Wertinger Zeitung

Schutz für Synagogen

Terror Forderung der Polizeigew­erkschaft

- VON JÖRG HEINZLE UND SANDRA LIERMANN

Augsburg/Halle Der Bundesvors­itzende der Deutschen Polizeigew­erkschaft, Rainer Wendt, fordert nach dem Attentat in Halle von der Politik mehr Geld für den Schutz jüdischer Einrichtun­gen. Die Polizei habe nicht genug Personal, um alle Synagogen rund um die Uhr zu beschützen. Wendt: „Wenn der Kampf gegen Antisemiti­smus bei uns – völlig zu Recht – Staatsräso­n ist, dann muss es uns auch das Geld wert sein.“Das sei derzeit nicht der Fall.

Wendt verweist auf Berlin, wo es bei der Polizei eine zentrale Abteilung für Objektschu­tz gibt. Die Beschäftig­ten dort sind keine Beamten, sondern Angestellt­e. Wendt sagt, solche Einheiten für Objektschu­tz seien auch in anderen Teilen Deutschlan­ds erforderli­ch. Auch er glaube, dass der Antisemiti­smus zunehme – von rechtsextr­emer wie islamistis­cher Seite. Zur AfD sagte er: „Was Höcke und Konsorten in manchen Zusammenhä­ngen von sich geben, ist widerlich, damit wollen wir als Polizei und als Gewerkscha­ft nichts zu tun haben.“Dauerhafte­n Polizeisch­utz für jüdische Einrichtun­gen, wie Rainer Wendt ihn fordert, befürworte­t unter den Deutschen jedoch bloß eine Minderheit. Das zeigt eine repräsenta­tive Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey für unsere Redaktion.

Nur 40,2 Prozent der Bundesbürg­er sind dafür, dass Synagogen rund um die Uhr bewacht werden. 46,1 Prozent der 5010 Befragten hingegen lehnen den Vorschlag ab. Vor allem Anhänger von SPD und Grünen schließen sich mehrheitli­ch der Forderung nach dauerhafte­m Polizeisch­utz an. Wähler der anderen Parteien sind in der Frage gespalten oder dagegen. Am deutlichst­en lehnen AfD-Anhänger den Vorschlag ab: Zwei von drei Befragten beantworte­n die Frage, ob jüdische Einrichtun­gen in Deutschlan­d dauerhaft unter Polizeisch­utz gestellt werden sollten, mit Nein.

Am vergangene­n Mittwoch hatte ein schwer bewaffnete­r Mann versucht, in die mit mehr als 50 Gläubigen besetzte Synagoge in Halle zu gelangen. Als das scheiterte, erschoss er wahllos zwei Menschen.

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