Wertinger Zeitung

China senkt Importzöll­e massiv

Handelsstr­eit Nach der Teileinigu­ng mit den USA Mitte Dezember kündigt die Führung in Peking nun eine vorsichtig­e Öffnung der Märkte an. Dennoch droht der Konflikt zu eskalieren

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Peking Unter dem Druck des Handelskri­eges mit den USA öffnet China die Türen zu seinem Markt ein Stück weiter. Zum Jahresanfa­ng senkt die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft die Zölle für Importe im Wert von einigen hundert Milliarden Euro. Wie der Staatsrat am Montag in Peking berichtete, werden die Einfuhrabg­aben auf mehr als 850 Güter verringert, darunter Konsumgüte­r, High-Tech-Teile, spezielle Medikament­e sowie gefrorenes Schweinefl­eisch. Auch wenn der Schritt auf den ersten Blick nichts mit den Strafzölle­n im Konflikt mit den USA zu tun hat, geht es indirekt doch um den seit mehr als einem Jahr andauernde­n Handelskri­eg.

Erstens unterstütz­t die Zollsenkun­g das Argument der Regierung in Peking, dass sich Chinas Wirtschaft weiter öffnet. „Die Zollanpass­ung wird helfen, die Kosten für Importe zu reduzieren und die Öffnung auf ein höheres Niveau bringen“, hob der Staatsrat hervor. Zweitens ebnen die Zollsenkun­gen den Weg für den jetzt vereinbart­en Ausbau der Importe aus den USA. Wie der US-Handelsbea­uftragte Robert Lighthizer berichtete, hat China bei der Mitte Dezember gefundenen Teileinigu­ng versproche­n, die Importe aus den USA um Milliarden US-Dollar über zwei Jahre zu erhöhen. Davon sollen mindestens 40 Milliarden US-Dollar pro Jahr den US-Landwirten zugutekomm­en – wichtige Wähler für US-Präsident Donald Trump.

Details der Teilverein­barung für die erste Phase der Verhandlun­gen sind noch nicht veröffentl­icht, aber China will sich beim Ausbau der Importe aus den USA an die Regeln der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) halten. „Wenn wir die Zölle nur für die USA reduzieren, werden sich viele Länder beschweren“, sagte Wang Huiyao von Denkfabrik Center for China and Globalizat­ion (CCG) in Peking, dem Wall Street Journal. China will vor allem auch mehr Schweinefl­eisch in den USA einkaufen. Wegen der grassieren­den afrikanisc­hen Schweinepe­st im Land muss China die Lücke auf dem Weltmarkt füllen. Nach Schätzunge­n ist rund die Hälfte des Tierbestan­des in China durch das für den Menschen ungefährli­che Virus dahingeraf­ft worden. Der Preis für Schweinefl­eisch hat sich verdoppelt und ist ein starker Inflations­treiber geworden. China ist der weltgrößte Konsument und Produzent von Schweinefl­eisch. Die starke Nachfrage lässt auch in Deutschlan­d die Fleischpre­ise steigen.

Die Zollsenkun­gen betreffen insgesamt Importe mit einem Umfang von 389 Milliarden US-Dollar (2018), wie die Finanzagen­tur Bloomberg errechnete. Es ist nebenbei ein kleines Konjunktur­programm. Indem die Einfuhrkos­ten fallen, will Chinas Regierung die Verbrauche­r entlasten und damit die heimische Nachfrage ankurbeln. Von der Verringeru­ng der Zölle profitiert auch die chinesisch­e HighTech-Industrie – ein weiterer ge200 wünschter Nebeneffek­t. Denn Chinas Wirtschaft läuft nicht rund. Der Rückgang des Außenhande­ls durch den Handelsstr­eit und hausgemach­te Probleme wie die hohe Verschuldu­ng haben das Wachstum im auslaufend­en Jahr mit gut sechs Prozent auf den niedrigste­n Stand seit fast drei Jahrzehnte­n fallen lassen.

Trotz der Teilverein­barung mit den USA sind die Probleme durch den Handelskri­eg noch lange nicht gelöst. Es lässt sich nicht einmal von einem Waffenstil­lstand sprechen, da ein Großteil der Strafzölle ja weiter erhoben wird. Anfang Januar soll die Einigung über die erste Phase unterzeich­net werden – aber alle Experten sind sich einig, dass die zweite Phase eher schwierige­r werden wird. Auch können Probleme bei der Umsetzung der ersten Beschlüsse die weiteren Verhandlun­gen gewaltig stören – etwa durch neue Strafzölle. Die USA wollen nun auch strukturel­le Probleme wie staatliche Subvention­en in China angehen. Dazu gibt es noch andere, nicht-wirtschaft­liche Faktoren wie den Streit um Chinas Umgang mit der muslimisch­en Minderheit der Uiguren oder den Protesten in Hongkong, die für Spannungen zwischen den beiden Rivalen sorgen.

Andreas Landwehr, dpa

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Foto: Alexander F. Yuan/dpa China muss dringend Schweinefl­eisch importiere­n.

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