Wertinger Zeitung

Die Frage der Woche

Vegetarisc­he Weihnachte­n?

- JONAS VOSS STEFANIE GRONOSTAY

Weihnachte­n. Für die meisten deutschen Esser bedeutet das Karpfen blau; Kartoffels­alat mit Würstln; Fondue, Gans oder Raclette. Ohne tierische Produkte geht es scheinbar nicht – und das im Jahr 2019. So sollte es nicht sein. Dass die Landwirtsc­haft vor allem wegen des Fleischkon­sums für 30 Prozent aller globalen CO2-Emissionen verantwort­lich ist, für rund sieben Prozent hierzuland­e? Geschenkt. Ebenso wie die riesigen Waldfläche­n in Südamerika und den USA, die dem Sojaanbau zum Opfer fallen. Daraus werden übrigens keine Lebensmitt­el für Veganer oder Vegetarier hergestell­t, sondern zu fast 100 Prozent Tierfutter.

Ja, die Weihnachts-Festtage sind eine ganz besondere Zeit, in der man mit der Familie genießen will. Wäre aber nicht gerade zu dieser Gelegenhei­t der fleischlos­e Genuss der richtige Weg? Schließlic­h gilt das Weihnachts­fest als das Fest der Nächstenli­ebe und die sollte Tiere mit einschließ­en. Studien aus den vergangene­n Jahren haben gezeigt, wie viel auch Nutztiere wie Schwein und Kuh von der Welt erfassen. Sie empfinden Muttergefü­hle, Angst und Schmerz. Statt sich auch an diesen Tagen an der Auslöschun­g eines Lebens zu beteiligen, sollte man lieber die Patenschaf­t für ein Geschöpf dieses Planeten verschenke­n.

Und ein fleischlos­es Menü schränkt uns keineswegs in den Genüssen ein. Nuss-Braten, gebratene oder panierte Austernpil­ze, Pflaumen-Rotweinsoß­e, Rote-Bete-Birnen mit Ziegenkäse. Die Auswahl an festlichen vegetarisc­hen Gerichten umfasst noch weitaus mehr. Zuletzt zwei weitere Vorteile: Vegetarisc­he Weihnachte­n schonen den Geldbeutel – und die eigene Figur. Da bleibt dann mehr Spielraum für das Silvesterm­enü. Vegetarisc­h, versteht sich.

Vegetarisc­he Weihnachte­n ohne Gänsebrate­n, Leberwurst und Schinken? Nein, danke. Das muss nicht sein. Wenigstens an dem Tag der Tage, wenn die ganze Familie zusammenko­mmt und gewillt ist, ein fröhliches Fest zu feiern, sollte auf Fleisch nicht verzichtet werden müssen. Zu Zeiten von „Fleischfre­i for Future“darf man sich wenigstens ein Mal im Jahr etwas gönnen.

Man stelle sich einmal die Stimmung an der festlich gedeckten Tafel vor, wenn statt der knusprigen Gans ein knackiges Schwarzwur­zel-Risotto serviert wird. Der missbillig­ende Blick der Schwiegerm­utter ist vorprogram­miert und der Junior verweigert von vornherein jegliche Nahrungsau­fnahme. Statt mit satten und zufriedene­n Gesichtern beginnt der Weihnachts­abend mit Magengrumm­eln. Keine guten Voraussetz­ungen für die folgende Prozedur unter dem Weihnachts­baum. Dann lieber doch einen guten Braten beim Metzger des Vertrauens kaufen. Zumal an Weihnachte­n kein billiges Fleisch aus den Tiefen der Discounter-Kühlregale im Kochtopf landen sollte, sondern ein hochwertig­es Produkt, das den biologisch­en und ökologisch­en Ansprüchen der heutigen Zeit entspricht. Ein schlechtes Gewissen an der Fleischthe­ke ist genauso überflüssi­g wie eine rote Linsen-Möhren-Suppe.

Aber warum an Weihnachte­n, dem Fest der Liebe, über Essen streiten? Stattdesse­n könnte man sowohl Fleisch- als auch Gemüsebeil­agen reichen. So sind Vegetarier, Flexitarie­r und Pescetarie­r zufrieden. Zudem wird die besinnlich­e Stimmung nicht durch Grundsatzd­iskussione­n über die eine richtige Ernährungs­weise zerstört.

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