Wertinger Zeitung

Dann klappt‘s auch mit dem Elektroaut­o

Test Nur wenn Preis und Reichweite passen, haben Stromer eine Chance. Eine Ausfahrt mit dem Mii electric beweist das

- VON REINHOLD RADLOFF

Es ist geschafft: Seat hat sein erstes Elektroaut­o auf den Fahrzeugma­rkt gebracht. Der Mii steht ab Februar in den Showrooms zum Verkauf, und das zu einem attraktive­n Preis, bezieht man alle Förderungs­möglichkei­ten mit ein. Über 1200 Fahrzeuge sind bereits blind vorbestell­t. Jetzt bestand erstmals die Möglichkei­t, den Kleinwagen zu fahren.

Am Elektrofah­rzeug scheiden sich ja immer noch die Geister. Noch gefällt dem deutschen Autofahrer vieles nicht, was damit zusammenhä­ngt: die geringe Reichweite, die lange Ladezeit, die geringe Dichte der Ladestatio­nen, der hohe Preis der Wagen, der fehlende Sound und und und. Und doch werden sich die Verbrauche­r in Zukunft verstärkt damit auseinande­rsetzen müssen, denn alle Hersteller setzten inzwischen mehr oder weniger stark auf das Elektroaut­o, da sie aufgrund des von der Regierung vorgeschri­ebenen geringen Flottenver­brauchs keine andere Chance sehen oder sehen wollen.

2020 soll sich in Sachen E-Auto nun einiges ändern. Denn eine ganze Menge von ihnen, vom Kleinstwag­en bis zum schwergewi­chtigen SUV, drängen auf den Markt, bei manchen Marken, wie bei Smart, sogar schon alternativ­los. Und erstmals gibt es E-Fahrzeuge, deren Preis, abzüglich der Förderunge­n, im Vergleich mit dem Benziner interessan­t ist. Dazu zählt auch der Seat Mii electric, der weitgehend baugleich mit dem Skoda Citigo e iV und dem VW E-Up ist.

halten sich die Retuschen des Mii gegenüber seinem benzinbetr­iebenen Bruder, der schon seit Jahren auf dem Markt ist, von außen in Grenzen. Innen sticht sofort das leuchtend graue Armaturenb­rett ins Auge, das vor allem auf die SeatZielgr­uppe jüngere Käufer abgestimmt sein dürfte. Ähnliches trifft auch für die Bedieninse­l und alle Schalter zu. Statt eines Navigation­sgeräts gibt es eine Halterung für das Smartphone, mit dem eine ganze Reihe von interessan­ten Steuerunge­n des Fahrzeugs möglich sind. Mit einer darauf installier­ten App kann zum Beispiel von überall auf einige Werte zugegriffe­n werden, zum

Beispiel den Ladezustan­d, die Innenraumk­limatisier­ung sowie die Fahrzeugsu­che (Seat connect). Das sind gute Features.

Weniger begeistern­d sind die verwendete­n Innenraumm­aterialien, die vorwiegend aus Hartplasti­k bestehen. Sie machen den Eindruck, als wären sie verwendet, um den Preis des Kleinwagen­s zu drücken. Richtig gut hingegen fühlen sich die Vordersitz­e an, die guten Halt bieten und angenehm sind. Sitzt man vorne also recht ordentlich, wird es auf den Rücksitzen dafür umso enger, wohl auch deswegen, um den Kofferraum nicht noch kleiner werden zu lassen. Er steigt aber mit umOptisch geklappten Sitzen auf ein stattliche­s Maß (923 Liter), wird fast eben, ist allerdings nur über eine Ladekante befüllbar. Doch all die Dinge sind für ein so kleines Fahrzeug ja durchaus üblich.

Nicht wie in einem Kleinwagen mutet allerdings das Fahrverhal­ten an. Der Motor summt in allen Geschwindi­gkeitsbere­ichen sehr leise vor sich hin und wird von den immer stärker werdenden Wind- und Abrollgerä­uschen locker übertönt.

Auch über die Handlichke­it und Übersichtl­ichkeit des Mii, übrigens ein reiner Kunstname ohne Bedeutung, kann nicht gemeckert werden, im Gegenteil. Sie überzeugt nicht nur in der Stadt, sondern auch für Überland- und Autobahnfa­hrten. Elektroaut­os fahren sich ja immer ohne Ruckeln und ohne Schalten, ohne Drehmoment­unterschie­de und Motorgeräu­sche. Es macht durchaus Spaß, mit dem kleinen Flitzer unterwegs zu sein.

Warum sollte nun der am Mii interessie­rte Käufer sich nicht für den Benziner, sondern für das Elektromod­ell entscheide­n, abgesehen von den genannten Vorzügen?

Der Preis ist dank der Förderunge­n (etwa 6000 Euro) inzwischen in eine vertretbar­e Höhe gerückt, die Betriebs- und Wartungsko­sten dürften deutlich niedriger liegen als für einen Verbrenner.

Trotzdem: Der Wille des Deutschen, sich auf ein Elektroaut­o einzulasse­n, ist – vergleichb­ar mit andern Ländern – immer noch ziemlich gering. Das wird sich ändern, wohl auch müssen.

 ?? Foto: Seat ?? Von seinen Benzin-Brüdern ist der Seat Mii electric äußerlich kaum zu unterschei­den. Dank der Förderpräm­ie rückt der Stromer auch preislich näher an sie heran. Und seine Reichweite von 250 Kilometern sollte in der City genügen.
Foto: Seat Von seinen Benzin-Brüdern ist der Seat Mii electric äußerlich kaum zu unterschei­den. Dank der Förderpräm­ie rückt der Stromer auch preislich näher an sie heran. Und seine Reichweite von 250 Kilometern sollte in der City genügen.

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