Wertinger Zeitung

„Wenn ich falle, dann nach vorn“

Porträt Denzel Washington zählt zu den höchstdeko­rierten schwarzen Schauspiel­ern. Auch mit 65 Jahren und zwei Oscar-Auszeichnu­ngen ist noch lange nicht Schluss

- Stefanie Gronostay

Den 27. März 1975 wird Denzel Washington wohl niemals vergessen. Nicht, weil er an diesem Tag einen Oscar geholt hätte. Das sollte erst 15 Jahre später passieren. Sondern weil der damals 20-Jährige an jenem Nachmittag im Schönheits­salon seiner Mutter eine Prophezeiu­ng erhielt. Eine alte Dame sagte zu ihm: „Sie werden die Welt bereisen und zu Millionen von Menschen sprechen.“Sie sagte dies zu einem Washington, der 1975 am Tiefpunkt angekommen war. Drei Ausbildung­en hatte er bereits begonnen. Doch keine schien das Richtige für ihn zu sein. Washington wusste nicht, was er mit seinem Leben anfangen wollte.

Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich die Worte der alten Dame erfüllten. Im September 1975 stand Washington das erste Mal auf einer Theaterbüh­ne und wusste:

„Ich möchte nichts anderes mehr machen.“1981 drehte der Schauspiel­er seinen ersten Kinofilm. Sechs Jahre später wurde er als Steve Biko in dem Apartheids­drama „Schrei nach Freiheit“einem breiten Publikum bekannt. Die Dame sollte recht behalten: Sein Beruf führte Washington um die Welt, und durch seine Filme sprach er zu Millionen. An diesem Samstag wird die Hollywoodl­egende 65, und ans Aufhören denkt er noch lange nicht.

Als Washington im College gefragt wurde, was er werden wolle, antwortete er: Der beste Schauspiel­er der Welt.

„Die anderen Studenten haben mich angesehen, als sei ich verrückt geworden“, erzählte Washington

2002, als er seinen zweiten Oscar für seine Darstellun­g in „Training Day“entgegenna­hm. Es war ein besonderer Moment, denn nach Sidney Poitier war er der zweite afroamerik­anische Schauspiel­er überhaupt, der für eine Hauptrolle mit dem Goldjungen ausgezeich­net wurde. „Das Leben hat mich gelehrt, der Beste zu sein, der ich sein kann“, sagte Washington. Sieben Mal hinfallen, acht Mal aufstehen. „Wenn ich falle, dann nach vorn. So sehe ich, wo ich aufschlage“, sagte Washington 2011 in einer Rede. Er erinnerte sich an den Beginn seiner Karriere, als er für eine Rolle am Broadway vorsprach. Die perfekte Rolle – wie er dachte. „Abgesehen von der Tatsache, dass ich nicht singen kann.“Washington bekam den Part nicht. Doch aufgegeben hat er nicht. Er ging aus dem Vorspreche­n raus und bereitet sich auf das nächste vor. Washington, dessen Vater Priester war, betete und scheiterte noch viele Male, wie er sagt. 2010 spielte er in dem Familiendr­ama „Fences“genau in dem Theater, in dem er sein erstes Vorspreche­n vergeigt hatte. 2016 wurde das Stück verfilmt – mit Washington in der Regie und als Hauptrolle.

Gerade erst hat Washington den Thriller „The Little Things“abgedreht. 2020 steht eine Neuverfilm­ung des Shakespear­e-Klassikers „Macbeth“an, mit ihm in der Rolle des machtgieri­gen Fürsten. Seiner großen Liebe, dem Theater, ist er über all die Jahre treu geblieben.

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Foto: Lisa Ducret/dpa

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