Zwei Frauen, eine Welt
After the Wedding Isabel liebt Waisenkinder in Kalkutta, doch Geld erhofft sie aus New York
„Nach der Hochzeit“hieß ein skandinavisches Drama von Susanne Bier, das 2007 auch in Deutschlands Kinos die Zuschauer bewegte. Im selben Jahr zog das Werk als Nominierung für den „Besten fremdsprachigen Film“bei der Oscar-Verleihung gegen „Das Leben der Anderen“den Kürzeren. Nun hat der amerikanische Regisseur Bart Freundlich die Geschichte neu aufgelegt, mit wenigen, aber essenziellen Änderungen und seiner Ehefrau Julianne Moore in einer Hauptrolle.
Isabel (Michelle Williams) setzt sich mit Leib und Seele für Waisenkinder in Kalkutta ein. Aber ihre Einrichtung steht ständig vor dem Aus, weil das Geld an allen Enden fehlt. Es grenzt schon an ein Wunder, als Isabel eines Tages nach New York eingeladen wird, wo die Multimillionärin Theresa (Julianne Moore) unbedingt persönlich mit ihr über eine Zuwendung in siebenstelliger Höhe reden will. Schweren Herzens lässt die Beschützerin der Armen ihre Schäfchen zurück und macht sich auf. Isabel findet sich in einem Luxushotel wieder und wird zur Hochzeit von Theresas Tochter eingeladen. Die entsprechende Garderobe bekommt sie frei Haus. Aber die junge Frau lässt sich von all dem Luxus nicht blenden, sie hat Sehnsucht nach Indien und geht immer barfuß. Auf der Hochzeit erlebt Isabel eine Überraschung, die sie unangenehm berührt und darauf hindeutet, dass sie sich nicht in erster Linie als Philanthropin hier befindet.
Die denkbar unterschiedlichen, aber brillanten Aktricen Michelle Williams und Julianne Moore überzeugen in einem Prozess der Annäherung, den man zunächst für unmöglich halten mag. Der Streifen stellt die konträren Welten der beiden Frauen gegenüber und macht es dem Zuschauer nicht leicht, sich eine eigene Meinung zu bilden. Der oft sehr stille Film punktet mit lebensnahen, fesselnden Dialogen.
» After the Wedding (1 Std. 51 Min.), Drama, USA 2019
Wertung ★★★★✩