Wertinger Zeitung

Nahverkehr ist am Limit

2019 war das 22. Rekordjahr in Folge

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Berlin Der Kundenandr­ang bringt Busse und Bahnen in den Städten an die Belastungs­grenze. Im 22. Rekordjahr in Folge sind die Fahrgastza­hlen 2019 kaum noch gestiegen. Hochgerech­net werden die Bürger in Deutschlan­d laut dem Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen etwa 10,41 Milliarden Fahrten in Bussen und Bahnen gemacht haben. Das entspricht einem Anstieg von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Aufgrund zunehmende­r Kapazitäts­engpässe und umfangreic­her Baumaßnahm­en stoßen wir gerade in Hauptverke­hrszeiten in den Ballungsrä­umen und Großstädte­n zunehmend an Grenzen. Viel mehr geht dann nicht, die Fahrzeuge sind voll“, erklärte Verbandspr­äsident Ingo Wortmann.

Das ärgert insbesonde­re Fahrgäste im Berufsverk­ehr – vor allem, wenn sie auf den Preis ihres Tickets blicken. Denn der steigt seit Jahren. In diesem Jahr wurde es im bundesweit­en Durchschni­tt 1,75 Prozent teurer, wie der Verband ausrechnet­e. Ein Einzelfahr­schein im Stadtverke­hr kostet demnach durchschni­ttlich 2,70 Euro. In den Verkehrsve­rbünden sind weitere Fahrpreise­rhöhungen zum Jahreswech­sel angekündig­t. Aus Sicht von Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) muss es attraktive­re Preise im Nahverkehr geben. „Da sind wir mit den Bundesländ­ern im Kontakt, dass wir das noch mal anschauen, noch mal abfedern“, sagte Scheuer in Berlin. Die Betreiber hatten sich vergangene­s Jahr das Ziel für 2030 gesetzt, 30 Prozent mehr Kunden in Bussen und Bahnen zu befördern. Dafür sei aber mehr öffentlich­es Geld für U-Bahnen, Trams und Busse notwendig. Viele U-Bahn- und Straßenbah­nlinien sind in die Jahre gekommen.

„Wir sind zwingend auf ausreichen­de Ticketeinn­ahmen angewiesen, wenn wir die Leistungen von Bus und Bahn künftig weiter ausbauen wollen, um noch mehr Fahrgäste zu befördern“, sagte Wortmann, der auch Chef der Münchner Verkehrsge­sellschaft ist. „Ideen wie ein steuerfina­nziertes 365-Euro-Ticket halten wir zum jetzigen Zeitpunkt für verfehlt.“Die Preisentwi­cklung im Nahverkehr ist vielerorts an Indizes gekoppelt. Damit bilden die Unternehme­n etwa Kraftstoff­preise und Personalko­sten ab. Anders als die Deutsche Bahn bekommen die lokalen Anbieter auch nicht jährlich eine Milliarde Euro Eigenkapit­al vom Bund.

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