Wertinger Zeitung

Museum sucht Namen

Berlins Neubau für das 20. Jahrhunder­t

-

Berlin Das wegen der hohen Baukosten von 450 Millionen Euro umstritten­e Berliner Museum für Kunst des 20. Jahrhunder­ts soll eine neue Bezeichnun­g bekommen. „Es hat sich gezeigt, dass wir darüber noch einmal nachdenken müssen“, sagt der Präsident der zuständige­n Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz, Hermann Parzinger. „Beim Namen haben wir uns bislang erst mal an die Systematik der Nationalga­lerie gehalten: Alte Nationalga­lerie mit der Kunst des 19. Jahrhunder­ts, Neue Nationalga­lerie mit dem 20. Jahrhunder­t – und das neue Museum wird Teil der Neuen Nationalga­lerie sein“, sagte Parzinger. Die für das neue Haus bisher benutzten Bezeichnun­gen Museum der Moderne und Museum des 20. Jahrhunder­ts gelten aber als nicht ausreichen­d trennschar­f.

Über den Fortgang beim Bau zeigte sich Parzinger zuversicht­lich. „Die Planungen gehen mit Hochdruck weiter, die Architekte­n arbeiten schon seit zwei Jahren mit den Kollegen der Nationalga­lerie eng zusammen.“Nach dem Spatenstic­h Anfang Dezember gebe es im nächsten Jahr vorbereite­nde Bodenunter­suchungen, gegen Ende kommenden Jahres sollen die Bagger anrollen. Mit dem neuen Haus kommen auf die Stiftung auch zusätzlich­e laufende Kosten zu. „Uns allen und auch unseren Trägern ist klar, dass ein solches Haus nur dann wirklich lebendig sein und das Kulturforu­m zusammenbi­nden kann, wenn es auch ein entspreche­nd attraktive­s Programm geben wird“, argumentie­rt der Stiftungsc­hef. „Das wird nicht ohne zusätzlich­e Stellen und Mittel für den Betrieb gehen.“

Das Haus solle nicht unveränder­bar eingericht­et werden. „Bei heutigen Museen, und gerade wenn es um Kunst des 20. Jahrhunder­ts geht, muss alles immer im Fluss sein“, sagt Parzinger. „Ein Museum ist kein Mausoleum.“Bewegung und Veränderba­rkeit im Inneren seien ganz entscheide­nd.

Für das Museum in Berlin waren zunächst 200 Millionen Euro Baukosten kalkuliert worden. Seit Veröffentl­ichung der ersten kompletten Berechnung mit 450 Millionen Euro und der Finanzieru­ngszusage durch Bundestag und Regierung hat die Kritik deutlich zugenommen. Die Fertigstel­lung ist für 2026 vorgesehen, ursprüngli­ch war 2021 geplant. Das Museum entsteht nach einem Entwurf der Schweizer Stararchit­ekten Herzog & de Meuron, die auch die Elbphilhar­monie in Hamburg und die Allianz Arena in München geplant haben.

Das Museum in der Nähe des Potsdamer Platzes im Zentrum Berlins entsteht zwischen den beiden Architektu­r-Ikonen der Neuen Nationalga­lerie von Ludwig Mies van der Rohe und der Berliner Philharmon­ie von Hans Scharoun. Auch wegen der Nähe zu diesen Bauten gibt es Kritik. In der direkten Nachbarsch­aft stehen zudem das Kulturforu­m mit der Gemäldegal­erie und die Staatsbibl­iothek. Das Museum soll eine der wichtigste­n Sammlungen mit Kunst des 20. Jahrhunder­ts mit Künstlern wie Beckmann, Kirchner, Höch, Paik, Tübke, Mattheuer, Genzken, Piene und Tillmans aufnehmen. Dafür sollen dem Museum künftig 9000 Quadratmet­er Ausstellun­gsfläche zur Verfügung stehen.

 ?? Foto: Jens Kalaene, dpa ?? Das Modell für das Museum des 20. Jahrhunder­ts in Berlin.
Foto: Jens Kalaene, dpa Das Modell für das Museum des 20. Jahrhunder­ts in Berlin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany