Erneut brisante Abschiebung
Türkei spricht von „Terrorkämpfer“mit deutschem Pass
Istanbul Die Türkei hat erneut einen angeblichen Terroristen nach Deutschland abgeschoben. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete am späten Donnerstagabend unter Berufung auf das Innenministerium von einem „Terroristenkämpfer“mit deutscher Staatsbürgerschaft. Mehr Auskünfte – etwa zu den Vorwürfen gegen die Person oder zu ihrem Zielort – gab das Ministerium nicht. Die deutschen Bundesbehörden haben offenbar keinen konkreten Terrorverdacht gegen den Abgeschobenen. Einen Haftbefehl des Generalbundesanwalts gibt es nach Angaben aus Sicherheitskreisen nicht.
Der Mann sei in der Türkei beim Versuch festgenommen worden, unerlaubt die Grenze nach Syrien zu überqueren, und habe dort seit dem
7. Dezember in Abschiebehaft gesessen. Er ist demnach 18 oder 19 Jahre alt, in Deutschland geboren und deutscher Staatsbürger. Er habe nach Bayern abgeschoben werden sollen, der Flug sei für Donnerstagabend geplant gewesen.
Die Türkei schiebt seit Wochen Menschen mit angeblichen Verbindungen zu Terrororganisationen in ihre Heimatländer ab. Sie hatte am
9. Oktober in Nordsyrien eine Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG begonnen, die sie als Terrororganisation betrachtet. Dabei waren offiziellen Angaben zufolge auch 287 Anhänger der Terrormiliz IS festgenommen worden, darunter Frauen und Kinder.
Die YPG hatte zahlreiche ISKämpfer und Angehörige in Haft gehalten. Insgesamt hat die Türkei einem Anadolu-Bericht vom Freitag zufolge mittlerweile 110 ausländische „Terroristenkämpfer“abgeschoben. Deutsche stellen demnach mit 21 die größte Gruppe, gefolgt von 13 Franzosen. Allerdings fließen in die Zahlen zu angeblichen „Terrorkämpfern“auch die der mitreisenden Kinder ein.
Die kurdische Verwaltung in Nordsyrien hat derweil fünf mutmaßliche IS-Kämpfer aus BosnienHerzegowina in ihre Heimat abgeschoben. Zuvor waren sie in Gefängnissen der Kurden im Norden Syriens gewesen. In Bosnien werden sie nun des Terrorismus beschuldigt.
Der Mann soll 18 oder 19 Jahre alt sein