Wertinger Zeitung

Qualen für feine Öhrchen

Gastkolumn­e Es gibt Tiere, die können eine Maus hören, selbst wenn sie zehn Meter entfernt durchs Gras huscht. Da kann man ahnen, wie es ihnen mit Silvesterk­rachern geht

-

Ein so leises Geräusch wie das einer Maus, die über eine Wiese huscht, kann unser menschlich­es Gehör nicht wahrnehmen. Für viele Tiere, Wildtiere im Besonderen, ist das hingegen kein Problem. Fast alle Tiere hören besser als wir Menschen.

Das Geheimnis liegt im Mittelohr, jenem Abschnitt, der gleich nach dem Trommelfel­l anfängt. Dieses Mittelohr ist ein Schallvers­tärker, der bei Tieren besonders gut funktionie­rt. Darum ist Silvester für sie eine Qual. Katzen laufen in wilder Panik manchmal kilometerw­eit weg, Hunde verstecken sich hinterm Sofa, Pferde zappeln nervös im Stall umher. Aber unseren Haustieren können wir Hilfestell­ungen geben.

Katzen fühlen sich daheim am sichersten. Gut ist es, wenn der Raum ein bisschen abgedunkel­t wird, das schafft eine kuschelige Atmosphäre. Hunde beobachten in Schrecksek­unden immer genau ihren Besitzer. Wenn der locker und normal ist, dann beruhigen sie sich schneller. Patentreze­pte für die Silvestern­acht gibt es leider nicht. Immerhin kann man mit dem Hund in ruhige Gegenden reisen oder zumindest die Wohnung bestmöglic­h abdichten. Die wilden Tiere hingegen sind dem Lärm schutzlos ausgeliefe­rt.

Tierschütz­er rufen jedes Jahr dazu auf, keine Raketen abzuschieß­en, denn alle heimischen werkskörpe­r erschreckt? Dann können Sie erahnen, was Tiere mitmachen. Nehmen wir als Beispiel die Waldohreul­e. Sie kann sogar noch hören, wenn in 50 Metern Entfernung eine Stecknadel auf den Boden fällt.

Auf der Rangliste der Top-Hörer ist auch die Schleiereu­le ganz weit vorn. Die Federn in ihrem Gesicht sind so ausgericht­et, dass sie für den Schall eine Trichterfu­nktion haben. Sie hört statt mit Ohrmuschel­n gewisserma­ßen mit dem Gesicht.

Fazit: Wer Tiere liebt, der ballert nicht. Das muss ja nicht gleich heißen, dass Menschen, die Tiere lieben, nicht feiern sollen. Wegen eines knallenden Sektkorken­s ist wohl noch keine Kohlmeise vom Baum gefallen.

 ?? Foto: kwasny221, stock.adobe.com ?? Hört eine Stecknadel auf den Boden fallen: die Waldohreul­e. Sie reagiert darum empfindlic­h auf Silvesterb­öllerei.
Foto: kwasny221, stock.adobe.com Hört eine Stecknadel auf den Boden fallen: die Waldohreul­e. Sie reagiert darum empfindlic­h auf Silvesterb­öllerei.
 ??  ?? Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.
Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany