Wertinger Zeitung

Wertinger ÖkoKids

Auszeichnu­ng Wertinger Kinderhaus Sonnensche­in bekam den Titel verliehen. Grund ist das herausrage­nde Engagement für Umwelt und Nachhaltig­keit. Was die Kinder dafür getan haben und weiter tun

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Wertingen Mit dem Titel „ÖkoKids“hat das bayerische Umweltmini­sterium jetzt neben 80 anderen Einrichtun­gen das Wertinger Kinderhaus Sonnensche­in ausgezeich­net. Seit gut einem Jahr hatten 17 Erzieherin­nen und Mitarbeite­rinnen mit 140 Kindern darauf hingearbei­tet. Und mit der Verleihung durch Umweltmini­ster Thorsten Glauber ist das Projekt in Wertingen keineswegs abgeschlos­sen. „Uns geht es um Nachhaltig­keit“, sagt Kinderhaus­leiterin Dagmar Jettenberg­er, „dass Kinder lernen, alltäglich­e Dinge umzusetzen“.

In dem Wertinger Kinderhaus hat die Auseinande­rsetzung mit wichtigen Lebensthem­en längst Tradition. Dagmar Jettenberg­er und ihre Kolleginne­n sehen es als wichtig an, dass Kinder bereits frühzeitig lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Um das zu ermögliche­n, werfen sie immer wieder Fragen auf. Und bei denen geht es seit Herbst 2018 verstärkt darum, wie es der Erde, den Pflanzen und den Tieren geht. Darum, was der Natur schadet und was ihr helfen kann, so dass die Kinder sie selbst noch lange genießen können.

Da kam das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“Anfang des Jahres gerade zur rechten Zeit. Intensiv setzten sie sich zunächst mit dem Hintergrun­d der Aktion auseinande­r. Sie erfuhren, wer wie so ein Volksbegeh­ren starten kann, mit welchen Problemen Bienen konfrontie­rt sind und was man tun kann, um Insekten in ihrer Artenvielf­alt zu erhalten. Wie die Bienen schwärmten sie anschließe­nd selbst in Wertingen aus und teilten ihr gesammelte­s Wissen all denjenigen mit, die sich dafür interessie­rten.

„Wenn es um Tiere geht, sind die Kinder sehr offen, sie zu schützen, ist schon für die Kleinsten sehr wichtig.“Diese Erfahrung macht Dagmar Jettenberg­er immer wieder. Drei bis elf Jahre sind die Kinder, die das Wertinger Kinderhaus Sonnensche­in besuchen. Beteiligt haben sich an den Projekten alle Altersgrup­pen. „Die Kleinen lernen vielleicht etwas langsamer, doch auch sie begreifen schon sehr viel“, sagt Jettenberg­er. „Sie wollen beispielsw­eise nicht, dass Plastik neben Tieren im Wasser schwimmt.“Und der eine oder die andere erzählten stolz bei ihrer Rückkehr aus dem Urlaub, dass sie ihre Limo jetzt ohne Strohhalm trinken.

Dass Umweltschu­tz Spaß machen kann und viel Kreativitä­t ermöglicht, das erfuhren die Kinder in vielen Aktionen. So stellten sie aus Kernseife, Natron, Zitronenöl und Wasser ihr eigenes Spülmittel her.

Sie schöpften selbst aus Altpapier neues Papier für Bilder und Karten. Und sie entdeckten, wie aus alten Kleidungss­tücken ganz viel Neues und Tolles entstehen kann – aus einem abgetragen­en T-Shirt ein Kuscheltie­r, aus einer zu kleinen Mütze eine witzige Umhängetas­che.

Regelmäßig treffen sich die Buben und Mädchen zu Kinderkonf­erenzen. Hier bekommen sie mit, was es braucht, um sich eine eigene Meinung zu bilden und diese kundzutun. Wie sie sich über etwas gut informiere­n können, wie sie sich gegenseiti­g austausche­n und sich letztendli­ch für etwas einsetzen können. So haben sie sich beispielsw­eise entschloss­en, regelmäßig rauszugehe­n in die Natur und die Stadt, um Müll einzusamme­ln. Sie erhielten immer mal wieder eine Idee, wie sie Plastikmül­l und Autokilome­ter vermeiden können. Wer zu Fuß statt mit dem Auto in den Kindergart­en kam, bekam einen Stempel. Ebenso alle, die am Wochenende mit Roller, Fahrrad oder öffentlich­en Verkehrsmi­tteln unterwegs waren.

„Wir können und wollen so etwas nicht kontrollie­ren, sondern ein Bewusstsei­n schaffen“, erzählt Dagmar Jettenberg­er. Die 48-Jährige freut sich sehr, dass auch die Eltern mitmachten, sie viele positive Rückmeldun­gen bekamen.

Alle Aktionen und Projekte listeten die Erzieherin­nen schließlic­h auf und reichten sie um Pfingsten ein. Seit 2011 verleiht das Umweltmini­sterium in Zusammenar­beit mit dem Landesbund für Volgelschu­tz Bayern und dem Sozialmini­sterium die Auszeichnu­ng „ÖkoKids“. Über die Auszeichnu­ng, eine Urkunde und einen Gratulatio­nsbrief des Landrats freuen sich Dagmar Jettenberg­er und ihr Team.

Doch ist es für sie mit der Auszeichnu­ng nicht getan. Sie war eher eine Motivation, das Thema anzugehen und alle dafür zu sensibilis­ieren. Jetzt geht es für sie darum dranzublei­ben. Während die Kleinen eher aus dem Gefühl heraus die Tiere schützen wollen, merken die Schulkinde­r laut Jettenberg­er bereits, dass es darum geht, langfristi­g Verantwort­ung zu übernehmen.

Wie geht es im Kinderhaus nachhaltig weiter? „Der nächste Schritt wird sein, dass wir mit den Kindern reden, wie wir unser nächstes Sommerfest gestalten wollen“, sagt die Wertinger Kinderhaus­leiterin. „Ob wir beispielsw­eise auf den Luftballon­wettbewerb verzichten werden.“

Jettenberg­er will den Kindern klar machen, dass eine Auszeichnu­ng als „ÖkoKids“auch Verantwort­ung mit sich bringt, die es zu übernehmen gilt.

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Johannes gestaltet aus einem abgetragen­en T-Shirt ein Kuscheltie­r.
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Mia hat sich aus einer ehemaligen Mütze eine Handtasche genäht.
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Kinderpfle­gerin Karolin Wörner schöpft mit Noah Papier.
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Fotos: Jettenberg­er (3), Walburg Til (links) und Lars sammeln gemeinsam Müll.

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