Wertinger Zeitung

König Zlatan lebe hoch

- VON MILAN SAKO ms@augsburger-allgemeine.de

Was sind das nur für Menschen? Vermutlich die gleichen, die in Hassmails in den sozialen Netzwerken verbale Mistkübel über ihre Mitmensche­n auskippen. Zlatan haben sie übel mitgespiel­t. Im Gesicht von Ibrahimovi­c klafft seit kurzem ein großes Loch: Vandalen haben sich an dem Standbild in Malmö erneut zu schaffen gemacht. Unbekannte Täter haben an der Statue des großartige­n Schweden die Nase und den Zeh des linken Fußes abgesägt. Wieder einmal haben Fußball-Anhänger auf primitivst­e Weise gezeigt, dass in Fan auch fanatisch steckt. Aber: einen Zlatan kann man beleidigen, beschmutze­n, zersägen – aber man kann Ibrahimovi­c nie besiegen.

Der Schwede aus Malmös Scherbenvi­ertel Rosengard ist jede der zig Millionen Euro wert, die ihm seine Klubs hinterherg­eworfen haben. Die besten Adressen Europas wie Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, FC Barcelona, AC Mailand, Paris St.-Germain oder Manchester United waren gerade gut genug. Zlatan hat dort nicht schnöde gegen den Ball getreten. Ibra hat in den Fußball-Tempeln Hof gehalten. Der Überirdisc­he ließ die Erdlinge die gleiche Luft einatmen. Mit einem Jahresverd­ienst von 14 Millionen Euro zählte der Exzentrike­r einst zu den bestbezahl­ten Stürmern der Welt. Sein lapidarer Kommentar: Qualität hat eben ihren Preis. Qualität gab es noch nie umsonst. Joshua Kimmich mag ein guter Kicker und Schwiegers­ohn-Modell sein. Manuel Neuer hält neben Bällen auch sein Gesicht für Anti-Schuppen-Shampoos in die Kamera. Doch tausche zehn Kimmichs und zwanzig Neuers gegen einen Ibrahimovi­c. Zlatan ist die vielleicht letzte One-Man-Show der Fußball-Welt, zu der Selbstüber­schätzung, Gockelgeha­be und Prahlerei dazugehöre­n wie Butter auf die Breze. Was er geworden wäre, wenn es mit dem Kicken nicht geklappt hätte? „Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Vielleicht wäre ich Kriminelle­r geworden. Mafioso.“Mindestens.

Die Fans seines Heimatklub­s Malmö FF nehmen ihm übel, dass er beim Erstliga-Rivalen Hammarby IF eingestieg­en ist. Deshalb bewarfen sie davor die Statue mit Rauchfacke­ln und sprühten auf den Boden „Cigani dö“, was Bosnisch „Zigeuner“und Schwedisch „stirb“heißt. Warum stellen sich die Feiglinge nicht dem wahren König von Schweden? Weil Ibrahimovi­c seine Kritiker zlatanesk mit der bloßen Hand zerquetsch­en würde wie einst Seewolf Raimund Harmstorf eine rohe Kartoffel.

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Foto: dpa Zlatan Ibrahimovi­c bei der Einweihung seiner Statue im Oktober 2019.
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