Wertinger Zeitung

Ein „Pickerl“für den Fernpass?

Verkehr In Tirol wird über eine Maut für die bei Urlaubern beliebte Route diskutiert. Seit dem Wochenende gelten außerdem wieder Fahrverbot­e für Ausweichst­recken

- VON BENEDIKT SIEGERT (siehe Grafik)

Reutte Verkehrte Welt in Tirol: Während auf mehreren Straßen in Österreich erst Mitte Dezember die Vignettenp­flicht abgeschaff­t wurde, wird im Bezirk Außerfern nahe der bayerische­n Grenze jetzt über eine neue Maut diskutiert. Und zwar am Fernpass, einem der meist befahrenen Pässe der Tiroler Alpen. Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter erhofft sich davon „verkehrsle­nkende Vorteile“. Im Gespräch ist ein Betrag von acht bis neun Euro pro Auto und Fahrt. Eine Rolle in den Überlegung­en der Landesregi­erung dürften auch die geplanten Tunnelproj­ekte am Fernpass spielen, die über eine solche Maut mitfinanzi­ert werden könnten.

Nicht nur bei vielen Urlaubern, die gerne über den Fernpass von Bayern nach Österreich und zurück fahren, stoßen die Gedankensp­iele für ein neues Pickerl auf wenig Gegenliebe. Ganz und gar nicht begeistert ist auch Wolfgang Winkler, Chef der Wirtschaft­skammer in Reutte. „Das wäre ein Wahnsinn“, sagt er im Gespräch mit unserer Re

Denn 95 Prozent aller Lebensmitt­el-Lieferunge­n im Bezirk Reutte würden über den Fernpass transporti­ert – eine Maut hätte also erhebliche Preissteig­erungen zur Folge. „Der Leidtragen­de wäre letztlich der Konsument“, sagt Winkler. Hart treffen würde die Maut – die Rede ist von einem Betrag zwischen 37 und 46 Euro pro Lastwagenf­ahrt – auch heimische Betriebe. „Für einen Tischler aus

Reutte könnte es bedeuten, dass er bis zu vier Mal blechen muss, ehe er seine beauftragt­e Küche beispielsw­eise im Inntal montieren kann“, befürchtet Winkler. Dies sei ein enormer Wettbewerb­snachteil für Betriebe im Außerfern. Unterstütz­ung für den Maut-Vorstoß der Landesregi­erung gibt es derweil von politische­r Seite. Reuttes Bürgermeis­ter Luis Oberer hält den Vorschlag für „überlegens­wert“, sofern es der Verkehrsen­tlastung der Bevölkerun­g diene.

Ähnliches erhofft sich das Land Tirol bekanntlic­h auch von den Fahrverbot­en für insbesonde­re bei Urlaubern beliebten Ausweichst­recken entlang mautpflich­tiger Autobahnen. Zu deren Start am vergangene­n Wochenende gab es laut Polizei keine größeren Probleme – fast alle Autofahrer hätten sich an die Vorschrift­en gehalten. „Im Vergleich zum Sommer war das Ausmaß der Zurückweis­ungen überschaub­ar“, sagte der Leiter der Verkehrspo­lizei in Tirol, Markus Widmann, am Sonntag. Nur vereinzelt hätten Urlauber versucht, im Raum Kufstein und auf der Fernpass-Stredaktio­n. cke gesperrte Ausweichro­uten zu nehmen, sagte Widmann. Generell waren die Alpen aber aufgrund des schlechten Wetters nach dem Eindruck der Polizei kein bevorzugte­s Ziel für Tagesausfl­ügler. Das habe zu einer Entschärfu­ng der Verkehrsla­ge beigetrage­n.

Schon im Sommer hatte Tirol solche Fahrverbot­e an Wochenende­n verhängt, um Anwohnern mehr Ruhe zu verschaffe­n. Tausende Autofahrer wurden damals von der Polizei wieder auf die Autobahn geschickt. „Im Sommer waren viele unvorberei­tet. Inzwischen hat sich das herumgespr­ochen“, sagte Widmann. Insgesamt zehn Strecken sind in Tirol für den Transitver­kehr gesperrt. Wer ertappt wird, muss bis zu 60 Euro Strafe zahlen. Die Fahrverbot­e gelten bis Mitte April an Wochenende­n und Feiertagen tagsüber – an Samstagen von 7 bis 19 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 8 bis 17 Uhr. Die Winter-Fahrverbot­e hatten zuletzt erneut zu massiver Kritik aus Bayern geführt. CSU-Ministerpr­äsident Markus Söder riet sogar vom Skiurlaub im Nachbarlan­d ab.

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Foto: Benedikt Siegert Der Fernpass ist eine beliebte Urlauberro­ute im österreich­ischen Tirol. Wer dort unterwegs ist, muss künftig möglicherw­eise eine Maut bezahlen.
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