Bei der Herzallerliebsten
Aichach Zu Besuch im Sisi-Schloss
Manche verstehen es bis heute nicht: Dass in den 1970er Jahren im Rahmen der Gebietsreform der urund altbairische Kreis Aichach einfach den Schwaben zugeschustert wurde. Gehört jetzt doch zu denen das weiß-blaue Herz des Wittelsbacherschen Baiern. Alles begann auf dem historienumwitterten Burgsporn des heutigen Oberwittelsbach. Es geht um den Stammsitz der Wittelsbacher, die über 900 Jahre lang herrschten und die dort 1115 erstmals als „Pfalzgrafen von Wittelsbach“auf die Bühne der europäischen Geschichte traten. Doch schon 1209 ist diese Wittelsbacher „Geburtsstätte“zerstört und nie wieder aufgebaut worden.
Auf den ehrwürdigen Überresten entstand um 1420 die beeindruckende gotische Filialkirche „Maria vom Siege“. Der Legende nach als Sühnekirche. Sie sei als „Wiedergutmachung“für die 1208 erfolgte Ermordung König Philipps von Schwaben durch den bösen Pfalzgrafen Otto VIII. von Wittelsbach errichtet worden. Diese unschöne Bluttat führte angeblich auch zur Zerstörung der Burganlage. 1834 wurde dann auf dem vormaligen Burgareal ein neugotisches „Wittelsbacher Nationaldenkmal“erstellt – zur Erinnerung an die bedeutende Stellung des Hauses Wittelsbach.
Zwei Kilometer westlich der Burganlage und über einen mit geschichtlichen Infopoints „garnierten“Wanderweg unschwer zu erreichen, glänzt dann das 1537 entstandene Wasserschlösschen Unterwittelsbach mit seiner neugotischen Schlosskapelle. Dass es so bekannt ist, liegt an der 1854 zur Kaiserin von Österreich und Ungarn gewordenen Sisi, die dort zeitweise ihre sorglose Kindheit verbrachte. Durch das Große Kino der 1950er Jahre durfte sie dann zur Herzallerliebsten im ganzen Land werden. Das zwischenzeitlich restaurierte Schlösschen war das Jagddomizil von Herzog Max von Bayern, Sisis Vater, und ist heute im Besitz der Stadt Aichach, die dort ein sehenswertes „Sisi-Museum“konzipierte.
Heinz Münzenrieder