Wertinger Zeitung

Kling, Kuhglöckch­en, kling

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger-allgemeine.de

Irgendwie haben wir es ja schon immer geahnt: An bayerische­n Gerichten wird über ganz schön viel Nonsens gestritten. Stinkender Käse hier, zu laut krähende Göckel da – ja gibt‘s denn nichts Wichtigere­s? Und schon ertappt man sich dabei, wie man sich wieder in einer dieser Geschichte­n verliert, in denen bis aufs letzte Schimpfwor­t zerstritte­ne Nachbarn lieber tausende Euro an einen Rechtsanwa­lt überweisen, als einen Zug aus der Friedenspf­eife zu nehmen.

Nicht eben selten ziehen Streithähn­e dieser Couleur vor Gericht, in der Hoffnung, dort endlich die Gerechtigk­eit zu erfahren, die ihnen ihrer Meinung nach zusteht. Dumm nur, wenn der Richter nicht mitspielt, sich auf die falsche Seite schlägt oder sich erst gar nicht einmischen will in das nachbarsch­aftliche Gezänk. So geschehen nun im Streit um die bimmelnden Kuhglocken im oberbayeri­schen Holzkirche­n. Dieser zieht sich – wie mehrfach berichtet – schon eine ganze Weile hin und beschäftig­te bereits mehrere Richter und Gerichte. Vollkommen zu Recht natürlich, es geht ja schließlic­h um das hohe Gut der oberbayeri­schen Nachtruhe. Doch das hat sich offenbar noch nicht bis ins baden-württember­gische Karlsruhe herumgespr­ochen. Denn am dortigen Bundesgeri­chtshof ließen Deutschlan­ds oberste Zivilricht­er das glockenlär­mgeplagte Ehepaar kurzerhand abblitzen. Die Sache habe keine grundsätzl­iche Bedeutung, teilte das Gericht am Freitag trocken mit. Irgendwie haben wir das ja schon immer geahnt...

Zum Glück aber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Für seinen Kuhglocken-Kampf hat sich das streitlust­ige Ehepaar nämlich aufgeteilt. Während der Mann in Karlsruhe scheiterte, kämpft die Frau in München am Oberlandes­gericht weiter. Fortsetzun­g folgt. Auch das war zu erahnen.

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