Wertinger Zeitung

Kein Anschluss unter dieser Nummer

Mobilfunk Seit Mitte November fällt für O2-Kunden das Handynetz in Emersacker aus. Die Anwohner sind genervt

- VON BRIGITTE MELLERT

Emersacker Seit fünf Wochen sind viele Menschen in Emersacker über ihr Handy nicht mehr erreichbar. Zumindest diejenigen, die das O2-Netz nutzen. Der Grund sind laut Aussage des Anbieters Modernisie­rungsarbei­ten am Standort Emersacker. Erst im Januar soll der Mast wieder in Betrieb gehen. Für einige Anwohner ist das nicht mehr hinzunehme­n, sie haben kein Verständni­s dafür.

Einer von ihnen ist Andreas Kuchenbaur. Als Gemeindear­beiter ist er viel auf den Straßen unterwegs und nutzt sein Handy, um sich abzusprech­en. Das geht aber nicht mehr. „Die Leute rufen stattdesse­n meinen Bruder an“, erklärt er.

Denn dieser arbeite ebenfalls in der Gemeinde. In einem kleinen Ort wie Emersacker, in dem jeder jeden kennt, habe das ganz gut funktionie­rt, meint er. Trotzdem ärgert er sich über die langen Störungen seines Anbieters. „Wenn mit unseren Kindern in der Schule etwas gewesen wäre, hätte mich niemand erreichen können.“

Drei erwachsene Kinder hat Kuchenbaur, die wie er und seine Frau ebenfalls das O2-Netz nutzen. Da diese in Gersthofen und Augsburg arbeiteten oder in Dillingen zur Schule gehen, hatten sie dort Empfang. In Emersacker aber blieb das Handy stumm – nur über WLAN und Festnetz sei die Kommunikat­ion weiterhin möglich. SMS aber fallen weg. Erst ab dem rund fünf Kilometer entfernten Welden sei der Empfang wieder normal.

Mehrmals rief Kuchenbaur deswegen beim Kundendien­st an und informiert­e sich, wann die Störungen behoben würden. Ohne Erfolg. „Ich hatte jedes Mal jemand anderes am Telefon“, sagt er. „Immer wurde mir etwas anderes gesagt.“So erhielt er bei einem Anruf etwa die Auskunft, dass ein „Ersatzteil kaputt“sei und dieses aus „Übersee“gebracht werden müsse. Nach vier Wochen riss Andreas Kuchenbaur der Geduldsfad­en, er kündigte seinen Vertrag. „Seit 13. Dezember habe ich einen anderen Anbieter“, schildert er. „Ich konnte zum Glück sofort kündigen und auch meine Nummer mitnehmen.“Dennoch fielen für den Wechsel 25 Euro an

Gebühren an. Mit ihm, so zählt Kuchenbaur auf, seien noch etwa 25 Menschen in Emersacker momentan ohne Handyempfa­ng. So auch der Bürgermeis­ter der Gemeinde, Michael Müller. Auf seinem Privathand­y, das er auch beruflich nutzt, ist er seit Wochen nicht mehr erreichbar. „Ärgerlich“, sagt Müller. „Viele von außerhalb können es gar nicht glauben.“Zwar haben nur wenige Geschäftsp­artner seine private Handynumme­r, ein Chaos sei daher nicht ausgebroch­en. Viel erledigt er seitdem über E-Mail. Mehr betrifft ihn die Störung im Privatlebe­n. Seither behilft sich Bürgermeis­ter Müller mit einer Umleitung von seinem Handy an seine private Festnetznu­mmer. Die Krux: Dazu muss auch jemand bei ihm zu Hause ans

Telefon gehen. Der Mast steht in Emersacker auf Privatgrun­d. Bürgern, die sich bei ihm beschwerte­n, konnte Müller daher nur raten, sich an ihren Anbieter zu wenden. Das hat auch er mehrmals getan, allerdings nur als Privatpers­on. „Ich habe zwar gesagt, dass ich mein Handy dienstlich nutze“, dennoch habe er die gleiche Aussage erhalten wie schon Kuchenbaur: Ein Ersatzteil am Mast sei defekt und der Transport aus Übersee dauere noch an. Müller ärgert sich über die Reaktion des Anbieters. „Ich habe einen Vertrag mit O2 und muss weiterhin monatlich zahlen“, verdeutlic­ht er. Eine Entschädig­ung sei ihm bislang noch nicht angeboten worden. „Ich werde deshalb die nächste Abrechnung nicht bezahlen.“

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