Ein Verteidiger auf Torejagd
Eishockey Panther-Abwehrspieler Sezemsky trifft und trifft. In der Liga ist der Füssener der Topscorer. In Liberec sind seine Qualitäten im entscheidenden Champions-League-Spiel gefragt
Augsburg Diesen Schuss hat jeder Eishockeyspieler drauf, der eine besser, der andere schlechter: Der Pass kommt, der Spieler holt mit dem Schläger hoch aus und trifft den Puck ohne ihn vorher zu stoppen. OneTimer nennen es die Experten, weil die Scheibe nur einmal berührt wird. Einen Lehrfilm über diesen Schuss könnte Simon Sezemsky drehen. Der Panther-Verteidiger hat fast alle seiner sechs Treffer in der Deutschen Eishockey-Liga so erzielt. Alle Tore fielen in Überzahl, wo ihn sein Trainer bevorzugt einsetzt, weil: „Mit diesem Schuss hat er eine Waffe“, sagt Coach Tuomie.
Da der 25-Jährige auch noch fünf Torvorlagen gegeben hat, ist er der Topscorer der Panther und trägt als einziger Spieler einen roten statt des typisch blauen Helms der Augsburger. Die Liga vermarktet den Topscorer-Kopfschutz eigens. Der Zuschauer hat den Vorteil, dass er sofort den Besten jedes Teams erkennt. Jeder Profi bekommt vor der Saison einen blauen und einen roten Helm, weil die Teile individuell angepasst werden. In Augsburg trägt augenblicklich kein Stürmer die Signalfarbe wie in den meisten Klubs. Sezemsky sieht seine Sonderrolle gelassen: „Es ist ein super Gefühl den roten Helm zu tragen. Aber ich bin bereit, abgelöst zu werden.“
Nicht nur in Augsburg ist der verteidigende Torjäger Spitze. Mit sechs Treffern und fünf Pässen führt er die Verteidiger-Wertung der Deutschen Eishockey-Liga vor dem Mannheimer Mark Katic (1 Tor/9 Assists) und seinem Klubkollegen Brady Lamb (2/6) an. Am Mittwoch um 19.30 Uhr (live in Sport1) gegen Liberec sind Sezemskys Qualitäten von der blauen Linie in der Champions Hockey League gefragt.
Im letzten Gruppenspiel geht es für die Augsburger um den Einzug ins Achtelfinale. Nach dem 2:3 nach Penaltyschießen gegen das tschechische Spitzenteam aus der Extraliga reicht den Augsburgern im Rückspiel ein Punkt, um den zweiten Platz in der Gruppe C zu verteidigen. Mindestens unentschieden muss es nach 60 Minuten stehen, dann zieht der AEV in die Runde der letzten sechzehn ein. Simon Sezemsky und seine Kollegen glauben an sich: „Das ist eine Riesen-Gelegenheit für uns. Wir haben eine gute Chance gegen die Tschechen, sie waren nicht der Übergegner.“
Meister Mannheim und der DEL-Zweite München haben es bereits in die K.-o.-Spiele geschafft, nun können die Augsburger nachziehen. Es wäre das erste Mal in der noch jungen Geschichte der CHL, dass alle deutschen Klubs die Vorrunde überstehen. „Wir haben lange und hart dafür gearbeitet, um den Platz in der Champions League zu erkämpfen, deswegen sollte es jeder genießen, und wir wollen mehr“, sagt Sezemsky. In der CHL ist seine Ausbeute mit einem Treffer und drei Vorlagen aus fünf Partien ebenfalls respektabel. Auf der europäischen Ebene glänzt sein Klubkollege Matt Fraser, der mit sechs Treffern die CHL-Torjäger-Wertung mit Milan Gudas (6) vom HC Pilsen anführt. Die Panther wollen weiterhin auf zwei Hochzeiten tanzen, „denn wer weiß, wann die Gelegenheit wieder kommt“, sagt Sezemsky.
Der Verteidiger kann außerdem auf weitere Einsätze in der Nationalmannschaft hoffen. Toni Söderholm hat den 25-Jährigen beobachtet und in seinem Laptop vermerkt. Im Frühjahr hatte der Bundestrainer den AEV-Spieler kurz vor der WM in der Slowakei noch aussortiert. Jetzt kommt er an dem Füssener kaum vorbei. Verteidiger mit seinem Potenzial im Überzahlspiel sind rar in Deutschland. Sezemsky, der in seiner Juniorenzeit nicht durch Trainingsfleiß auffiel, hat gelernt, hart zu arbeiten. „Er muss auch weiterhin fleißig trainieren, dann wird er ein richtig guter Verteidiger“, sagt sein Klubcoach Tuomie, der an seinem Überzahl-Spezialisten weiterhin schätzt, dass er „das Spiel gut lesen kann“. Längst ist die zahlungskräftige DEL-Konkurrenz aus Mannheim und München auf den Torjäger aufmerksam geworden. Einen Verteidiger mit einer solchen „Waffe“hätte jeder Trainer gern im Kader. In Liberec baut der AEV auf die Qualitäten seiner Nummer 93.
Spieler mit seinem Potenzial sind in der DEL rar