Grüne Küche: Na, Mahlzeit!
Wie bayerisch ist die grüne Küche? Diese Frage, die in den vergangenen Jahren zugegebenermaßen nicht im Zentrum der Landespolitik stand, stellt sich plötzlich in verschärfter Form. Der Grund: Die grüne Landtagsfraktion hat just vor den Weihnachtsfeiertagen ein – selbstverständlich klimaneutral auf Recyclingpapier gedrucktes – Kochbuch herausgegeben.
Um es gleich zu sagen: Jedes Klischee wird bestätigt. Es gibt allerlei Vegetarisches aus der internationalen Küche. Fraktionschefin Katharina Schulze serviert ein politisch korrektes Zitronen-Minz-Sorbet, Parteichefin Eva Lettenbauer einen nicht minder korrekten Zucchinikuchen. Sogar Fraktionschef Ludwig Hartmann, der im Landtag schon mal mit einer konventionell produzierten Leberkässemmel ertappt worden sein soll, bleibt auf Linie, demonstriert aber immerhin mit einer „Gierschquiche“, was für ihn bayerische Weltoffenheit bedeutet – nämlich heimisches Unkraut in französischem Stil zu verarbeiten. Unter die Kategorie bayerisch-vegetarisch fallen die Rezepte von Landtagsvizepräsident Thomas Gehring (Allgäuer Kässpatzn) sowie der Abgeordneten Gisela Sengl (Obazda mit Kapern und Walnüssen), Martin Stümpfig (Fränkische Pfaunzn) oder Tessa Ganserer (Dradewixpfeiferl).
Es gibt aber auch unter den Grünen welche, die sich mutig gegen den Veggie-Mainstream in ihrer Partei stemmen. Anna Tomann bekennt sich mit Karpfen blau zu ihrer Heimat Oberpfalz. Der Oberbayer Martin Runge gibt sein Rezept für Ammersee-Renke im Bierteig preis. An Fleisch freilich trauen sich nur zwei der 38 Fraktionsmitglieder. Verena Osgyan will Oberbürgermeisterin in Nürnberg werden und empfiehlt folgerichtig saure Bratwürste. Den Bock aber schießt der forst- und jagdpolitische Sprecher Hans Urban ab – mit einem Rehrücken in Madeira.