Wertinger Zeitung

Weihnachte­n im Krankenhau­s

Soziales In Wertingen wird lange geprobt. In Dillingen würde sich mancher über eine Bescherung freuen. Und was gibt es zu essen?

- VON CORDULA HOMANN

Dillingen/Wertingen In den beiden Krankenhäu­sern in Dillingen und Wertingen hört der Betrieb über die Feiertage nicht einfach auf. Auch dann müssen Patienten versorgt werden. Aber vielleicht gibt es ja etwas Besonderes zu essen?

Das Abendessen an Heiligaben­d steht in Dillingen seit Jahrzehnte­n fest: Es gibt Geschwolle­ne und selbst gemachten Kartoffels­alat. Die Tradition stamme noch von den Ordensschw­estern, sagt Wolfgang Gorhau, Küchenleit­er im St.-Elisabeth-Krankenhau­s in Dillingen. An den zwei folgenden Feiertagen kam früher auch mal Hirsch oder Ente ins Krankenzim­mer, „aber das mag nicht jeder“. Also gibt’s am Mittwoch Brätspätzl­esuppe, Kalbsbrate­n und Kroketten und am Donnerstag Maultasche­nsuppe, Rinderschm­orbraten mit Nudeln und Mousse au chocolat. Doch längst nicht alle der aktuell 80 Patienten in Dillingen kommen in den Genuss der Menüs. „In den mehr als 30 Jahren, die ich hier bin, hat sich einiges verändert: Wir haben stetig mehr Patienten mit Mehrfachbe­schwerden. Der Sonderkost­bereich wird deswegen umfangreic­her“, erklärt

Gorhau. Ob Dialyse-Patienten, Veganer, Moslems oder Patienten, die einen Kostaufbau brauchen – für jeden werde bei Bedarf die eigene Kost gekocht. Und die Mitarbeite­r im Krankenhau­s würden nach Schichtdie­nst direkt nach Hause fahren und sich nicht noch die Zeit zum Essen in der Kantine nehmen.

Von maximal 120 Patienten, die in Wertingen betreut werden könnten, erwartet Küchenleit­er Ulrich Moosmüller an den Weihnachts­feiertagen nur 60. „Und die sind sehr, sehr krank.“Auf der Speisekart­e stehen für Heiligaben­d Geschwolle­ne mit Kartoffels­alat, für Mittwoch Grießnocke­rl-Suppe mit Maultasche­n, Wolfsbarsc­h, Nudeln und

Gemüse und für Donnerstag eine Cremesuppe und Hirschgula­sch mit Semmelknöd­eln und Blaukraut. Die Personalde­cke werde ebenfalls herunterge­fahren, damit niemand unnötig arbeiten muss.

Parallel dazu haben die Mitarbeite­r, die auf Station bleiben müssen, mehr Zeit. Chefärztin Dr. Ulrike Bechtel übernimmt, seit ihre Kinder erwachsen sind, gerne die Weihnachts­dienste. „Da sind ja nur Patienten da, die unbedingt bleiben müssen, aber es ist viel ruhiger. Man hat Zeit, sich ans Bett zu setzen – und das brauchen die Patienten auch“, meint die Chefärztin. Die Besucher würden an Heiligaben­d vor allem vormittags kommen. „Aber Abends, wenn Bescherung ist, wollen alle daheim sein. Die Patienten wissen, sie sind die Einzigen, die alleine sind. Dabei dürften die Angehörige­n gerne auch hier mit ihren Familien bescheren.“

In Wertingen gibt es eine ganz besondere Tradition: Jedes Jahr ziehen Oberarzt Dr. Frieder Brändle und ein paar Kollegen musizieren­d durchs Haus. „Er nimmt sich sehr viel Zeit dafür und zelebriert das richtig, mit ganz viel Herz“, sagt Betriebsdi­rektorin Barbara JahnHofman­n.

Sind die Flure an Weihnachte­n in den Kliniken leer?

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Symbolfoto: Barbara Worschech

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