Ein Makler, 32 Hunde, 60 Wildschweine
Porträt Auf seinem Anwesen in Unterfranken hält der Frankfurter Geschäftsmann Dieter Dauth sehr viele Vierbeiner. Das ist ein Grund, warum er in seinem Dorf ziemlich viel Ärger hat
Aura Hunde, überall Hunde. Und alle freuen sich, dass sie ins Freie dürfen. Ausgelassen springen sie im Hof herum, begrüßen ihr Herrchen, stupsen ihn mit ihren feuchten Nasen an. Ständig fordern sie die Aufmerksamkeit ihres Besitzers Dieter Dauth, schnüffeln an Kugelschreiber, Schreibblock und Kamera des Besuchers. Dauth liebt sie alle.
32 Hunde hält er in Grüppchen auf seinem Anwesen in Deutelbach, einem Weiler mit einem Dutzend Häusern an der bayerisch-hessischen Grenze, der zur Gemeinde Aura gehört. Es waren schon einmal 70. Die Hunde sind Mischlinge, manche schon sehr alt. Dauth hat sie von einigen Tierheimen aus der Umgebung übernommen.
Jeder Hund hat einen Namen. Einer ist blind, ein anderer kann nicht mehr auf den Hinterbeinen laufen. Gepflegt sind sie nicht. „Ich habe nicht die Zeit, allen jeden Tag das Fell zu striegeln“, sagt Dauth. Den Hunden scheint das egal zu sein. Sie wirken friedlich.
Es riecht ein bisschen streng auf dem Hof und auch im Haus, in dem Dauth sein Schlafzimmer hat, das er mit Hunden teilt. Dauth, 72, stört das nicht. „Die halten warm“, sagt er lachend und fügt hinzu. „Im Winter ist das gut, denn das Haus hat keine Heizung.“Wo Hunde sind, riecht es nach Hund. Das sei ganz normal. Er teile sein Leben gerne mit den Vierbeinern, ein Eis wird auch mal gemeinsam geschleckt. „Das macht mir nichts aus“, sagt er und glaubt auch, dass dies der Grund für seine Vitalität ist. Krankheiten kenne er nicht, sagt er.
Dauth lebt in zwei Welten. Denn sein Leben in dem abgeschiedenen Weiler im Spessart ist nur die eine Seite. Die andere verbringt er in einem Büro in der Frankfurter Innenstadt. Mit Immobiliengeschäften sei er reich geworden, sagt er. Diese hätten es ihm vor 25 Jahren ermöglicht, das Anwesen Birkenhof, eine ehemalige Gaststätte, zu kaufen. Zudem gehören ihm dort 35 Hektar Land. Das ist etwa ein Drittel der Gemarkungsfläche von Deutelbach.
Zwischen den Welten pendelt er fast täglich, denn seine Tiere müssen gefüttert werden. Er hat ja dort nicht nur die Hunde. Es gibt noch rund 60 Wildschweine in einem umzäunten Areal, alle kastriert und sterilisiert, damit sie sich nicht mehr vermehren. Dauth hält sie nicht wegen des Fleisches. „Ich weine um jedes Tier, das stirbt“, sagt er. Die Schweine dürfen dort in Ruhe leben, ebenso wie seine Ziegenherde.
In Frankfurt die Finanzwelt und Immobiliengeschäfte, in Deutelbach der abgeschiedene Weiler. 70 Minuten braucht er, um von hier nach dort zu kommen. Dafür nutzt er den Zug. Jeweils am Südbahnhof in Frankfurt und am Bahnhof im hessischen Wächtersbach hat er einen festen Parkplatz für seine Autos, in die er dann umsteigt. Manchmal sind ein paar Hunde dabei.
Urlaub? Nein, das könne er sich nicht leisten. Nicht wegen des Geldes. Die Tiere müssen doch versorgt werden. „Ab und zu helfen meine Lebensgefährtin und meine Schwester“, sagt er. Vor ein paar Jahren wollte er mit einem Freund nach Südamerika. Den Urlaub habe er am Tag der Abreise abgesagt, weil ein Hund im Sterben lag. „Das hat mich eine Stange Geld gekostet“, sagt er. „Aber ich habe nicht einen Moment gezögert.“Der Hund sei in seinen Armen gestorben.
Dauth ist ohne Zweifel ein großer Tierfreund, der aber unter den Menschen vor Ort nicht nur Freunde hat. Ja, es gibt Konflikte, äußert sich ein Anwohner vorsichtig. Die Hunde seien laut. Wenn einer bellt, bellen alle. Und bei starkem Regen würden Fäkalien von Dauths Grundstück, das etwas höher liegt, in den Ort gespült. Bürgermeister Wolfgang Blum bestätigt die Verstimmungen, will sich aber nicht weiter äußern, um kein Öl ins Feuer zu gießen. Denn es gibt noch einige Fragen, die rechtlich geklärt werden müssen – darunter aus Sicht der Gemeinde fehlende Hundesteuer-Zahlungen. Zudem hat Dauth nach Aufdie fassung des Landratsamts einen Zaun ohne Genehmigung gebaut. Der Rechtsstreit zieht sich schon seit 2004 hin. Die Gemeinde hatte Dauth aufgefordert, seine Hunde nicht mehr frei laufen zu lassen. Deshalb hat er Stahlzäune und Totholzwälle rund um seinen Birkenhof angelegt und auch ein großes Areal im Außenbereich eingefriedet. Dies hatte er auch mit sogenannten Benjeshecken gemacht. Das sind Hecken, die durch lockere Ablagerungen von Ästen und Zweigen entstehen. Dazu sei ihm von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt geraten worden, sagt er. Eine Baugenehmigung dafür hatte er nicht. Aktuell liegt der Fall beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München.