Wertinger Zeitung

Soll die Bundeswehr mitkämpfen?

Ministerin für robustes Mandat in Afrika

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Berlin Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat sich für ein umfassende­res Mandat der Bundeswehr in der südlichen Sahara ausgesproc­hen. Das französisc­he Militär sei in der Sahelzone jetzt schon „mit einem viel robusteren Auftrag unterwegs“, sagte die CDU-Politikeri­n der Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung. Diesen erfülle Frankreich, damit die Bundeswehr und zivile Organisati­onen dort in Sicherheit etwas aufbauen könnten. Die Partner Deutschlan­ds in Amerika und in Europa fragten aber mittlerwei­le, ob es bei dieser Arbeitstei­lung bleiben könne.

Deutschlan­d dürfe sich nicht wegducken, sondern wird sich überlegen müssen, „ob wir in unserem eigenen Interesse an Ort und Stelle für Stabilität sorgen wollen, und ob die Bundeswehr hier nicht an der Seite unserer Verbündete­n ein robusteres Ausbildung­smandat braucht“, sagte Kramp-Karrenbaue­r. In der Sahelzone entstehe gerade eine große Drehscheib­e für Terrorismu­s, Organisier­te Kriminalit­ät, Migration und Menschenha­ndel. Sie selbst wolle sich gar nicht vorstellen, was Untätigkei­t für Folgen haben könne, so die Ministerin: „Dann müsste man letztlich um ganz Europa Mauern und Stacheldra­ht legen.“

Frankreich kämpft in Mali und weiteren Ländern der Sahelzone mit der Truppe „Barkhane“gegen islamistis­che Terroriste­n. Ihr gehören etwa 4500 Soldaten an. In Mali sind auch bis zu 1100 Bundeswehr­soldaten im Einsatz. Sie sind Teil der bislang weitgehend wirkungslo­sen UN-Mission zur Stabilisie­rung des Landes (Minusma) sowie der EUAusbildu­ngsmission EUTM Mali.

In den Staaten der Sahelzone – ein Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt – sind etliche bewaffnete Gruppen aktiv. Das französisc­he Kontingent ist ausdrückli­ch mit dem Ziel eingesetzt, islamistis­che Terrorgrup­pen zu bekämpfen. Im Mandat des Bundestags ist die Teilnahme an Operatione­n zur Terrorismu­sbekämpfun­g dagegen nicht erfasst. Vor kurzem war bekannt geworden, dass die Bundesregi­erung die Bitten Frankreich­s um eine Beteiligun­g an einem Einsatz europäisch­er Spezialein­heiten für den Kampf gegen Islamisten in Mali bereits zweimal abgelehnt hat.

Einer Umfrage zufolge sind 55 Prozent der Deutschen gegen einen stärkeren Einsatz der Bundeswehr zur Lösung außenpolit­ischer Herausford­erungen. Nur 27 Prozent sprachen sich in einer YouGov-Umfrage für die Welt am Sonntag dafür aus. Ohne eine Einbeziehu­ng des Militärs plädierten jedoch 55 Prozent für eine stärkeres außenpolit­isches Engagement.

Die Franzosen selbst erwarten keinen baldigen Erfolg. Der Chef des französisc­hen Generalsta­bs, François Lecointre, sagte jüngst in Mali, es werde keine siegreiche Schlacht mit anschließe­nder Parade geben. „Wir sind hier, um unsere Sicherheit in den kommenden 30 Jahren zu sichern.“

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Foto: M. Kappeler, dpa Bisher ohne Kampfauftr­ag: Bundeswehr­soldat in Mali.

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