in den Jahrzehnten zuvor! Das zeigt der Autor Hans Hütt durch bislang vier Bücher, in denen er neue Dudenbegriffe nennt und beschreibt. Also lesen, hören und sehen Sie mal, wie die 50er waren: Kugelschreiber, Gummibaum, Bleistiftrock, Fritz-Walter-Wetter und Wiederbewaffnung. Dann kamen die 60er: Hawaiitoast und Hitparade, Mondlandung und Mauerbau. Die 70er: Flohmarkt und Flokati, Sponti und Softie, Bafög und Punks, Mettigel und Trimm-dichPfad. Schließlich die 80er: Aids und Allrad, Super-GAU und Aerobic, Popper und Yuppies, Langzeitarbeitslose und Computerfreak … Ein paar Wörter sind das nur, aber schon ist doch eine hübsche Zeitreise gemacht. Wobei, das fällt zu den Rückkehrwünschen ins vermeintlich geordnetere Damals doch auf: Es gibt Wörter von einst, die gerade in der heutigen Weltbeschreibung wieder Konjunktur haben. Aus den neuen in den 70ern etwa: umdenken und Wachstumsgrenzen. Aus denen der 80er: Neonazi und Waldsterben. Schön war die Zeit? Die Fußgängerzone kam in den 70ern, weil, so Hütt, „die automobilisierte Stadt sich als Ideal durchgesetzt hat“. Klingt heute auch nicht mehr so golden, oder?