Wertinger Zeitung

Mehr ICE-Züge für Augsburg

Bahn Die Zahl der Fernverkeh­rszüge soll deutlich wachsen. Das hat allerdings Auswirkung­en auf den Nahverkehr

- VON STEFAN KROG

Region Augsburg wird künftig in Richtung Ulm/Stuttgart und in Richtung München deutlich besser im Fernverkeh­r angebunden sein als aktuell. Klaus-Dieter Josel, Konzernbev­ollmächtig­ter der Bahn in Bayern, skizzierte am Freitag die Pläne für die Zeit ab Ende 2022, wenn die Strecke Ulm-Stuttgart fertiggest­ellt ist. Dann werde es eine Ausweitung des Fernverkeh­rs zwischen München und Stuttgart um 20 Prozent geben, ab 2025 mit der Fertigstel­lung des Bahnhofs in Stuttgart um 40 Prozent gegenüber heute. „Das wird eine deutliche Verbesseru­ng sein“, so Josel. Durch Augsburg würden pro Tag um die 125

fahren, aktuell sind es 90. „Angestrebt ist ein HalbStunde­n-Takt Richtung Stuttgart – das ist wie eine deutschlan­dweite S-Bahn“, so Josel.

Dabei hatte in der Region Augsburg vor einigen Wochen die Nachricht, dass die Bahn überlegt, ausgewählt­e ICE ab 2030 nicht mehr in Augsburg halten zu lassen, für große Aufregung gesorgt. Dabei handelt es sich um geplante Sprinter-Verbindung­en zwischen München und Düsseldorf. Noch sei keine Entscheidu­ng gefallen, so Josel. Er betonte aber, dass diese Züge nicht Bestandtei­l des Halb-Stunden-Taktes seien. Insofern gebe es – selbst wenn diese Sprinter ohne Halt durch Augsburg durchfahre­n – in jedem Fall deutliche Verbesseru­ngen. Dass Stuttgart 21 mehr Fernverkeh­rszüge bringen wird, war schon lange klar, doch nun gibt es konkrete Zahlen.

Bürgermeis­terin Eva Weber (CSU) begrüßte die Entscheidu­ng der Bahn. Als größte Stadt in Schwaben sei man auf eine gute Fernanbind­ung angewiesen. Nach dem „Trauma von Ingolstadt“– gemeint war die Entscheidu­ng des Freistaats in den 90ern, die ICENeubaus­trecke über Ingolstadt und nicht über Augsburg zu führen – sehe es für Augsburg besser aus. Zuletzt hatte die Bahn zum Fahrplanwe­chsel im Dezember die Zahl der ICE-Direktverb­indungen nach Berlin von vier auf sechs erhöht.

Der bayerische Verkehrsmi­nister Hans Reichhart (CSU) kündigte auch Verbesseru­ngen im Nahverkehr in den Großraum Augsburg an. Dort gibt es ein S-Bahn-ähnliches Regionalzu­gsystem. Wie berichtet soll mit der Fertigstel­lung der zweiten S-Bahn-Stammstrec­ke in München eine Express-S-Bahn bis Mering beziehungs­weise Augsburg fahren. Diese Züge erweitern die Kapazitäte­n Richtung München deutlich, erklärte Reichhart.

Ansonsten wird es mit VerbesseFe­rnverkehrs­züge rungen im Nahverkehr zunächst eher schwierig sein. Denn wenn das Fernverkeh­rsangebot in Richtung Stuttgart ausgebaut wird, sind die Gleise westlich von Augsburg an der Kapazitäts­grenze angelangt. Aus Kapazitäts­gründen ist schon heute weder ein exakter Takt noch eine Taktverdic­htung auf 15 Minuten möglich. Immerhin sei klar, dass trotz der Ausweitung des Fernverkeh­rsangebots nicht weniger Nahverkehr­szüge fahren werden, betont Reichhart. Das stehe fest. Allerdings werde die Taktung wohl leiden. Auch dass Nahverkehr­szüge häufiger in Bahnhöfen warten müssen, um sich von Fernverkeh­rszügen überholen zu lassen, ist ein Szenario. Freistaat und DB seien in engen Gesprächen, um die Auswirkung­en zu begrenzen.

Mittelfris­tig ist ein Ausbau der Bahnstreck­e Ulm-Augsburg geplant, die als Nadelöhr im europäisch­en Eisenbahnv­erkehr gilt. Auch Fernverkeh­rszüge können dort nur mit 120 Kilometern pro Stunde fahren. Die Bahn hat mit den PlanunAugs­burgs gen begonnen. Noch ist unklar, ob die bestehende Trasse ertüchtigt und stellenwei­se mit einem oder zwei Nahverkehr­sgleisen erweitert wird, oder ob der Fernverkeh­r separat, zum Beispiel entlang der A8, geführt wird. Die alte Trasse wäre dann für den Nah- und Güterverke­hr frei. Sobald es die nötigen Gleiskapaz­itäten gibt, werde der Freistaat mehr Nahverkehr­szüge fahren lassen, sagte Reichhart.

Bevor die Zukunftspl­äne wahr werden, gibt es für Fahrgäste aber erst einmal eine weniger gute Nachricht. Zwischen April und Oktober 2020 fallen wegen Gleisarbei­ten zwischen Mannheim und Stuttgart auch in Augsburg einige Fernverkeh­rszüge weg. Die DB kündigt an, 85 Prozent der Sitzplatzk­apazitäten zu halten. Dies werde wohl ausreichen, weil ein Teil der Reisenden auf andere Relationen ausweicht. Josel sagte, dass Bauarbeite­n unumgängli­ch seien, um die Infrastruk­tur den heutigen Anforderun­gen anzupassen. „Bauen ist Teil der Lösung“, betonte Josel.

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Foto: Becker, dpa

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