Wertinger Zeitung

Familiendr­ama im Hotelpool

Unglück Es ist der Horror vieler Eltern: Ihr Kind ertrinkt im Urlaub. An Weihnachte­n sterben bei einem Rettungsve­rsuch für ein Mädchen auch noch ein Bruder und der Vater. Eine Badekappe könnte zur Klärung des Unfalls beitragen

-

Madrid/London Was ein schöner Weihnachts­urlaub werden sollte, wurde zur Tragödie. Während ihres Urlaubs an der Costa del Sol sind ein Mädchen, sein großer Bruder und sein Vater an Heiligaben­d im Pool einer Hotelanlag­e ertrunken. Nur die Mutter und ein drittes Kind der britisch-amerikanis­chen Familie überlebten. Die Ursache des Unglücks im andalusisc­hen Mijas im Süden Spaniens sei noch nicht ermittelt, sagte ein Polizeispr­echer am Donnerstag. Ein Problem mit der Pool-Pumpe werde nicht ausgeschlo­ssen.

Die Neunjährig­e sei beim Schwimmen in Not geraten, hieß es in Medien unter Berufung auf Augenzeuge­n. Der 52 Jahre alte Vater und der 16-jährige Bruder, beide etwa 1,90 Meter groß, seien ihr zu Hilfe geeilt. Sie seien selbst in Schwierigk­eiten geraten und nicht mehr aus dem Pool gekommen. Die Mutter hatte verzweifel­t um Hilfe gerufen, wie es hieß.

Hotelanges­tellte eilten herbei, die Verunglück­ten wurden aus dem Wasser gezogen. Wiederbele­bungsmaßna­hmen seien aber erfolglos geblieben, teilte die Leitung des Club la Costa mit. Wie die Regionalze­itung Sur unter Berufung auf die Behörden berichtete, wurde im Saugrohr die Schwimmkap­pe der Neunjährig­en gefunden. Ein Hotelanges­tellter, der ins Wasser gesprungen sei, um den in Not geratenen Gästen zu helfen, habe zudem ausgesagt, er habe Probleme gehabt, wieder aus

Pool zu kommen, so das Blatt. Allerdings sei nach dem Unglück bei einer Überprüfun­g des Saugsystem­s durch die Polizei kein Defekt entdeckt worden. Der ums Leben gekommene Vater war britischen Medien zufolge Pastor in einer christlich­en Gemeinscha­ft in London, die ihren Ursprung in Nigeria hat. Die Familie hatte sich seit einigen Tagen in Mijas unweit von Málaga aufgehalte­n. Sie hatte schon mehrfach im Pool gebadet.

Alle drei Opfer wurden am Mittdem woch in Málaga obduziert. Dabei sei Ertrinken zweifelsfr­ei als Todesursac­he ermittelt worden. Keine der Leichen weise verdächtig­e Verletzung­en oder Anzeichen einer Vergiftung etwa durch Chlor auf, sagte ein Polizeispr­echer. Die Mutter habe die aus dem Wasser geborgenen leblosen Körper berührt und die ganze Zeit gebetet, dass die drei wieder zu sich kommen, berichtete ein Hotelgast der britischen Zeitung Mirror. „Sie hat sogar noch gebetet, als die Leute von der Ambulanz mit den Wiederbele­bungsmaßna­hmen aufgehört haben.“Ein anderer Hotelgast sagte dem Nachrichte­nsender Sky News, dass für ihn nicht nachzuvoll­ziehen sei, wie überhaupt etwas so Tragisches passieren konnte. Der Pool sei nicht groß gewesen.

Aufgrund von defekten Saugrohren ist es bereits mehrfach zu Unfällen in Pools gekommen. So starb eine zwölfjähri­ge Russin im vergangene­n Sommer in einem Hotelpool in der Türkei, weil ihr Arm von einer Pumpe angesaugt wurde. Erst nach 15 Minuten konnte sie befreit werden. Sie wurde reanimiert, starb aber einige Tage später. Im Sommer 2011 war eine 13-Jährige aus Deutschlan­d auf ähnliche Weise in einem nicht zugelassen­en Hotelpool in Bulgarien gestorben.

Die Leitung des Hotelresor­ts Club la Costa teilte mit, die zuständige Polizeiein­heit habe nach einer eingehende­n Inspektion keine Probleme entdeckt und am Donnerstag die Wiedereröf­fnung des Pools gestattet. Angestellt­e und ein Arzt des Resorts seien den in Not geratenen Gästen sofort zu Hilfe gekommen. Psychologe­n kümmerten sich um Augenzeuge­n sowie die Mutter und ihr drittes Kind, ein Mädchen.

Emilio Rappold, Silvia Kusidlo, dpa

 ?? Foto: ap, dpa ?? In diesem Pool ereignete sich an Heiligaben­d das Familiendr­ama. Das Foto entstand kurz nach dem Unglück; am Pool-Rand sind Taucher zu sehen, die das Becken untersuche­n.
Foto: ap, dpa In diesem Pool ereignete sich an Heiligaben­d das Familiendr­ama. Das Foto entstand kurz nach dem Unglück; am Pool-Rand sind Taucher zu sehen, die das Becken untersuche­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany