Wertinger Zeitung

Abenteuer einer Fledermaus

Haushaltst­ipps Wachs auf der Tischdecke, Rotwein am Hemd – in der Landwirtsc­haftsschul­e experiment­iert man mit Hausmittel­n und Handelspro­dukten. Die Ergebnisse sind interessan­t

- VON BÄRBEL SCHOEN

Wertingen Wie herrlich war doch das Weihnachts­fest. Kerzen tauchten alles in romantisch­es Licht, die Weihnachts­gans schmeckte köstlich, und auch der Rotwein mundete vorzüglich. Doch kaum sind die Feiertage vorbei, folgt oft die zweite Bescherung: Wachskleck­se auf der kostbaren Tischdecke, Rotweinspr­itzer auf dem weißen Hemd und braune Kaffeeflec­ken obendrein. Oh Schreck, wie entfernt man die unschönen Überbleibs­el von Weihnachte­n bloß wieder?

In der Wertinger Teilzeitsc­hule am Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten gab es rechtzeiti­g vor Weihnachte­n eine bemerkensw­erte Lehrstunde, selbst für erfahrene Hausfrauen. Die angehende Fachlehrer­in Lisa Krammel griff dabei tief in die Trickkiste. Am Morgen hatte sie schon Stoffe mit Rotwein und Kaffee beschmutzt. Und weil Probieren über Studieren geht, dürfen ihre Schülerinn­en – erfahrene Frauen mit abgeschlos­sener Berufsausb­ildung – selbst Versuche durchführe­n und experiment­ieren.

Während eine Schülergru­ppe versucht, die Flecken mit handelsübl­ichen Produkten zu entfernen, verwendet die zweite Gruppe ausschließ­lich Hausmittel wie Salz, Weißwein und Essigwasse­r.

Die Ergebnisse im Vergleich räumen dabei gleich mit einem hartnäckig­en Gerücht auf: Dass Rotweinfle­cken am besten mit Salz verschwind­en, stimmt demnach nicht. Ein Weißwein übertrumpf­t das Salz in seiner Wirkung wesentlich. Katharina Röger aus Schretzhei­m stellt außerdem fest: „Das Einreiben mit Salz ist eine kleine Sauerei.“Salz sei zwar immer im Haushalt vorhanden, aber man brauche für einen großen Fleck eine große Menge davon. Beim Reiben können zudem Textilfase­rn verletzt werden. Dagegen lasse sich die Fleckenbeh­andlung mit Weißwein sehr leicht durchführe­n. Am Ende hat sich der Rotweinfle­ck fast in Luft aufgelöst. Der mit Salz behandelte Stoff weist immer noch hässliche rote Flecken auf.

Vor Kaffeeflec­ken braucht man sich überhaupt nicht zu fürchten. Ob Fleckenzwe­rg mit Aktiv-Sauerstoff oder Essigwasse­r – beide Behandlung­sarten sind erfolgreic­h, wie Versuche in der Teilzeitsc­hule zeigen. Wobei das Hausmittel am Ende mehr punktet. „Der Fleckenzwe­rg kostet mehr Geld und kann wegen seiner chemischen Dämpfe gesundheit­sgefährden­d sein“, klärt Teilzeitsc­hülerin Sandra Schwarzbar­t mit ihrem Vortrag auf.

Eine Regel sollte man grundsätzl­ich immer beachten: Je frischer die

Flecken sind, umso einfacher lassen sie sich entfernen. Lisa Krammel: „Die Flecken dürfen nicht eintrockne­n, sonst wird die Entfernung schwierige­r.“Mit ein paar Tricks lassen sich hartnäckig­e Wachsfleck­en ebenfalls auf natürliche­m Wege gut beseitigen: Das Wäschestüc­k kurz im Tiefkühlsc­hrank anfrieren; danach kann das Wachs leicht abgezogen werden. Das Ausbügeln zwischen Geschirrtü­chern und Löschpapie­r gelingt ebenfalls gut. Das Wachs schmilzt bereits ab 40 Grad Celsius. Zum Schutz von Bügeleisen und Bügelbrett sollten Geschirrtü­cher und ein Löschblatt verwendet werden.

Bei der Ausbildung zur „Fachkraft

Auf viele Mittel kann verzichtet werden

für Ernährung und Haushaltsf­ührung“steht im Fach „Haus- und Textilpfle­ge“die Nachbehand­lung von Wäsche ebenso im Lehrplan wie die Fleckenent­fernung als Vorbehandl­ung. Im Handel gibt es unzählige Mittel, die Textilien einen extra Halt geben oder weich und duftend machen – Weichspüle­r, Sprühstärk­e und Stärkepulv­er, Imprägnier­ung, Bügelhilfe und Hygienespü­ler. Das Fazit zieht Lisa Krammel am Ende ihrer Lehrstunde so: „Auf solche Mittel kann weitgehend verzichtet werden. Denn diese belasten nicht nur Flüsse und Seen, sondern können auch die Haut reizen.“

Das Bundesumwe­ltamt rät ebenfalls dazu, mit Wäsche nachhaltig umzugehen. In Deutschlan­d werden jährlich 630000 Tonnen Waschmitte­l verbraucht, bei Weichspüle­rn und Wäschepfle­gemitteln liegt der Verbrauch bei 220 000 Tonnen. Wer nachhaltig wäscht, tut der Umwelt und seiner Gesundheit etwas Gutes und schont gleichzeit­ig die Haushaltsk­asse durch geringeren Verbrauch von Strom, Wasser und Reinigungs­mittel.

 ??  ??
 ?? Foto: Bärbel Schoen ?? Welche Mittel helfen am besten gegen Flecken? Dieser Frage gingen Schülerinn­en der Landwirtsc­haftsschul­e auf den Grund. Das Bild zeigt Marina Thiel (links) und Lehramtsan­wärterin Lisa Krammel.
Foto: Bärbel Schoen Welche Mittel helfen am besten gegen Flecken? Dieser Frage gingen Schülerinn­en der Landwirtsc­haftsschul­e auf den Grund. Das Bild zeigt Marina Thiel (links) und Lehramtsan­wärterin Lisa Krammel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany