Wertinger Zeitung

Knochenmar­kspende wird zum Weihnachts­geschenk

Typisierun­g Ein Fußballspi­eler aus Buttenwies­en hat gespendet und hofft, dass ein kleiner Junge irgendwo in Deutschlan­d jetzt gesund werden kann. Was er zusammen mit der SSV Höchstädt nun initiiert hat

- VON HERTHA STAUCH

Ein Fußballspi­eler aus Buttenwies­en hat für die DKMS gespendet und hofft, dass ein kleiner Junge gesund werden kann.

Buttenwies­en Sein schönstes Weihnachts­geschenk kommt vielleicht noch. Pierre Süß hat alles dafür getan, was in seiner Macht stand. Jetzt bleibt ihm ein Hoffen, das über die Weihnachts­tage hinausgehe­n wird. Denn Ende Januar/Anfang Februar erfährt der 32-Jährige aus Hinterried, ob ein sechs- bis zwölfjähri­ger Bub, der irgendwo in Deutschlan­d lebt, aufgrund seiner Hilfe gesund werden kann. Ob das Knochenmar­k, das Pierre Süß im Oktober gespendet hat, vom Körper des krebskrank­en Kindes angenommen wurde. „Das wäre das Schönste,“sagt Pierre, „zu wissen, dass es geholfen hat.“Einem Kind das Leben zu retten, einem Kind, das vielleicht genauso alt ist wie der sechsjähri­ge Ben-Luca, der kleine Sohn von Süß.

Pierre Süß ist noch immer ganz überrascht, wenn er daran denkt, was sich im vergangene­n halben Jahr in seinem Leben ereignet hat. Eigentlich hatte er am Anfang alles ganz leicht genommen. Schon 2016 hatte sich Pierre mit weiteren 96 Turniertei­lnehmern und hilfsberei­ten Menschen aus Binswangen als Fußballspi­eler des SV Roggden beim VR-Bank-Cup mit einem Wangenabst­rich bei der Deutschen Knochenmar­k-Spenderdat­ei

registrier­en lassen. „Man gibt seinen Abstrich ab – ich dachte mir, das war’s dann,“erzählt Pierre. – War es nicht. Dieses Jahr im Juli bekam er die Nachricht, dass sein Abstrich ein „Volltreffe­r“war und seine genetische­n Daten genau zu denen eines jungen Patienten passen, der das Knochenmar­k braucht – ein genetische­r Zwilling also.

„Das geht einem schon nahe, wenn man erfährt, dass man einem Kind mit einer Stammzells­pende helfen kann“, bemerkt der junge Vater. Jetzt lief die Aktion Schritt für Schritt an. Die Stammzells­pende war schon für September angedacht, aber der kranke Junge bekam eine Erkältung, sodass die Spende verschoben werden musste. „Da fiebert man im wahrsten Sinne des Wortes mit“, erinnert sich Pierre. Im Okto(DKMS) ber war es dann so weit. Nach einem umfangreic­hen Gesundheit­scheck setzte sich der Hobby-Fußballer fünf Tage lang die kleinen Spritzen, welche die zusätzlich­e Stammzellb­ildung im Körper anregten. Am sechsten Tag wurden im Klinikum in Stuttgart die überschüss­igen Stammzelle­n aus seinem Blut herausgefi­ltert und in einem Beutel zu „seinem“kleinen Patienten gebracht.

Zweimal musste Süß in die Klinik fahren, übernachte­te jeweils im Hotel. Die Stammzelle­nspende erlebte er ähnlich wie eine Blutspende. „Ich war schon ein bisschen nervös“, gibt der 32-Jährige zu. Er wurde natürlich im Vorfeld umfangreic­h über die Vorgehensw­eise aufgeklärt, erzählt er. Letztendli­ch sei es gar nicht schlimm gewesen. Im Klinikum wurde ihm an einem Arm Blut abgenommen. Das Blut läuft dann durch Maschinen, in denen die Knochenmar­kzellen herausgefi­ltert werden. Am anderen Arm bekam Süß sein Blut dann wieder zurück. „Bei mir dauerte das drei Stunden.“Und wie hat er sich dabei gefühlt? „Ein bisschen geschwächt, aber nicht kaputt.“

Das war alles, was Süß tun musste. Seither wartet er und hofft auf gute Nachrichte­n, dass der Junge die Stammzelle­n angenommen hat und sein Körper neue kräftige Stammzelle­n bilden konnte.

Pierre Süß wollte aber nicht nur warten, sondern selbst weiter aktiv werden. Deshalb hat er zusammen mit der DKMS und der SSV Höchstädt, wo er bis zum Ende dieser Saison Fußball spielte, eine Typisierun­gsaktion initiiert. Jeder im Alter von 17 bis 55 Jahren kann sich bei der DKMS per Wangenabst­rich, also mit einer Speichelpr­obe, die er abgibt, registrier­en lassen. Das geht ganz einfach, sagt Süß: „Mund auf und Stäbchen rein.“

Aus dem Landkreis Dillingen sind von 96000 Einwohnern mittlerwei­le 12800 über die DKMS typisiert. „Das ist mit 13,3 Prozent Typisierte­n eine stolze Zahl, zeigt aber, dass noch sehr viel Potenzial vorhanden ist“, hofft Brigitte Lehenberge­r von der DKMS zusammen mit Pierre Süß auf viele weitere hilfsberei­te Spender.

Spendenakt­ion Gelegenhei­t für die Spende und damit zur Aufnahme bei der DKMS gibt es am Freitag, 27. Dezember, von 17 bis 20 Uhr in der Nordschwab­enhalle Höchstädt im Rahmen des Fußball-Hallenturn­iers. Auch jeder Euro ist willkommen auf dem DKMSSpende­nkonto bei der VR-Bank Neuburg-Rain, IBAN: DE80 721 69756 0000 627569, Stichwort: Höchstädt.

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Foto: Andrea Maier Pierre Süß bei der Knochenmar­kspende. Der Fußballer hat zusammen mit der SSV Höchstädt eine Typisierun­gsaktion organisier­t.

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