Es geht hoch hinaus
Interlift Heute beginnt in Augsburg die weltweit größte Messe für Aufzüge und Rolltreppen. In der Branche hält die Digitalisierung Einzug: Lifte werden intelligenter und vor allem sicherer
Augsburg Jeder kennt es und jeder hasst es: Der Aufzug ist außer Betrieb. Ärgerlich, wenn man die schweren Einkaufstüten nach oben schleppen muss. Noch ärgerlicher, wenn man mit dem Rollator die Treppe nicht hochkommt. „Neue Technologien sollen in Zukunft solche Fälle verhindern“, sagt Wolfgang Adldinger vom Verband für Aufzugstechnik (VFA). Die Digitalisierung hat Einzug gehalten. Lifte werden effizienter, intelligenter und sicherer. Ab heute präsentieren Firmen aus aller Welt Lösungen für Lifte auf der Interlift in Augsburg. Schnell wird klar: Ein Fahrstuhl ist mehr als eine Kabine mit Knöpfen.
„Das Besondere an der Messe ist, dass nicht das Endprodukt Aufzug ausgestellt wird, sondern vielmehr die Bestandteile“, sagt Projektmanager Joachim Kalsdorf von der Firma AFAG. Fahrkörbe, Bremsen und Antriebe: „Außen steht ein Name drauf, die Komponenten stammen aber von verschiedenen Firmen“, sagt Adldinger. Während früher innerhalb der Landesgrenzen produziert wurde, herrscht heute ein reger internationaler Austausch. Die Branche boomt.
„Das liegt daran, dass immer mehr Hochhäuser mit Aufzügen gebaut werden“, sagt Adldinger. Mehr Menschen ziehen weltweit in Städte. Der Platz wird dadurch immer knapper. „Es wird in die Höhe gebaut“. 63 Prozent der Neuanlagen werden jährlich in China auf den Markt gebracht, 20 Prozent in Europa. „Produziert wird im europäischen Raum gerne in Deutschland“, sagt Adldinger. Grund dafür seien die Regeln und Normen. „Die Sicherheitsvorkehrungen sind bei uns am strengsten. Wenn der Aufzug hier besteht, dann gilt er überall als sicher“, sagt Adldinger.
Ein weiterer Faktor, der den Aufzugsbau beeinflusst, ist die demografische Veränderung. Die Bevölkerung wird immer älter und damit in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. „Treppenlifte und sogenannte Home-Lifte sorgen bei den Menschen zu Hause für die nötige Unterstützung“, sagt Adldinger. Kleine und langsame Lifte können unkompliziert per Strom aus der Steckdose betrieben werden. Auch was die Energieeffizienz betrifft, hat die Branche einen großen Sprung gemacht. Aufzüge machen immerhin vier bis zehn Prozent des Stromverbrauchs im Gebäude aus.
Die Neuheit auf dem Markt ist ein Aufzug aus leichtem Carbon. Entwickelt hat den Lift die Firma Composyst aus Kaufering. „Die Kabine wiegt 125 Kilogramm und ist damit um 175 Prozent leichter als ein herkömmlicher Lift aus Stahl“, sagt Fertigungsingenieur Johannes Hofmiller. Composyst hofft nun, dass ihr neues Konzept in der Branche richtig durchstartet.
Dass Firmen selbst Konzepte entwerfen, ist in der Branche gang und gäbe. „Firmen müssen Ideen einbringen, um vorne mitzuspielen“, sagt Adldinger. Gesichert werden neue Konzepte mit Patenten, deren Anzahl in den vergangenen Jahren um fast 70 Prozent gestiegen ist.
Doch wo geht der Trend hin? „Zur digitalen Wartung“, sagt der Experte. Heute werden Aufzüge alle zwei Jahre durch den TÜV überprüft. „Doch in der Zwischenzeit kommt es nur zu Reparaturen, wenn etwas kaputt geht.“In Zukunft sollen Sensoren anzeigen, wenn etwas nicht funktioniert. „Prüfstellen können so aus der Ferne Wartungen übernehmen“, sagt Adldinger. So könne vorausschauend repariert werden, bevor es zu Ausfällen kommt. „Gerade in Krankenhäusern müssen Lifte rund um die Uhr funktionieren.“
Die Jobs rund um den Aufzugbau werden sich mit der Zeit verändern. „Dafür brauchen wir aber auch Nachwuchs“, sagt Adldinger. Wie viele andere Branchen, ist das Handwerk von einem Fachkräftemangel betroffen. „Das Problem ist, dass es den klassischen Ausbildungsberuf Aufzugsmechaniker noch nicht gibt.“Der VFA sei deshalb bereits in Gesprächen mit der Fachhochschule Augsburg, um ein Programm auf den Weg zu bringen. Adldinger selbst hat nach 40 Jahren seinen Schritt in die Berufswelt der Aufzüge nicht bereut. „Unsere Branche ist so familiär wie keine andere“, sagt er.
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Interlift in der Messe Augsburg vom 15. bis 18. Oktober, 9 bis 18 Uhr, Tageskarte 30 Euro.