König Zlatan lebe hoch
Was sind das nur für Menschen? Vermutlich die gleichen, die in Hassmails in den sozialen Netzwerken verbale Mistkübel über ihre Mitmenschen auskippen. Zlatan haben sie übel mitgespielt. Im Gesicht von Ibrahimovic klafft seit kurzem ein großes Loch: Vandalen haben sich an dem Standbild in Malmö erneut zu schaffen gemacht. Unbekannte Täter haben an der Statue des großartigen Schweden die Nase und den Zeh des linken Fußes abgesägt. Wieder einmal haben Fußball-Anhänger auf primitivste Weise gezeigt, dass in Fan auch fanatisch steckt. Aber: einen Zlatan kann man beleidigen, beschmutzen, zersägen – aber man kann Ibrahimovic nie besiegen.
Der Schwede aus Malmös Scherbenviertel Rosengard ist jede der zig Millionen Euro wert, die ihm seine Klubs hinterhergeworfen haben. Die besten Adressen Europas wie Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, FC Barcelona, AC Mailand, Paris St.-Germain oder Manchester United waren gerade gut genug. Zlatan hat dort nicht schnöde gegen den Ball getreten. Ibra hat in den Fußball-Tempeln Hof gehalten. Der Überirdische ließ die Erdlinge die gleiche Luft einatmen. Mit einem Jahresverdienst von 14 Millionen Euro zählte der Exzentriker einst zu den bestbezahlten Stürmern der Welt. Sein lapidarer Kommentar: Qualität hat eben ihren Preis. Qualität gab es noch nie umsonst. Joshua Kimmich mag ein guter Kicker und Schwiegersohn-Modell sein. Manuel Neuer hält neben Bällen auch sein Gesicht für Anti-Schuppen-Shampoos in die Kamera. Doch tausche zehn Kimmichs und zwanzig Neuers gegen einen Ibrahimovic. Zlatan ist die vielleicht letzte One-Man-Show der Fußball-Welt, zu der Selbstüberschätzung, Gockelgehabe und Prahlerei dazugehören wie Butter auf die Breze. Was er geworden wäre, wenn es mit dem Kicken nicht geklappt hätte? „Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Vielleicht wäre ich Krimineller geworden. Mafioso.“Mindestens.
Die Fans seines Heimatklubs Malmö FF nehmen ihm übel, dass er beim Erstliga-Rivalen Hammarby IF eingestiegen ist. Deshalb bewarfen sie davor die Statue mit Rauchfackeln und sprühten auf den Boden „Cigani dö“, was Bosnisch „Zigeuner“und Schwedisch „stirb“heißt. Warum stellen sich die Feiglinge nicht dem wahren König von Schweden? Weil Ibrahimovic seine Kritiker zlatanesk mit der bloßen Hand zerquetschen würde wie einst Seewolf Raimund Harmstorf eine rohe Kartoffel.