So ein Katzenjammer Der Co-Pilot hält durch
Cats Auf der Bühne ist das Musical erfolgreich, als Film will es jedoch nicht funktionieren 7500 Im Flugzeug wüten Entführer, aber der Mann am Steuerknüppel bleibt cool
Eigentlich hatte T.S.Elliot die Katzengedichte nur für seine Patenkinder geschrieben, bevor sie 1939 im „Old Possums Katzenbuch“veröffentlicht wurden. Vierzig Jahre später komponierte Andrew Lloyd Webber ein Musical drumherum, das seit seiner Uraufführung 1980 ein Dauerbrenner auf den ShowBühnen der Welt ist. Trotz des riesigen Erfolges ist „Cats“nie verfilmt worden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Das Musical ist eine Aneinanderreihung von Musik- und Tanzeinlagen ohne erzählerische Struktur. Dazu stecken die Protagonisten in Katzenkostümen und ihre Gesichter sind hinter Masken und Make-up kaum zu erkennen.
Allen Widrigkeiten zum Trotz hat sich nun Tom Hooper („Les Miserables“) des Katzensingspiels angenommen und scheitert auf fast tragisch vorhersehbare Weise. Mit einer Mischung aus erstklassigen Balletttänzern und britischer Schauspiel-Prominenz von Judi Dench bis Idris Elba hat er sein Katzenensemble besetzt. Zweifellos ist hier – und das gilt vor allem auch für die Kulissenbauer und Tanzchoreografen – jede Menge Talent vereint. Doch wenn sich Song an Song ohne nennenswerte Dialoge aneinanderreiht und über fast eine Kinostunde eine Katzenfigur nach der anderen vorgestellt wird, sind die ersten Materialermüdungen deutlich zu erkennen. Auch die Handlung, die danach um einen Gesangswettbewerb auf dem Jellicle-Ball mühsam zusammengeschraubt wird, entwickelt keinerlei Spannungsmomente.
Das Hauptproblem bleibt jedoch die Verwandlung der menschlichen Darsteller in Katzen. Da können die Schauspieler noch so viel auf Zehenspitzen schleichen und mit dem angeklebten Schwanz gestikulieren – eine Katze wird aus ihnen nicht und ihr menschliches Antlitz ist zu sehr verfremdet, um auf der Leinwand irgendeine Wirkung zu entfalten.
» Cats (1 Std. 51 Min.),
Musical, USA 2019
Wertung ★★✩✩✩
Die Zahl „7500“steht in der Luftfahrt für eine Flugzeugentführung. Es ist also klar, wohin der Flug von Berlin nach Paris steuern wird. Doch intensiv ist diese Inszenierung von Patrick Vollrath schon vor dem Abheben. Die einzelnen Schritte vom Checken des Flugmaterials bis zum Bestellen des Menüs, das Gespräch vom amerikanischen Co-Piloten Tobias Ellis (Joseph GordonLevitt) mit seinem Kapitän und der heimlichen Freundin hinten im Passagierabteil ... alles, was im Cockpit passiert, packt bereits, bevor Außergewöhnliches passiert.
Der Film verlässt, bis auf Überwachungsvideos und den Monitor zum Passagierraum, nie diese Hochdruckkammer der Spannung. Vollrath intensivierte die dichte Kammerspiel-Wirkung, indem er die Kamera 20, 30, manchmal 60 Minuten am Stück laufen ließ. Immense Anspannung ist im Film spürbar.
Mit dem Essen für die beiden Flugzeugführer brechen Gewalt und Action in die Kabine ein. Zwei Männer versuchen, in die Kanzel einzudringen, verletzten den Kapitän schwer und den Co-Piloten am Arm. Doch Tobias drängt einen der Gangster wieder hinter die Sicherheitstüre und schlägt den anderen ohnmächtig. Während weitere Entführer enervierend auf die Türe hämmern, drohen sie über Kamera und Sprechanlage, Passagiere zu ermorden, wenn man sie nicht in die Kabine lässt. Derweil steuert Tobias Hannover für eine Notlandung an ...
„7500“ist extrem spannend. Der entscheidende Unterschied, neben der Konzentration auf engen Raum, liegt im Fokus auf der Psychologie statt auf Action. Tobias Ellis kämpft nicht so sehr gegen seine Gegner, sondern für das Überleben aller, sogar seiner Gegner. Joseph GordonLevitt („Snowden“, „The Dark Knight Rises“) kann eine entschlossene, energische aber auch kluge Figur glaubhaft rüberbringen.
» 7500 (1 Std. 32 Min.), Thriller, Deutschland/Österreich 2019
Wertung ★★★★✩