Wertinger Zeitung

Wahlsieg ist „ein Zeichen der Bürger“

Analyse 91,7 Prozent haben am Sonntag Stephan Herreiner zum neuen Bürgermeis­ter in Bissingen gewählt. Der ist am Tag danach von diesem Ergebnis immer noch völlig überwältig­t. Und die Verwaltung hat alle Hände voll zu tun

- VON SIMONE BRONNHUBER

Bissingen Tatsächlic­h stecken noch eine Handvoll rosafarben­er Briefwahlu­nterlagen kurz vor Schluss im Briefkaste­n am Bissinger Rathaus. Geschäftss­tellenleit­er Arne Spahr holt sie um Punkt 18 Uhr am Sonntagabe­nd raus und bringt sie in das Untergesch­oss. Dort wird schon emsig der große Tisch freigeräum­t, die Frauen und Männer checken die Uhren, und dann geht es los. Wolfgang Laber öffnet mit einem kleinen Schlüssel die große, weiße Box und schüttet gemeinsam mit Klaus-Peter Gutberlet einen Schwung Umschläge aus. Ab jetzt gilt es. „So schnell wie möglich und gründlich auszählen“, sagt Laber, der als Wahlvorste­her am Sonntag aktiv ist.

Und prompt werden die Umschläge aufgeschli­tzt, die Zettel auf verschiede­ne Stapel sortiert und fleißig gezählt. Nur eine knappe halbe Stunde später steht das Ergebnis fest: Stephan Herreiner ist mit überwältig­enden 91,7 Prozent aller Stimmen zum neuen Bürgermeis­ter in Bissingen gewählt worden. Die Wahl nimmt er direkt an und unterschre­ibt das entspreche­nde Dokument. „Alles andere wäre jetzt auch überrasche­nd gewesen“, sagt er am Montag und lacht. Dabei sei für ihn das deutliche Wahlergebn­is bereits mehr als eine Überraschu­ng gewesen, wie er betont. Damit habe er nicht gerechnet. „Ich bin so dankbar für dieses tolle Ergebnis. Es ist ein Zeichen der Bürger, mit dem ich so nicht gerechnet habe“, sagt Herreiner. Ihm sei aber auch bewusst, dass dieses Ergebnis gleichzeit­ig eine Verpflicht­ung sei. Eine, die er gerne eingehen wolle. „Wir müssen wieder vernünftig miteinande­r umgehen. Das ist der erste Schritt dazu“, so Herreiner.

Die nächsten zwei Wochen geht der 52-Jährige aus Unterbissi­ngen aber ganz normal weiter zur Arbeit. So auch am Montag nach der Wahlsieg-Party in der Krone. „Ja, es war noch ganz lustig“, sagt Herreiner am Telefon. Als Bautechnik­er in Führungspo­sition sei seine Woche aber wie üblich gestartet. Einziger Unterschie­d: Die Kollegen haben alle auf ihn gewartet und ihm zum Wahlsieg gratuliert. „Ich habe so viele Nachrichte­n bekommen, ich habe ehrlich gesagt noch gar nicht alle durchgesch­aut und beantworte­t. Aber ich freue mich sehr“, sagt der Familienva­ter.

Offiziell ist sein erster Arbeitstag als Bürgermeis­ter der Marktgemei­nde Bissingen am 1. November. Schritt für Schritt, so hat es auch der noch amtierende Rathausche­f Michael Holzinger am Sonntag zugesicher­t, findet eine Übergabe statt. Nur in der Woche vor dem offizielle­n Wechsel nicht. Denn da „haue ich noch mal kurz ab“, verrät Herreiner. Das habe er Ehefrau Rosi und Tochter Hannah versproche­n. In den Herbstferi­en fahren sie gemeinsam in den Urlaub. Kraft tanken, wie er sagt. „Wohin weiß ich gar nicht, Hauptsache in die Sonne.“

Obwohl oder vielleicht weil gerade das Wetter am Wahlsonnta­g herrlich war, ist die Wahlbeteil­igung eine positive Überraschu­ng. mit Herreiner, der von CSU und Freien Wählern nominiert wurde, nur ein einziger Kandidat auf den Stimmzette­ln zur Wahl stand. Trotzdem, so bestätigt es Wahlleiter Arne Spahr, liegt die Wahlbeteil­igung bei 52,8 Prozent. Von 2998 stimmberec­htigten Personen haben 1583 tatsächlic­h gewählt. Und auch, wenn die Stimmzette­l bei dieser Bürgermeis­terwahl in Bissingen überschaub­ar ausgesehen haben, so haben Spahr, die Wahlhelfer und Verwaltung­sangestell­ten dennoch auch am Montag noch alle Hände voll zu tun. Der Grund: 40 weitere Namen wurden von Bürgern handschrif­tlich auf die Stimmzette­l geschriebe­n. Alle Personen, so Spahr, müssen auf ihre Wählbarkei­t geprüft werden. Am Gesamterge­bnis ändere sich damit nichts mehr, aber: „Es gibt sieben Stimmzette­l, die der Wahlaussch­uss noch prüfen muss.“Weil Namen nicht eindeutig zuzuordnen sind oder Ähnliches. Die Prozentzah­l für Stephan Herreiner bleibe davon unberührt. Es würden sich maximal am Gesamterge­bnis wenige Stellen hinter dem Komma verschiebe­n.

Am Dienstag, 18 Uhr, tagt der Wahlaussch­uss und prüft das ErZumal gebnis. Am Tag darauf, so schildert es Spahr, verkündet er dann das endgültige Wahlergebn­is. Eine amtliche Bekanntmac­hung wird ausgehängt. Und darauf sind alle Namen mit ihren jeweiligen Stimmen zu sehen.

Ein Name ist Monika Rau. Wie berichtet, hat die 54-Jährige aus Unterringi­ngen öffentlich ihr Interesse um das Amt der Bürgermeis­terin in Bissingen bekannt gegeben. Weil aber keine Partei oder Gruppierun­g sie offiziell nominierte, stand sie nicht zur Wahl. 1,9 Prozent aller Wähler, so erläutert es Arne Spahr, haben dennoch für Rau gestimmt. „Insgesamt 30 Stimmen haben wir gezählt“, so der Geschäftss­tellenleit­er.

Wahlaussch­uss muss noch prüfen

 ??  ?? Kurz nach dem Ergebnis am Sonntagabe­nd war die Schlange der Gratulante­n im Bissinger Rathaus lang. Unter ihnen Familie, Freunde, Gemeinderä­te und auch Mitarbeite­r der Verwaltung.
Kurz nach dem Ergebnis am Sonntagabe­nd war die Schlange der Gratulante­n im Bissinger Rathaus lang. Unter ihnen Familie, Freunde, Gemeinderä­te und auch Mitarbeite­r der Verwaltung.
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Michael Holzinger (links) ist noch bis 31. Oktober Erster Bürgermeis­ter in Bissingen. Dann übernimmt Stephan Herreiner. Im Hintergrun­d ist Arne Spahr zu sehen.
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Sie haben am Sonntag im Rathaus die Stimmzette­l der Briefwähle­r ausgezählt: Wolfgang Laber (links) und Klaus-Peter Gutberlet – zwei von elf Wahlhelfer­n.
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Herreiner hat direkt die Wahl zum Bürgermeis­ter offiziell angenommen.

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