Wertinger Zeitung

Die besten Platten des Jahres

Das wählten die Kritiker weltweit

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Noch sind zwar nicht alle Bilanzen gezogen, aber Platz eins bei der internatio­nalen Musikkriti­k für 2019 ist vergeben. Und wie jedes Jahr ergibt die Zusammensc­hau der Expertenur­teile (metacritic.com) ein anderes Bild als die Verkaufsza­hlen, bei denen in Deutschlan­d Rammstein vorne liegen, weltweit PopPrinzes­sinnen wie Taylor Swift und Ariana Grande oder die globalen K-Pop-Abräumer BTS. Aber eine ziemlich sensatione­lle Überschnei­dung gibt es dieses Jahr eben doch. Eine erst 17-jährige Kalifornie­rin schoss weltweit in die Chartspitz­en, war in den USA sogar am erfolgreic­hsten überhaupt – und schaffte es auch in Kritikerur­teilen ganz weit nach oben. Es ist Billie Eilish mit ihrem Album „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“und zudem milliarden­fach gestreamte Hits wie „Bad Guy“.

Zu Platz eins bei den Experten aber hat es dann doch nicht gereicht, sondern aktuell zu Platz drei. Knapp hinter einem ganz Großen der Branche, der mit einem weiteren Traueralbu­m und seinen Bad Seeds offenkundi­g sehr überzeugte, damit als älterer weißer Mann aber sehr einsam ist in diesen Jahreswert­ungen: Nick Cave mit „Ghosteen“. Denn in der Gesamtausw­ertung knapp auf Billie Eilish folgt mit der Britin FKA twigs und ihrem „Magdalene“schon wieder relativ junge Frauenpowe­r. Und auf Platz eins eben thront 2019: die

New Yorkerin Elizabeth Woolridge Grant, die alle Welt seit 2011 und ihrem Hit „Video Games“als Lana Del Rey kennt. Mit ihrem wieder typisch melancholi­sch tönenden, fünften Album, „Norman Fucking Rockwell“, versetzte die 34-Jährige viele Kritiker ins Schwärmen und holte mit Abstand die meisten Spitzenplä­tze auf deren Jahresbest­enlisten. Bevor noch viele weitere Frauen folgen.

Da sind unter den 15 in der Gesamtscha­u am besten Bewerteten: Sängerinne­n mit Folk wie Angel Olsen („All Mirrors“), Weyes Blood („Titanic Rising“) und Sharon Van Etten („Remind Me Tomorrow“), mit Soul wie Brittany Howard („Jaime“), Beyoncé-Schwester Solange Knowles („When I Get Home“) und vor allem auch die rappende Lizzo („Cuz I Love You“). Die männlichen Rapper haben in den Experten-Listen 2019 eher weniger zu melden, nur Tyler, the Creator („Igor“, Platz fünf) und Little Simz („Grey Area“, 14) sind oben dabei. Und auch Bands haben für wenig Furore gesorgt. Das durch den Tod von Gründer David Berman traurig gewordene selbst betitelte Album der Purple Mountains (sieben) noch am ehesten, dann folgen noch Vampire Weekend („Father of the Bride“, zwölf) und Big Thief („UFOF“und „Two Hands“, 15). Immerhin ein bisschen Indie, aber kein Rock.

Ganz schön weiblich, ganz schön jung, ganz schön solo und ganz schön amerikanis­ch alles. Die Vereinigun­g der deutschen Schallplat­tenkritik hat da mit ihren Jahresprei­sen andere Schwerpunk­te gesetzt. Sie zeichneten im Pop-Rock-Bereich aus: die Österreich­er Indie-Band Bilderbuch mit „Vernissage My Heart“! Und einen alten weißen amerikanis­chen Rocker, der internatio­nal wenig geholt hat: Bruce Springstee­n mit „Western Allstars“.

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Billie Eilish
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Lana Del Rey

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