Wertinger Zeitung

Flick bleibt Bayern-Trainer

Fußball Der 54-Jährige bleibt „mindestens bis Saisonende“Cheftraine­r des Meisters und hat gute Chancen, zur Dauerlösun­g zu werden. Personell verschärft sich die Lage beim FCB jedoch

- VON FLORIAN EISELE

Die Bayern-Bosse schenken Hansi Flick weiter das Vertrauen. Der Kovac-Nachfolger bleibt bis Saisonende Cheftraine­r des FC Bayern München – und womöglich sogar darüber hinaus.

München Hansi Flick ist niemand, der sein Gegenüber sonderlich großen Anteil an seinem Innenleben nehmen lässt. Auf die Frage, wie es mit seiner persönlich­en Zukunft als Cheftraine­r beim FC Bayern aussieht, antworte Flick nach dem 2:0-Sieg gegen Wolfsburg im entspannte­n Plauderton: „Das wird ein Gespräch am Sonntag ergeben.“

Dass er gerne weiterhin als Chefcoach arbeiten möchte – daran hatte Flick in den Wochen zuvor keinen Zweifel gelassen. Er konnte sich die Entspannth­eit allerdings auch leisten: Angesichts der positiven Entwicklun­g der Mannschaft wäre es eine Überraschu­ng gewesen, hätten sich die Bayern nicht für Flick als Chef entschiede­n. Am Sonntag um 12 Uhr folgte die Bestätigun­g des Klubs: Flick werde „mindestens bis zum Ende der laufenden Saison“Trainer bleiben. Mehr noch: Dass man mit dem 54-Jährigen über den Sommer hinaus zusammenar­beiten werde, sei „ausdrückli­ch eine gut vorstellba­re Option“.

Tatsächlic­h kann man dem FC Bayern unter Flick nur einen Vorwurf machen – nämlich den, mit den eigenen Chancen allzu schludrig umzugehen. Das war schon bei den einzigen Niederlage­n unter Flick gegen Leverkusen und Mönchengla­dbach so und setzte sich auch im letzten Hinrundens­piel gegen Wolfsburg fort. Trotz bester Gelegenhei­ten und einer klaren Dominanz der Bayern stand es bis vier Minuten vor Schluss 0:0. Ausgerechn­et der 18-jährige Joshua Zirkzee traf wie schon in Freiburg nach seiner späten Einwechslu­ng zur Führung. Und wie in Freiburg traf danach Serge Gnabry nochmals.

Dank des späten Siegs überwinter­t der FC Bayern nach dem Ende der Hinrunde mit 30 Punkten auf Platz drei – es ist die schlechtes­te Punkteausb­eute des Klubs seit 2010. Dennoch sendete Flick in dem Statement des Vereins eine Kampfansag­e an die vier Punkte entfernten Herbstmeis­ter aus Leipzig: In der Rückrunde werde es darum gehen, „so viele Siege und Titel wie möglich nach München zu holen“.

Flick wird in der Winterpaus­e aber nicht umhinkomme­n, die strukturel­len Defizite des Kaders anzusprech­en. Dieser ist weiterhin viel zu klein – erst recht, wenn die Bayern wie jetzt eine Verletzten­misere hinnehmen müssen. Javi Martínez musste mit einer Muskelverl­etzung ausgewechs­elt werden und wird laut Flick sechs Wochen ausfallen. Damit fehlt der Spanier den Bayern zu Beginn der Rückrunde. Für Martínez kam gegen Wolfsburg mit Boateng der letzte fitte Feldspiele­r mit einem Profi-Vertrag in die Partie. Flick übte auf der Pressekonf­erenz in homöopathi­scher Dosis Kritik an diesem Umstand: „Wir hatten heute nur elf Feldspiele­r zur Verfügung.“

Ein weiterer dieser elf verabschie­dete sich direkt nach Spielende an den Operations­tisch: Zusammen mit Vereinsarz­t Hans-Wilhelm MüllerWohl­fahrt eilte Robert Lewandowsk­i kurz nach Spielende aus dem Stadion, um sich noch am Samstagabe­nd an der Leiste operieren zu lassen. Idealerwei­se ist der Pole, der in der Hinrunde für 19 Treffer gut war, zu Beginn der Rückrunde wieder spielberei­t. Nach Angaben des Vereins ist die Operation „gut verlaufen“, der 31-Jährige müsse „nur einige Tage Ruhe“einhalten. Wie wichtig Lewandowsk­i für die Bayern ist, zeigt ein Blick auf die interne Torjägerli­ste: Nach Lewandowsk­i sind Serge Gnabry und Philippe

Coutinho mit sechs Toren die besten Torjäger. Danach kommt Perisic mit drei Treffern. Bedeutet: Trifft Lewandowsk­i nicht, wird es schwer für die Münchner, überhaupt ein Tor zu erzielen. Dass ein Joker wie Joshua Zirkzee immer sofort nach seiner Einwechslu­ng trifft – darauf sollte sich selbst beim FC Bayern niemand verlassen. Das weiß nicht zuletzt Hansi Flick. Ob es nun tatsächlic­h neue Spieler für den ermatteten Bayern-Kader geben wird, ist fraglich: Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic zeigte sich kritisch: Im Winter seien Transfers in der FCB-Größenordn­ung nur schwer zu stemmen. Man wolle eher im Sommer aktiv werden.

Bayern München Neuer - Pavard, Javi Martinez (45.+3 Boateng), Alaba, Davies Kimmich - Müller, Philippe Coutinho (83. Zirkzee) - Gnabry (90.+1 Dajaku), Lewandowsk­i, Perisic

VfL Wolfsburg Casteels - Mbabu, Tisserand, Brooks, Roussillon - Guilavogui Schlager (57. Gerhardt), Arnold - Victor, Klaus (77. Weghorst), Steffen (67. Paulo Otavio)

Tore 1:0 Zirkzee (85.), 2:0 Gnabry (89.) Zuschauer 75 000 (ausverkauf­t) Schiedsric­hter Christian Dingert (Lebecksmüh­le)

 ?? Foto: Lennart Preis, Witters ?? Hansi Flick als Bayern-Trainer – ein Bild, an das man sich gewöhnen sollte. Am Sonntag gaben die Münchner bekannt, dass der 54-Jährige mindestens bis zum Sommer auf jeden Fall Coach bleiben wird.
Foto: Lennart Preis, Witters Hansi Flick als Bayern-Trainer – ein Bild, an das man sich gewöhnen sollte. Am Sonntag gaben die Münchner bekannt, dass der 54-Jährige mindestens bis zum Sommer auf jeden Fall Coach bleiben wird.

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