Wertinger Zeitung

Leipzigs Signal an die Konkurrenz

- VON MARCO SCHEINHOF sma@augsburger-allgemeine.de

Es ist von Vorteil, schon länger auf dieser Welt zu sein. Zumindest in diesem Fall. Wer erst vor ein paar Jahren geboren ist und sich schon im ganz jungen Alter mit der Fußball-Bundesliga beschäftig­t, kennt genau zwei Herbstmeis­ter: Den FC Bayern und Borussia Dortmund. Nun ist Herbstmeis­ter kein Titel, der irgendwann einmal auf einem Briefkopf zu finden sein wird. Er ist aber ein Hinweis darauf, dass der Führende zu Weihnachte­n wohl auch nach 34 Spieltagen recht weit vorne in der Tabelle zu finden sein dürfte.

Julian Nagelsmann, dem Trainer von RB Leipzig, ist die Bezeichnun­g Herbstmeis­ter recht egal. Auch die Tabelle habe für ihn noch nicht die ganz große Bedeutung. Um Punkte geht es ihm. Da das eine, die Punkte also, das andere, die Tabellenpo­sition, bedingt, müsste dem ehemaligen Hoffenheim­er der Blick auf das Tableau allerdings gefallen. Spiegelt sie doch das Leipziger Leistungsn­iveau wider.

Nun mag der FC Bayern in dieser Saison schwächeln und sich Borussia Dortmund vor allem damit hervortun, gerne mal einen Vorsprung zu verspielen. In der Vergangenh­eit war allerdings kein anderes Team in der Lage, diese Nachlässig­keiten der Spitzenklu­bs auszunutze­n. Am Ende wurden eben die Bayern doch wieder Meister. Dass sich das selbstvers­tändlich wiederholt, darauf sollte sich kein Münchner verlassen. Wer die Leipziger Auftritte verfolgt, sieht ein klares Muster. Eine Mannschaft, die mit ihrer Rasanz die Gegner so lange quält, bis sie Fehler machen. Ein Team, das neben dem schnellen Spiel nun auch technisch hochwertig­en Fußball anbietet. Und eine Elf, die mit Timo Werner einen außergewöh­nlichen Torjäger in ihren Reihen hat, der dem Münchner Ausnahmest­ürmer Robert Lewandowsk­i kaum mehr nachsteht. Es ist also angerichte­t, dass aus der Leipziger Weihnachts­bescherung durchaus ein frühlingsh­after Triumph werden kann. Es soll sich keiner wundern, wenn das noch immer nicht in ganz Fußball-Deutschlan­d akzeptiert­e RedBull-Projekt als ersten großen Erfolg die deutsche Meistersch­aft zur Folge hat. Das Lamentiere­n über den Klub mit seinen wenigen Mitglieder­n mag noch immer groß sein. Der Frust wegen der Red-BullMillio­nen verständli­ch. Aber letztlich steht eines fest: In Leipzig wird das Geld sinnvoll eingesetzt. Man kann also Leipzigs Aufschwung kritisch beäugen. Man kann ihn aber auch als ein Aufrütteln sehen. Ein Ansporn, es selbst besser machen zu wollen. Aus welchen Motiven auch immer.

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Julian Nagelsmann
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