Bindehautentzündung kann hochansteckend sein
Augenheilkunde Es gibt mehrere Ursachen für die Erkrankung. Danach richtet sich auch die Therapie. Warum man mit der Verwendung von Hausmitteln vorsichtig sein sollte
Das Auge juckt und brennt, rote Äderchen werden im Weiß des Augapfels sichtbar: Eine Bindehautentzündung hat sich breitgemacht. Eine Konjunktivitis – so wird sie in der Fachsprache genannt – ist die mit Abstand häufigste Augenerkrankung bei uns, wie Ludger Wollring vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands erläutert. Bei einer solchen Entzündung ist die Bindehaut geschwollen, das Auge tränt, juckt, brennt und ist morgens oft verklebt. Zudem haben viele Betroffene ein ausgeprägtes Fremdkörpergefühl im Auge.
Die Bindehaut kleidet das Oberund Unterlid an der Innenseite aus und liegt als normalerweise durchsichtige Schicht über dem Augapfel. Lediglich Pupille und Iris sind davon ausgenommen, sie werden von der Hornhaut überdeckt. Die Bindehaut spielt bei der Befeuchtung des Auges und bei der Immunabwehr eine Rolle. Wenn sie selbst entzündet ist, weiten sich die winzigen Äderchen und mehr Blut strömt hindurch, wodurch die Blutgefäße vor dem weißen Hintergrund des Augapfels sichtbar werden.
Oft wird eine Bindehautentzündung verharmlost, doch sie ist durchaus ein Grund, zum Augenarzt zu gehen, wie Ludger Wollring empfiehlt: „Eine Konjunktivitis kann viele Ursachen haben. Eine augenärztliche Untersuchung stellt sicher, dass die richtige Therapie gewählt wird, damit die Beschwerden rasch abklingen.“
Für eine Bindehautentzündung gibt es ganz verschiedene Auslöser, die man im Wesentlichen in drei Gruppen einteilen kann. Da sind zunächst einmal Infektionen mit Bakterien, Pilzen oder Viren zu nennen. Als zweite Möglichkeit kommt eine allergische Reaktion in Betracht. Dies kann der bekannte Heuschnupfen sein, aber auch eine Allergie auf Make-up oder auf Medikamente. Als Drittes können Umweltreize wie Staub, Zugluft, Rauch oder grelles Sonnenlicht eine Konjunktivitis auslösen. Ebenso kann das Chlorwasser im Schwimmbad die Bindehaut reizen oder ein trockenes Auge macht sich auf diese Weise bemerkbar. In seltenen Fällen können auch andere schwerwiegende Augenerkrankungen wie eine Entzündung der Hornhaut oder der Iris auf die Bindehaut übergreifen.
So verschieden die Ursachen der Entzündung sind, so unterschiedlich ist auch die Behandlung. Nur der Augenarzt kann entscheiden, welche Therapiemaßnahmen nötig sind. Vor einer Selbstbehandlung mit Hausmitteln warnt Ludger Wollring: „Es ist keine gute Idee, Beutel mit Kamillentee auf gerötete Augen aufzulegen. Viele Menschen reagieren an Augen und Lidern allergisch auf Kamille.“
Eine Konjunktivitis, die durch Bakterien oder Viren ausgelöst wird, ist hochansteckend. Ist zu Beginn nur ein Auge von der Entzündung betroffen, spricht vieles für eine Infektion mit Keimen. Wenn Bakterien im Spiel sind, ist das Auge morgens oft eitrig verklebt. Aber auch Viren befallen zunächst meist nur ein Auge; sie sondern ein eher wässriges Sekret ab. Jetzt ist besondere Hygiene angesagt, damit die Erreger nicht auf das andere Auge übergreifen oder andere Personen der Familie angesteckt werden. Häufig sind die Hände die Überträger: Man reibt sich im Auge, weil es juckt und brennt, und berührt später unbewusst auch das zweite Auge – schon haben Bakterien, Viren oder Pilze ein neues Zuhause.
Wenn man sich diesen Übertragungsweg bewusst macht, kann man vielleicht leichter vermeiden, sich mit den Fingern ins Gesicht zu fassen (was auch bei Erkältungskrankheiten helfen würde). Darüber hinaus sollte man sich die Hände immer wieder gründlich mit Seife waschen, um die Keime loszuwerden. Fachleute empfehlen, mindestens 20 Sekunden lang die Hände einzuseifen, bevor sie abgespült und gründlich abgetrocknet werden. Außerdem: Waschlappen und Handtücher nicht mit anderen Familienmitgliedern teilen und häufig in die Wäsche geben. Wenn der Arzt Bakterien als Auslöser der Bindehautentzündung erkannt hat, rät er oft zum Abwarten, denn rund 50 Prozent der Fälle heilen von allein wieder ab. In schweren Fällen wird er Augentropfen oder Augensalben mit einem Antibiotikum verschreiben. Damit keine resistenten Bakterienstämme entstehen, gilt hier das Motto „klotzen, nicht kleckern“. Über mehrere Tage erfolgt eine ininnerhalb tensive Behandlung, damit die Krankheitserreger im Auge keine Chance zum Überleben haben. Wenn jedoch Viren die Verursacher der Entzündung sind, helfen keine Antibiotika. Meist verschwindet die Krankheit nach einigen Tagen von selber. Gerade Herpesviren machen jedoch zu Beginn sehr ähnliche Beschwerden wie Bakterien, die Unterscheidung ist deshalb nicht leicht. Möglichst frühzeitig muss hier der Arzt eine spezielle Augensalbe gegen Herpesviren verordnen, um dauerhafte Schäden zu verhindern.
Ist eine Allergie die Ursache der Konjunktivitis, dann helfen sogenannte Antihistaminika. Sie lindern die Symptome der Allergie und damit auch die Entzündung der Augen. Wenn reiszauslösende Faktoren wie Rauch oder Chlorwasser die Beschwerden verursachen, sollten diese gemieden werden. Meist verschwindet dann auch die Bindehautentzündung recht schnell.
Bei trockenen Augen, die gerade im Winter vermehrt auftreten, wird zu Augentropfen geraten. Sie befeuchten das Auge und verringern die Symptome. Wenn ein bestimmtes Medikament im Verdacht steht, die Ursache für die Bindehautentzündung zu sein, sollte man mit seinem Arzt besprechen, ob man dieses nicht durch ein anderes Arzneimittel ersetzen kann.
Handtücher nicht mit anderen in der Familie teilen