Mit Musik in die geistliche Tiefe der Adventszeit
Konzert Gesangverein Dillingen veranstaltet wieder vorweihnachtliches Musizieren. Auch die Zuhörer singen mit
Dillingen Das „Vorweihnachtliche Singen und Musizieren“, das der Gesangverein Dillingen zusammen mit der Volkshochschule anbietet, zieht jedes Jahr mehr Besucher an. Musste man vor einigen Jahren schon aus der heimeligen Atmosphäre des CollegSaals in den großen Saal des Kirchenzentrums St. Ulrich umziehen, so ist dieser inzwischen auch schon zu klein, sodass nun die Pfarrkiche St. Ulrich den geräumigen und würdigen Rahmen bietet. Werner Bosch als Vertreter der Volkshochschule begrüßte eine große Besucherzahl. Das Geheimnis dieses Abends liegt wohl in der ausgeglichenen Mischung von Chorgesang verschiedenster Zeiten und Stilgattungen, instrumentaler und vokaler Volksmusik und der Moderation von Chorleiter Xaver Käser, dem es immer wieder gelingt, über den konzertanten Teil hinaus die geistliche Tiefe der Adventszeit verständlich zu erschließen.
Die Erlösungsbedürftigkeit der Menschen beschrieb der Chor mit „Wir wandern durch die schwerste Zeit“, einem Text, der unter dem Eindruck der Schrecken des NaziRegimes entstanden ist. In seiner Einleitung warnte der Moderator eindringlich vor dem Erstarken des Nazi-Geistes in unserer Zeit. Bezug nehmend auf den Wirbel um die Schülerin Benigna Munsi, die heuer das Nürnberger Christkind spielt, schrieb er den selbst ernannten Rettern des christlichen Abendlandes ins Stammbuch, dass Jesus kein reinrassiger Deutscher, sondern ein Jude war, und dass deswegen Christentum und Ausländerfeindlichkeit überhaupt nicht zusammenpassten. Die schwäbisch gereimte Aussage, dass Propheten nicht nur im Alten Testament
nötig waren, sondern heute noch genauso wichtig sind, ergänzte der Chor mit dem Spiritual „Lord, I want to be a Christian“. Auf die Deutung, warum nicht die Frommen als Erste die Botschaft von der Geburt des Messias erfuhren, sondern armselige Hirten, antwortete der Chor mit dem 23. Psalm aus einem schottischen Gesangbuch, dem Chorsängerin Brigitte Kellermann eine ansprechende deutsche Übersetzung unterlegt hatte.
Heiter-besinnlich erklärte Chorleiter Xaver Käser den Unterschied zwischen dem heiligen Nikolaus von Myra und dem Weihnachtsmann der Firma Coca-Cola, den der Chor mit dem zeitgenössischen Nikolaus-Lied „Goldglanz gießt du aus“bestätigte. Die Meditation über den Christbaum als Sinnbild für den Baum des Lebens mündete in das barocke „Psallite“und in Mendelssohn Bartholdys „Welch ein Klingen, Engel singen“. Den Jahresausklang nahm der Chorleiter zum Anlass, über das Ende des irdischen Lebens nachzusinnen: „A jeder will in Himmel nei, bloß allzu schnell muaß des et sei.“Mit Heinrich
Bones „Das alte Jahr vergangen ist“und Fritz Jeßlers „Still ging dahin ein gutes Jahr“ließ der Chor das Jahr 2019 musikalisch ausklingen. Weitere Chorsätze, volkstümlich, klassisch und modern, ergänzten den Part des Gesangvereins.
Das neu formierte „Donau-Rieser Saitentrio“(Gabi Kronwitter, Jochen Gericke, Erich Meier) setzte mit Hackbrett, Zither und Kontrabass wohltuende instrumentale Ruhepunkte. Der „Lechschwäbische Dreigesang“(Xaver Käser, Paul Weishaupt, Josef Rupp) brachte mit schwäbischen und alpenländischen Weisen die adventliche Erwartung in gewohnter Klarheit zum Klingen. Auch die Zuhörer wurden mit zwei Kanons, „Macht hoch die Tür“und „Die Gott suchen, denen wird das Herz aufleben“, in das Programm eingebunden. Der mächtige Schlusschor „Tollite hostias“aus dem Weihnachtsoratorium von Camille SaintSaëns beschloss einen fast zweistündigen, aber kurzweiligen Abend, der die lange applaudierenden Zuhörer dankbar und berührt in den Advent entließ.