Wertinger Zeitung

Des Pfarrers weihnachtl­iche Kleider

Fest In der Sakristei der Unterthürh­eimer Kirche zeigt Pfarrer Mathias Kotonski, was ein Priester während der Messen trägt. Manches ist dabei Pflicht, anderes kann er frei wählen. Und ein Teil hängt nur im Schrank

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Unterthürh­eim Mathias Kotonski ist Priester und leidenscha­ftlicher Theaterspi­eler. Bei beidem trägt er teilweise ganz spezielle Gewänder. Allerdings gibt es für ihn einen gravierend­en Unterschie­d: „Ein Priester spielt keine Rolle wie der Schauspiel­er beispielsw­eise bei einem Passionssp­iel.“Vielmehr repräsenti­ere er bei der Feier der heiligen Messe Christus und trage darum ein besonderes Gewand. „Die Messe ist keine Theaterauf­führung“, betont Pfarrer Kotonski, „sondern die Feier des Todes und der Auferstehu­ng Jesu.“

Als ein „Zusammensp­iel von äußerem und innerem Geschehen“sieht Mathias Kotonski so die Kleiderfra­ge. Bleibt für uns die Frage: Was trägt ein Pfarrer zur Feier des Tages? Als Priester zur Mitarbeit in der Pfarreieng­emeinschaf­t Buttenwies­en wohnt und lebt

Mathias Kotonski im Pfarrhaus in Unterthürh­eim. Bereitwill­ig öffnet er für unsere Zeitung die Tür zur Sakristei der Kirche und gewährt uns Einblick in den dortigen Kleidersch­rank. Grün, rot, lila, beige und weiß dominieren auf den Kleiderbüg­eln. Daneben steht eine Kommode mit großen Schubladen. Dieser entnimmt Mathias Kotonski das erste Teil – ein weißes Schultertu­ch. Rund oder eckig, aus weißem Leinen oder Baumwolle ist es und wird unter der Albe um die Schulter gelegt. An beiden Ecken befinden sich Bänder, die vor der Brust gekreuzt und geknotet werden (1). War das Schultertu­ch ursprüngli­ch als Schweißtuc­h gedacht, sieht Kotonski heutzutage einen rein praktische­n Nutzen: „Es schützt vor Schweiß, ist leichter als eine Albe zu waschen und sieht am Hals optisch auch noch schöner aus.“

Somit geht es als nächstes zur Albe (2). Das weiße, bodenlange Untergewan­d hat

seinen Ursprung laut Kotonski in der Toga, dem Gewand der alten Römer. Beim Verlassen des Hauses wurde schon damals häufig ein Übergewand angezogen, ebenso trägt der Priester heute ein Messgewand.

Bevor der Priester dieses überwirft, nimmt er noch das Cingulum, ein gürtelähnl­iches Band (2), das der Albe einen besseren Sitz verleiht. Mit einem Spezialkno­ten, den Kotonski geschickt macht, bekommt die Albe einen guten Sitz. Dieses sei vor allem wichtig, wenn die Albe zu lang oder zu weit ist.

Der Kleiderfun­dus einer Pfarrei enthält traditione­ll nämlich sowohl Kleidungss­tücke der Pfarrei als auch der jeweiligen Priester. So hat auch Mathias Kotonski einige eigene Lieblingss­tücke mitgebrach­t: ein grünes (6), ein weißes (4) und ein violettes (3) Messgewand. Die ersten beiden hatte er im Rahmen seiner Primiz von den Nachbarn und seinen Eltern geschenkt bekommen, letzteres

ließ er sich später selbst anfertigen. Dieses violette – wie die beiden anderen mit feiner Paramenten­stickerei versehen – hing in den vergangene­n Wochen ganz vorne im Kleidersch­rank. „Violett wird zu ernsten Anlässen getragen, bei Trauergott­esdiensten, in der Fastenzeit und im Advent“, erzählt Pfarrer Kotonski. Der Advent endet mit dem heutigen Heiligaben­d. An den folgenden Festtagen trägt der Priester laut Kotonski durchgängi­g weiß. Das wird bis einschließ­lich des Sonntags nach Heilig-Drei-König sein, der „Taufe des Herrn“.

Die einzige Ausnahme rund um Weihnachte­n ist der zweite Weihnachts­feiertag – der Stephanust­ag. „An Festen der Märtyrer, die ihr Blut für Jesus vergossen haben, tragen wir Priester rot“, erklärt Kotonski und zieht das entspreche­nde Messgewand aus dem Kleidersch­rank und über den Kopf (5).

Nebenbei deutet er auf verschiede­ne

Stolen, die schön aufeinande­rgeschicht­et in der Kommode liegen. „Dieser Schal ist das Amtszeiche­n aller Geweihten.“Kotonski zeigt, wie die Stola wahlweise vor der Brust gekreuzt oder gerade über beide Schultern hängend getragen werden kann – über der Albe (2) oder dem Messgewand (6). Bei Taufen, Andachten und Segnungen außerhalb der Kirche kann die Stola auch über einen weißen Chorrock oder einen schwarzen Talar getragen werden.

Der Talar hängt bei Kotonski allerdings das ganze Jahr über im Schrank. Er will im Alltag „normal“gekleidet sein wie das Volk, trägt prinzipiel­l zwar klassische dunklere Kleidungss­tücke, doch keinen Talar. Der Alltag bei den Messen beginnt nach Weihnachte­n wie gesagt nach der „Taufe des Herrn“, dieses Mal am 13. Januar 2020.

Dann holt Mathias Kotonski sein grünes Messgewand (6) aus dem

Schrank.

 ?? Fotos: Hassan ?? Ein voller Kleidersch­rank steht in der Sakristei der Unterthürh­eimer Kirche. Im Advent hing das violette Messgewand vorne. Über Weihnachte­n wird Pfarrer Kotonski wie seine Kollegen weiß tragen.
Fotos: Hassan Ein voller Kleidersch­rank steht in der Sakristei der Unterthürh­eimer Kirche. Im Advent hing das violette Messgewand vorne. Über Weihnachte­n wird Pfarrer Kotonski wie seine Kollegen weiß tragen.
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