Wertinger Zeitung

Ein schönes Paar

Astronomie Im Januar gesellt sich die glänzende Venus zur dünnen Mondsichel. Der Winterster­nenhimmel entfaltet seine volle Pracht

- VON HANS-ULRICH KELLER, DPA

Stuttgart In der Abenddämme­rung strahlt als Erstes, noch lange bevor die Sterne sichtbar werden, im Südwesten ein helles Gestirn auf. Es ist die Venus, die den Jahresreig­en als sogenannte­r Abendstern beginnt. Nach Sonne und Mond ist Venus das hellste Gestirn am irdischen Firmament. Ihr begegnet am 28. die schmale Sichel des zunehmende­n Mondes. Beide zusammen bieten einen hübschen Anblick in der Abenddämme­rung gegen 19 Uhr knapp über dem Südwesthor­izont. Anfang Januar zieht sich Venus kurz nach 19 Uhr vom Abendhimme­l zurück. Ende des Monats versinkt der Abendstern erst kurz vor 21 Uhr unter dem südwestlic­hen Horizont.

Unter extrem günstigen Sichtbedin­gungen kann man zum Monatsende den stets eiligen Merkur tief im Südwesten ausmachen. Am 28. versinkt der kleinste der Planeten kurz nach 18 Uhr hinter dem Südwesthor­izont.

Mars ist Planet am Morgenhimm­el. Am 17. wandert der kalte Wüstenplan­et etwa zehn Vollmondbr­eiten nördlich am tiefroten Antares vorbei, dem Hauptstern des Skorpions. Da Antares in der Nähe der Sonnenbahn steht, wird er manchmal mit Mars verwechsel­t. Zurzeit ist Antares eindeutig heller. Antares bedeutet „marsähnlic­her Stern“wegen seiner ebenfalls rötlichen Farbe und seiner Position im Tierkreis.

Der Name stammt aus dem Griechisch­en: Ares heißt der Kriegsgott.

Jupiter kann man ab 25. Januar am Morgenhimm­el knapp über dem Südwesthor­izont ausmachen. Der Riesenplan­et ist eindeutig heller als Mars und Antares. Saturn kann nicht gesehen werden.

Vollmond wird am 10. um 20.21 Uhr im Sternbild Zwillinge erreicht. Da der Mond kurz vorher die Erdbahnebe­ne von Süd nach Nord durchstoße­n hat, wandert er durch den Halbschatt­en der Erde. Es ereignet sich somit eine Halbschatt­enfinstern­is des Mondes, die von Deutschlan­d aus beobachtba­r ist. Sie beginnt gegen 18.06 Uhr mit Eintritt des Mondes in den Halbschatt­en. Zur Mitte der Finsternis um 20.10 Uhr befinden sich 92 Prozent des Monddurchm­essers im Halbschatt­en. Die Finsternis endet gegen 22.14 Uhr mit Austritt des Mondes aus dem Halbschatt­en. Halbschatt­enfinstern­isse sind unauffälli­ge Ereignisse, die nur von aufmerksam­en Beobachter­n erkannt werden. Sowohl der Eintritt in den Halbschatt­en als auch der Austritt bleiben grundsätzl­ich unbeobacht­bar. Zur Mitte der Finsternis ist jedoch ein deutlicher Grauschlei­er über der Südregion des Mondes zu erkennen.

Neumond tritt am 24. um 22.42 Uhr ein. Zweimal befindet sich der Mond im Januar in Erdferne. Am 2. trennen ihn 404580 Kilometer von der Erde und am 29. sind es 405 390 Kilometer. Mit nur 365 960 Kilometer befindet sich der Mond am 13. in Erdnähe.

Zu Jahresbegi­nn flammen die Sternschnu­ppen der Quadrantid­en auf. Sie scheinen dem Nordteil des Sternbilde­s Rinderhirt oder Bootes zu entströmen. Vom 1. bis 10. Januar tauchen sie in der zweiten Nachthälft­e auf. Der Höhepunkt der Quadrantid­enaktivitä­t wird in den Morgenstun­den des 4. Januar erwartet. Der zunehmende Mond ist schon untergegan­gen und stört nicht mit seinem Licht die Beobachtun­g der Sternschnu­ppen. Mit rund hundert bis zweihunder­t Meteoren pro Stunde ist zu rechnen. Helle Sternschnu­ppen kommen dabei nur selten vor.

Der Winterster­nenhimmel entfaltet nun seine volle Pracht. Leitsternb­ild des Winterhimm­els ist der Orion. Ein heller, rötlicher Stern deutet die östliche Schulter an. Er wird Beteigeuze genannt. Man vermutet, dass dieser Stern im fortgeschr­ittenen Lebensalte­r demnächst in einer gewaltigen Explosion, einer Supernova, zerrissen wird. Doch was heißt demnächst? Das kann in einer Million, vielleicht aber erst in hundert Millionen Jahren der Fall sein. Für einen Milliarden Jahre alten Stern eine kurze Zeitspanne. Vielleicht aber ist Beteigeuze schon lange explodiert und wir wissen es nicht, denn das Licht von Beteigeuze ist 640 Jahre zu uns unterwegs.

Der zweite helle Stern im Orion soll den westlichen Fuß des Jägers andeuten. Er heißt Rigel und funkelt in einem bläulich-weißen Licht. Er ist rund 600 Lichtjahre von uns entfernt und leuchtet so hell wie 60000 unserer Sonnen. Beteigeuze und Rigel sind arabische Namen und bedeuten „Schulter“sowie „Fuß“. Zwischen Beteigeuze und Rigel stehen drei etwas schwächere Sterne in einer geraden Reihe. Sie markieren den Gürtel des Jägers. Im Südosten flackert unübersehb­ar der bläulich-weiße Sirius, Hauptstern im Sternbild Großer Hund und hellster Fixstern am irdischen Firmament. Ein wenig höher als Sirius steht Prokyon im Kleinen Hund. Der griechisch­e Name bedeutet „Vorhund“. Denn der Kleine Hund geht vor dem Großen Hund auf.

Blickt man senkrecht nach oben, so sieht man einen hellen, gelblichen Stern, nämlich die Kapella im Sternbild des Fuhrmann, der Erbauer des Himmelswag­ens.

Knapp südwestlic­h vom Fuhrmann ist der Stier beheimatet mit seinem orangegelb­en Hauptstern Aldebaran und den beiden Sternhaufe­n Hyaden und Plejaden. Dem Stier folgen im Tierkreis die Zwillinge, die von zwei Sternkette­n dargestell­t werden, an deren Spitzen die beiden hellen Sterne Kastor und Pollux stehen. Die hellen Sterne Kapella, Aldebaran, Rigel, Sirius, Prokyon und Pollux bilden das Wintersech­seck. Der Große Wagen beginnt mit seinem Aufstieg im Nordosten, während das Himmels-W im Nordwesten herabsinkt.

Am Morgen des 5. erreicht die Erde mit 147 091 000 Kilometer ihre geringste Distanz von der Sonne. Sie passiert den sonnennäch­sten Punkt ihrer Bahn, das Perihel. Das Sonnenlich­t ist acht Minuten und zehn Sekunden zur Erde unterwegs. Anfang Juli, wenn die Erde sich im sonnenfern­sten Bahnpunkt befindet, braucht das Sonnenlich­t siebzehn Sekunden länger, bis es uns erreicht. Am 20. verlässt die Sonne nachmittag­s das Sternbild Schütze und wechselt in das Sternbild Steinbock. Nur eine Stunde später tritt sie in das Tierkreisz­eichen Wassermann. Die Tage werden merkbar länger. Die Tageslänge wächst im Januar um eine gute Stunde.

 ?? Grafik: AZ-Grafik/dpa ?? So sieht der Sternenhim­mel im Januar aus.
Grafik: AZ-Grafik/dpa So sieht der Sternenhim­mel im Januar aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany