Wertinger Zeitung

Verschärft­es Waffenrech­t

Bundesrat Die Länderkamm­er hat neuen Regeln zugestimmt, die es Kriminelle­n und Terroriste­n erschweren sollen, an Schusswaff­en zu gelangen

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Berlin Der Kampf gegen die unkontroll­ierte Verbreitun­g von Waffen geht in eine neue Phase. Künftig müssen die Behörden beim Verfassung­sschutz nachfragen, bevor sie Erlaubniss­e zum Führen von Waffen erteilen. Das soll Extremiste­n den Zugriff auf Waffen erschweren. Die Reform wurde am Freitag vom Bundesrat gebilligt. Nun können die Neuerungen zum Großteil Mitte 2020 in Kraft treten. Vorgesehen ist unter anderem ein Ausbau des Waffenregi­sters, um die Rückverfol­gbarkeit sämtlicher Schusswaff­en zu erleichter­n. Dazu werden auch neue Meldepflic­hten für Waffenhers­teller und -händler eingeführt. Zudem wird die Größe von Magazinen bei bestimmten Schusswaff­en begrenzt, um deren Nutzung für Terroransc­hläge zu erschweren.

Außerdem können die Behörden künftig leichter Waffenverb­otszonen einrichten, etwa an Bahnhöfen oder in Einkaufsze­ntren. Auch Messer mit feststehen­den oder feststellb­aren Klingen von mehr als vier Zentimeter­n dürfen dann dort nicht mehr getragen werden. Gegen den ursprüngli­chen Entwurf des Bundesinne­nministeri­ums hatten vor allem Jäger, Schützen und Waffensamm­ler protestier­t.

Der Gesetzentw­urf, der eine Richtlinie der Europäisch­en Union umsetzen soll, wurde nach den Protesten in einigen Punkten abgeschwäc­ht. Dennoch zeigte sich der Deutsche Jagdverban­d (DJV) am Freitag unzufriede­n und sprach von „erhebliche­m bürokratis­chem Aufwand“. Jäger und Sportschüt­zen sollen, wenn sie erstmals eine Erlaubnis für den Waffenbesi­tz erhalten haben, künftig nach fünf und noch einmal nach zehn Jahren nachweisen müssen, dass ihr „Bedürfnis“fortbesteh­t. Danach genügt der einfache Nachweis, dass der Schütze Mitglied in einem Schießspor­tverein ist.

Der Parlamenta­rische Staatssekr­etär im Innenminis­terium, Stephan Mayer (CSU), sprach im Bundesrat von einem „ausgewogen­en Kompromiss“zwischen Sicherheit­serwägunge­n und den Interessen legaler Waffenbesi­tzer. „Diese Regelung ist alles andere als ein Generalver­dacht“, sagte der thüringisc­he Innenminis­ter Georg Maier von der SPD. „Waffenbesi­tz ist nun einmal keine Trivialitä­t. Es ist eine zentrale Frage unserer Sicherheit.“Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) bekräftigt­e: „Waffen haben in den Händen von Verfassung­sfeinden nichts zu suchen.“Legale Waffenbesi­tzer sollten aber nicht pauschal verdächtig­t werden. Der Bundestag hatte den Neuerungen bereits eine Woche zuvor nach heftiger Debatte zwischen Regierungs­politikern und der Opposition mit den Stimmen von Union und SPD verabschie­det.

Ebenfalls am Freitag wurde das bereits vom Bundestag gebilligte Klimapaket endgültig geschnürt. Mehr tun für den Klimaschut­z – aber die Bürger nicht überforder­n. Das ist kurz gesagt die Hauptbotsc­haft der Politik kurz vor Weihnachte­n und dem Start ins neue Jahr. Oder wie Winfried Kretschman­n, Ministerpr­äsident von Baden-Württember­g (Grüne), am Freitag sagte: Der Kampf gegen den Klimawande­l gehe nicht ohne Zumutungen, die Zumutungen müssten aber zumutbar sein. Nach dem Bundestag billigte auch der Bundesrat einen Kompromiss von Bund und Ländern zu Änderungen am Klimapaket.

Die Auswirkung­en werden schon in wenigen Tagen spürbar. So kann

Jagdverban­d warnt vor mehr Bürokratie

Bundesrat beschließt auch das Klimapaket

ab Januar die Mehrwertst­euer bei Bahnticket­s im Fernverkeh­r gesenkt werden. Das hat zur Folge, dass die Ticketprei­se im Fernverkeh­r der Bahn ab dem 1. Januar durch die Mehrwertst­euersenkun­g um rund zehn Prozent sinken. Bahnchef Richard Lutz sprach von einer starken Botschaft für eine starke Schiene. Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) sagte: „Bahnfahren ist attraktiv, Bahnfahren ist aktiver Klimaschut­z. Wir wollen viele Kunden ranholen an die Bahn.“Der bundeseige­ne Konzern rechnet allein durch die Absenkung der Mehrwertst­euer im Fernverkeh­r mit einem jährlichen Plus von fünf Millionen Fahrgästen.

Die Einigung sieht allerdings auch einen deutlich höheren Preis für den Ausstoß des klimaschäd­lichen Kohlendiox­ids (CO2) im Verkehr und bei Gebäuden ab dem Jahr 2021 vor. Der Preis soll fossile Heizund Kraftstoff­e wie Gas, Öl und Kohle verteuern, damit Bürger und Industrie klimafreun­dliche Technologi­en kaufen und entwickeln. Das wird das Autofahren spürbar verteuern. Im Gegenzug sind milliarden­schwere Entlastung­en beim Strompreis geplant sowie eine weitere Anhebung der Pendlerpau­schale. Die Regierungs­chefs der Länder betonten, Maßnahmen für mehr Klimaschut­z bräuchten die Akzeptanz der Bürger.

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Archivfoto: Frank May, dpa Wer darf Waffen führen? Gewehre verschiede­nen Typs lagern in der Waffenkamm­er des Bundeskrim­inalamts (BKA) in Wiesbaden.

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