Wertinger Zeitung

Der Darts-Chef hat keine Lust auf Olympia

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Eine Teilnahme bei den Olympische­n Spielen – das ist nicht nur der Traum der meisten Sportler, sondern auch der Funktionär­e. Wenn eine Sportart in den olympische­n Zirkel aufgenomme­n wird, verheißt das weltweite Aufmerksam­keit, mehr Sponsoreng­elder und am Ende versuchen sich sogar einige junge Olympia-Kucker mal in einer Sportart, die sie im TV zum ersten Mal gesehen haben. 2020 in Tokio werden zum Beispiel erstmals Karate, Skateboard, Sportklett­ern und Surfen dabei sein.

Ob Darts irgendwann olympisch sein wird – das darf derzeit stark bezweifelt werden. Zwar gibt es Stimmen, die das fordern – unter anderem die des Weltrangli­stenersten Michael van Gerwen. Doch während andere Verbandspr­äsidenten für eine Olympia-Teilnahme sämtliche jemals getragene Olympische Fackeln polieren würden, lässt das die Darts-Bosse kalt.

Denn Öffentlich­keit und Kohle – das hat der Darts-Sport ja längst. Millionen Zuschauer fiebern mit, wenn zwischen Weihnachte­n und Neujahr die Pfeile um die WMKrone geworfen werden. Die Stars der Szene sind dank üppiger Preisgelde­r längst Millionäre. Der Deutsche Werner von Moltke, Geschäftsf­ührer der Profession­al

Darts Corporatio­n (PDC), wurde unlängst damit zitiert, dass sein Olympia-Interesse sich in engen Grenzen halte: „Es ist nicht notwendig.“Man darf sich von Moltke bei dieser Aussage beim gelangweil­ten Feilen seiner Fingernäge­l vorstellen. Leidenscha­ftlicher wird der 49-Jährige, wenn es um eine detaillier­te Begründung geht: „Olympia sehe ich als Verbrechen am Athleten, das ist genau das Gegenteil von dem, was wir machen. Da kämpfen 10 000 Athleten, verdient werden zehn Milliarden und beim Athleten landet nichts, nada. Es ist die größte Ungerechti­gkeit des Lebens.“Olympia bringe keine Sportart nach vorne.

Weltverban­dschef Barry Hearn wird noch deutlicher. Ihn wurmt eine andere Sache bei dieser Olympia-Nummer: Er befürchtet, dass aus dem Party-Event ein steriles Pfeilewerf­en werden würde. Ohne Party, ohne Faschingsk­ostüme und ohne Alkohol. Die Ansage des 71-Jährigen: „Wenn das IOC zu mir sagt, ihr könnt morgen ein olympische­r Sport sein, aber es gibt keinen Alkohol mehr, weil wir das so wollen, dann sage ich: Fuck off. Wir sind einfach gewöhnlich­e Menschen, die einen schönen Abend verbringen wollen.“Tatsächlic­h sind die Herren des IOC bislang nicht als Partylöwen bekannt gewesen. Und auf diese Schnösel hat Hearn offenbar keine Lust: Darts sei „der einzige Sport der Welt, bei dem es eine richtige Party gibt“. Und eine gute Party ist manchmal auch mehr wert als olympische­s Gold.

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Barry Hearn
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