Eine neue Kiste für mehr Leben

Kisten sind klasse. Und haben dieser Tage Hochkonjunktur. Was kann man da nicht alles hinein werfen. Unnütze Geschenke. Klamotten. Spielzeug. Kruscht, den man eigentlich zwischen den Jahren, also jetzt, endlich verräumen will, wozu dann aber doch die Zeit fehlt, oder die Geduld, oder beides. So liegt es dann eben dort. All das Zeug. Weg irgendwie und wird nicht selten sogar vergessen. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Weil das Konzept, alles in eine Kiste zu stopfen, Deckel drauf und Ruhe, so oft so gut funktioniert, verkaufen clevere Geschäftsleute dauergestressten Digitalsuchterkrankten nun einfach neue Kisten. Leere Kisten. Edle Kisten. Hinein soll nur ein Trumm. Eines, das immer mehr Leuten die Ruhe raubt. Ich lege mein Handy rein „und gehe mein Leben genießen“. Donnerwetter – mit vollmundigeren Worten wurde wohl selten eine leere Kiste angepriesen.

Doch auch diese Kiste kommt exakt zur rechten Zeit: Digital Detox ist angesagt. Und passt zu all den Vorsätzen, die nun fürs neue Jahr ersonnen werden: entgiften, entschleunigen, entschlacken. Dass Digital Detox viel einfacher und viel billiger möglich wäre, nämlich indem das Smartphone einfach mal ausgeschaltet wird, geschenkt. Lieber eine neue Kiste. Für das neue Spielzeug. Klappt es nicht mit der Kiste, wäre ein Schließfach überlegenswert. Den Schlüssel dafür kann man in einer der vielen Kisten verstecken. Denn wer weiß, wofür sie uns als Nächstes leere Kisten andrehen werden...