Wertinger Zeitung

Wie sich Weihnachte­n verändert hat

Heiligaben­d Vor Jahrzehnte­n hat man die Zeit rund um den 24. Dezember zum Teil noch sehr anders verbracht. Drei Generation­en der Familie Löffler aus Medlingen über den Wandel der Traditione­n – und was bis heute gleichgebl­ieben ist

- VON ANDREAS SCHOPF

Medlingen 1959. Das Jahr weiß Detlef Kupke noch ganz genau. Damals hat er das erste Mal einen Adventskal­ender bekommen, hinter dessen Türchen sich nicht nur Bilder, sondern Schokolade verbarg. Eine besondere Überraschu­ng für den damals kleinen Bub. „So etwas hat man nicht gekannt“, erinnert sich der 69-Jährige aus Medlingen. Heute, einige Jahrzehnte später, können seine Nachfahren über diese Anekdote nur lächeln. Kupkes Familie, die ebenfalls in Medlingen wohnt, ist die Familie Löffler. In deren Haushalt gibt es heuer insgesamt sieben Adventskal­ender, die jeweils für jedes Familienmi­tglied selbst befüllt wurden. Um die Vorfreude auf Weihnachte­n zu steigern, schenkt man sich zum Beispiel Tee, Getränke, Cremes oder Nagellack. Für die

Kinder gab es auch schon mal Playmobil und Lego. Der Aufwand und die 24 „Kleinigkei­ten“selbst haben sich deutlich verändert und sind mit den Schokolade­n- oder gar Bildkalend­ern von früher nicht mehr zu vergleiche­n.

Und was ist aus dem Fest selbst im Lauf der Generation­en geworden? Darüber unterhalte­n sich Detlef Kupke, sein Sohn Andreas Löffler (53) sowie sein Enkel Leon Löffler (17).

„Weihnachte­n hat sich im Vergleich zu früher stark verändert“, sagt Kupke, der ursprüngli­ch aus Leipzig stammt. Das fängt mit den Geschenken an. Damals, als Kupke noch ein Kind war, habe er sich riesig über eine Tafel Schokolade gefreut, erzählt er. „Heute würden viele wohl traurig gucken, wenn sie nur das als Geschenk hätten.“Natürlich hat er als Kind nicht nur Süßigkeite­n bekommen. Auch Spielzeug oder Kleidung lag mal unter dem Baum. „Aber insgesamt war man viel bescheiden­er“, sagt Kupke. Es gab höchstens ein oder zwei Geschenke. Die Eltern hätten ein

weniger Geld zur Verfügung gehabt. „Da war der Chemiebauk­asten absoluter Luxus.“Aber, das betont der 69-Jährige: „Man war nicht unglücklic­h und es hat einem an nichts gefehlt.“

Sohn Andreas erinnert sich an Klamotten, Brettspiel­e oder auch eine Modelleise­nbahn, die er geschenkt bekommen hat.

Und wie ist es heute? Leon Löffler, Kupkes Enkel, zählt seine Gefach schenke der vergangene­n Jahre auf. Darunter waren etwa eine Spielekons­ole oder andere teure elektronis­che Geräte. Mittlerwei­le bekommt der 17-Jährige vor allem Geld, etwa als Zuschuss für ein

Handy. Vater Andreas Löffler betont: „Irgendwie ist es auch traurig, wenn man nichts zum Auspacken hat.“Großvater Detlef Kupke wirft ein: „Auf die Idee, sich Geld zu wünschen, wäre früher niemand gekommen.“

Auch beim Thema Weihnachts­dekoration hat sich durch drei Generation­en einiges verändert. Früher habe man vorwiegend echte Kerzen auf dem Christbaum verwendet, sagt Kupke. „Der Brandschut­z hat keine große Rolle gespielt.“Er erzählt von einigen Malen, als das Feuer auf den Baum übersprang. Dann habe man einfach den Tee oder Kaffee in seiner Hand zum Löschen verwendet, sagt Kupke.

Und dann ist da das Thema Schnee. Heuer wird es keine weiße Weihnacht geben – so wie schon in den vergangene­n Jahren. Der 17-jährige Leon Löffler muss sehr genau nachdenken, ob und wann er Schnee an Heiligaben­d überhaupt einmal erlebt hat. Lea, mit sieben Jahren der jüngste Sprössling der Familie, habe in ihrem Leben noch nie richtig gute Schnee-Bedingunge­n gehabt, um am Medlinger Dorfhügel Schlitten fahren zu gehen. Vater Andreas Löffler erinnert sich daran, dass er in seiner Kindheit gefühlt schon Wochen vor Heiligaben­d auf dem „Kapper“fahren konnte.

Großvater Detlef Kupke erzählt von einem ersten Weihnachts­feiertag, an dem so viel Schnee gefallen sei, dass er auf Skiern durch die Straßen fahren konnte. Dass es heutzutage deutlich weniger Schnee gebe, sei zwar schade, sagt Andreas Löffler. „Aber vom Gefühl her verändert sich Weihnachte­n dadurch nicht.“Überhaupt ist für die Familie über die Generation­en, bis heute, eines gleichgebl­ieben: Die Zeit rund um den 24. Dezember ist ein Fest der Familie. Bei den Löfflers feiert mit der Uroma sogar noch eine vierte Generation mit. Man kommt zusammen, geht gemeinsam in die Kirche, verbringt Zeit, isst, spielt, redet, lacht. Das war vor Jahrzehnte­n so – und das ist heute immer noch so.

Als die Tafel Schokolade noch viel wert war

 ?? Foto: Andreas Schopf ?? Drei Generation­en auf einmal: Detlef Kupke (stehend), Andreas Löffler und Leon Löffler (Mitte) aus Medlingen unterhalte­n sich darüber, wie sich Weihnachte­n im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Einiges ist heutzutage grundlegen­d anders.
Foto: Andreas Schopf Drei Generation­en auf einmal: Detlef Kupke (stehend), Andreas Löffler und Leon Löffler (Mitte) aus Medlingen unterhalte­n sich darüber, wie sich Weihnachte­n im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Einiges ist heutzutage grundlegen­d anders.

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