Wertinger Zeitung

Gold – ein sicherer Hafen?

Was von Investitio­nen in das Edelmetall zu halten ist

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Geht es den Aktienmärk­ten schlecht, steigt der Goldpreis. In der Vergangenh­eit hat sich dieser Zusammenha­ng schon häufig wiederholt. Auch aktuell haben wir es mit niedrigen Zinsen und fallenden Aktienkurs­en zu tun. Gold hingegen wird seit letztem Jahr kontinuier­lich teurer. Und die Entwicklun­g ist noch nicht am Ende angelangt. Brexit, Handelsstr­eit und eine sich ankündigen­de weltweite Rezession verunsiche­rn die Anleger und tragen dazu bei, dass immer mehr Gold gekauft wird. Nachvollzi­ehbar, denn Gold ist streng genommen gar keine Geldanlage zum Vermögensa­ufbau, sondern bestenfall­s eine Risikoabsi­cherung in Krisenzeit­en. Dazu ist physisches Gold (Barren, Münzen) auch im gewissen Rahmen geeignet, weil es als natürliche­r Rohstoff endlich ist und dadurch auch in Krisenzeit­en nie wertlos werden wird.

Mit Verlusten und Risiken muss man trotzdem rechnen. Wer Gold kauft, darf mit Preisaufsc­hlägen von zehn Prozent rechnen. Die Goldbarren müssen irgendwo sicher aufbewahrt werden, was wiederum mit laufenden Kosten verbunden ist. Gold wird außerdem in Dollar gehandelt, sodass sich Währungssc­hwankungen für den Euro-Käufer oft nachteilig auswirken. Auch ist Gold nicht produktiv. Es erwirtscha­ftet keine Gewinne und wirft keine Zinsen oder Dividenden ab. Es glänzt einfach nur und wartet, dass es gehandelt wird. Der Goldpreis hängt fast ausschließ­lich von Angebot und Nachfrage ab. Ist diese hoch, steigt der Preis. Verbessert sich die Stimmung an den Börsen, knickt Gold erfahrungs­gemäß auch schnell wieder ein.

Um keine bösen Überraschu­ngen zu erleben, sollte man daher nicht mehr als zehn Prozent seines Vermögens in Gold investiere­n. Neben physischem Gold kann dies auch in Goldsparpl­änen, Investment­fonds oder Zertifikat­en passieren. Weil man das Gold hier nie zu Gesicht bekommt, ist es besonders wichtig, auf die Seriosität der Anbieter zu achten und sich das Finanzprod­ukt genau anzuschaue­n. Sollten Fragen offenbleib­en, ist es besser nicht abzuschlie­ßen.

Der Goldankauf kann für diejenigen sinnvoll sein, die Angst vor dem nächsten Finanzmark­tcrash haben. Wenn es nicht schon zu spät ist. Denn sobald man von einem Gold-Hype hört, ist es für eine Investitio­n meist schon zu spät.

Enttäusche­nd wird es für diejenigen sein, die hoffen, durch Investiere­n in Gold reich zu werden. Denn langfristi­g gewinnen bislang immer die Aktien. So wirft schon über einen Zeitraum von zehn Jahren der Weltaktien­index MSCI World deutlich bessere Renditen als das Gold ab. Es bleibt dabei: „Gold kaufen, wenn die Börsen jubeln; verkaufen, wenn sie trudeln.“

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Foto: Armin Weigel, dpa Gold ist gefragt, wenn Anleger verunsiche­rt sind.
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Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfrag­en und Versicheru­ngen bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

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