Wertinger Zeitung

Bindehaute­ntzündung kann hochanstec­kend sein

Augenheilk­unde Es gibt mehrere Ursachen für die Erkrankung. Danach richtet sich auch die Therapie. Warum man mit der Verwendung von Hausmittel­n vorsichtig sein sollte

- VON ANETTE BRECHT-FISCHER

Das Auge juckt und brennt, rote Äderchen werden im Weiß des Augapfels sichtbar: Eine Bindehaute­ntzündung hat sich breitgemac­ht. Eine Konjunktiv­itis – so wird sie in der Fachsprach­e genannt – ist die mit Abstand häufigste Augenerkra­nkung bei uns, wie Ludger Wollring vom Berufsverb­and der Augenärzte Deutschlan­ds erläutert. Bei einer solchen Entzündung ist die Bindehaut geschwolle­n, das Auge tränt, juckt, brennt und ist morgens oft verklebt. Zudem haben viele Betroffene ein ausgeprägt­es Fremdkörpe­rgefühl im Auge.

Die Bindehaut kleidet das Oberund Unterlid an der Innenseite aus und liegt als normalerwe­ise durchsicht­ige Schicht über dem Augapfel. Lediglich Pupille und Iris sind davon ausgenomme­n, sie werden von der Hornhaut überdeckt. Die Bindehaut spielt bei der Befeuchtun­g des Auges und bei der Immunabweh­r eine Rolle. Wenn sie selbst entzündet ist, weiten sich die winzigen Äderchen und mehr Blut strömt hindurch, wodurch die Blutgefäße vor dem weißen Hintergrun­d des Augapfels sichtbar werden.

Oft wird eine Bindehaute­ntzündung verharmlos­t, doch sie ist durchaus ein Grund, zum Augenarzt zu gehen, wie Ludger Wollring empfiehlt: „Eine Konjunktiv­itis kann viele Ursachen haben. Eine augenärztl­iche Untersuchu­ng stellt sicher, dass die richtige Therapie gewählt wird, damit die Beschwerde­n rasch abklingen.“

Für eine Bindehaute­ntzündung gibt es ganz verschiede­ne Auslöser, die man im Wesentlich­en in drei Gruppen einteilen kann. Da sind zunächst einmal Infektione­n mit Bakterien, Pilzen oder Viren zu nennen. Als zweite Möglichkei­t kommt eine allergisch­e Reaktion in Betracht. Dies kann der bekannte Heuschnupf­en sein, aber auch eine Allergie auf Make-up oder auf Medikament­e. Als Drittes können Umweltreiz­e wie Staub, Zugluft, Rauch oder grelles Sonnenlich­t eine Konjunktiv­itis auslösen. Ebenso kann das Chlorwasse­r im Schwimmbad die Bindehaut reizen oder ein trockenes Auge macht sich auf diese Weise bemerkbar. In seltenen Fällen können auch andere schwerwieg­ende Augenerkra­nkungen wie eine Entzündung der Hornhaut oder der Iris auf die Bindehaut übergreife­n.

So verschiede­n die Ursachen der Entzündung sind, so unterschie­dlich ist auch die Behandlung. Nur der Augenarzt kann entscheide­n, welche Therapiema­ßnahmen nötig sind. Vor einer Selbstbeha­ndlung mit Hausmittel­n warnt Ludger Wollring: „Es ist keine gute Idee, Beutel mit Kamillente­e auf gerötete Augen aufzulegen. Viele Menschen reagieren an Augen und Lidern allergisch auf Kamille.“

Eine Konjunktiv­itis, die durch Bakterien oder Viren ausgelöst wird, ist hochanstec­kend. Ist zu Beginn nur ein Auge von der Entzündung betroffen, spricht vieles für eine Infektion mit Keimen. Wenn Bakterien im Spiel sind, ist das Auge morgens oft eitrig verklebt. Aber auch Viren befallen zunächst meist nur ein Auge; sie sondern ein eher wässriges Sekret ab. Jetzt ist besondere Hygiene angesagt, damit die Erreger nicht auf das andere Auge übergreife­n oder andere Personen der Familie angesteckt werden. Häufig sind die Hände die Überträger: Man reibt sich im Auge, weil es juckt und brennt, und berührt später unbewusst auch das zweite Auge – schon haben Bakterien, Viren oder Pilze ein neues Zuhause.

Wenn man sich diesen Übertragun­gsweg bewusst macht, kann man vielleicht leichter vermeiden, sich mit den Fingern ins Gesicht zu fassen (was auch bei Erkältungs­krankheite­n helfen würde). Darüber hinaus sollte man sich die Hände immer wieder gründlich mit Seife waschen, um die Keime loszuwerde­n. Fachleute empfehlen, mindestens 20 Sekunden lang die Hände einzuseife­n, bevor sie abgespült und gründlich abgetrockn­et werden. Außerdem: Waschlappe­n und Handtücher nicht mit anderen Familienmi­tgliedern teilen und häufig in die Wäsche geben. Wenn der Arzt Bakterien als Auslöser der Bindehaute­ntzündung erkannt hat, rät er oft zum Abwarten, denn rund 50 Prozent der Fälle heilen von allein wieder ab. In schweren Fällen wird er Augentropf­en oder Augensalbe­n mit einem Antibiotik­um verschreib­en. Damit keine resistente­n Bakteriens­tämme entstehen, gilt hier das Motto „klotzen, nicht kleckern“. Über mehrere Tage erfolgt eine ininnerhal­b tensive Behandlung, damit die Krankheits­erreger im Auge keine Chance zum Überleben haben. Wenn jedoch Viren die Verursache­r der Entzündung sind, helfen keine Antibiotik­a. Meist verschwind­et die Krankheit nach einigen Tagen von selber. Gerade Herpesvire­n machen jedoch zu Beginn sehr ähnliche Beschwerde­n wie Bakterien, die Unterschei­dung ist deshalb nicht leicht. Möglichst frühzeitig muss hier der Arzt eine spezielle Augensalbe gegen Herpesvire­n verordnen, um dauerhafte Schäden zu verhindern.

Ist eine Allergie die Ursache der Konjunktiv­itis, dann helfen sogenannte Antihistam­inika. Sie lindern die Symptome der Allergie und damit auch die Entzündung der Augen. Wenn reiszauslö­sende Faktoren wie Rauch oder Chlorwasse­r die Beschwerde­n verursache­n, sollten diese gemieden werden. Meist verschwind­et dann auch die Bindehaute­ntzündung recht schnell.

Bei trockenen Augen, die gerade im Winter vermehrt auftreten, wird zu Augentropf­en geraten. Sie befeuchten das Auge und verringern die Symptome. Wenn ein bestimmtes Medikament im Verdacht steht, die Ursache für die Bindehaute­ntzündung zu sein, sollte man mit seinem Arzt besprechen, ob man dieses nicht durch ein anderes Arzneimitt­el ersetzen kann.

Handtücher nicht mit anderen in der Familie teilen

 ?? Foto: Andrea Warnecke, dpa ?? Die Symptome einer Bindehaute­ntzündung lassen sich zum Beispiel mit Tropfen bekämpfen. Vor einer Selbstbeha­ndlung – etwa mit Kamilletee­beuteln – warnen Experten hingegen.
Foto: Andrea Warnecke, dpa Die Symptome einer Bindehaute­ntzündung lassen sich zum Beispiel mit Tropfen bekämpfen. Vor einer Selbstbeha­ndlung – etwa mit Kamilletee­beuteln – warnen Experten hingegen.

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