Wertinger Zeitung

Ein berühmtes Gedicht

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland handelt von einem Mann, Kindern und einem Birnbaum

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Dann hättest du den Herrn von Ribbeck sicher gemocht. So heißt die Hauptfigur in einem Gedicht von Theodor Fontane über einen Birnbaum. Im Gedicht geht es um einen Mann, der jedes Jahr Kindern Birnen aus seinem Garten schenkt. Als er stirbt, bittet er darum, dass eine Birne mit in sein Grab gelegt wird. Und nach ein paar Jahren wächst dort ein Birnenbaum, der den

Kindern wieder Birnen schenkt. Der Ort Ribbeck liegt im Bundesland Brandenbur­g, im Nordosten von Deutschlan­d. Genauer gesagt im Havelland, also im Gebiet am Fluss Havel. Das Gedicht von Theodor Fontane heißt daher: Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Für alle, die es noch nicht kennen, hier können sie es mal nachlesen:

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Ein Birnbaum in seinem Garten stand, Und kam die goldene Herbstesze­it Und die Birnen leuchteten weit und breit, Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl, Der von Ribbeck sich beide Taschen voll, Und kam in Pantinen ein Junge daher, So rief er: „Junge, wiste ‘ne Beer?“ Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick hebb ‘ne Birn.“

So ging es viel Jahre, bis lobesam Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende. ‘s war Herbstesze­it, Wieder lachten die Birnen weit und breit; Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab. Legt mir eine Birne mit ins Grab.“Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldach­haus, Trugen von Ribbeck sie hinaus,

Alle Bauern und Büdner mit Feiergesic­ht Sangen „Jesus meine Zuversicht“, Und die Kinder klagten, das Herze schwer: „He is dod nu. Wer giwt uns nu ‘ne Beer?“

So klagten die Kinder. Das war nicht recht – Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht; Der neue freilich, der knausert und spart, Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt. Aber der alte, vorahnend schon Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn, Der wußte genau, was damals er tat, Als um eine Birn’ ins Grab er bat, Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus Ein Birnbaumsp­rößling sproßt heraus.

Und die Jahre gingen wohl auf und ab, Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, Und in der goldenen Herbstesze­it Leuchtet’s wieder weit und breit. Und kommt ein Jung’ übern Kirchhof her, So flüstert’s im Baume: „Wiste ‘ne Beer?“Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: „Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick gew’ di ‘ne Birn.“So spendet Segen noch immer die Hand Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Theodor Fontane

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