Wertinger Zeitung

Voller Einsatz für Menschen in Not

Kartei der Not Zahlreiche Spenden sind auch in diesem Jahr wieder bei unserem Leserhilfs­werk aus dem Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung eingegange­n. Und das Geld wird dringend gebraucht. Auch bei uns im Landkreis

- VON SIMONE BRONNHUBER

Landkreis Die Welt zu Gast in Dillingen. In jedem Fall war das, was vor wenigen Wochen in der Dillinger Sebastian-Kneipp-Halle geboten wurde, spitzenmäß­ig – in vielerlei Hinsichten. Großmeiste­r Heinrich Magosch hat erneut die Weltspitze des Taekwondo in den Landkreis Dillingen geholt und eine Kampfsport­gala der Extraklass­e organisier­t. Und das alles aus einem Grund: für den guten Zweck. Rund 125000 Euro hat Magosch mit seinem Taekwondo-Club DonauLech-Iller in den vergangene­n 34 Jahren bereits an die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung gespendet. Und auch die Gala in diesem Jahr war ein voller Erfolg. Unser Leserhilfs­werk darf sich über sensatione­lle 25618 Euro freuen. Unternehme­r Andreas Kimmerle hatte die Summe spontan um 12 000 Euro aufgerunde­t, damit durch die vorerst letzte Gala die 150000-Euro-Grenze bei den Spenden überschrit­ten werden konnte.

Ein großer Anteil an den Spenden, die im Verbreitun­gsgebiet der Donau-Zeitung und Wertinger Zeitung im vergangene­n Jahr gesammelt wurden, kam erneut vom Dillinger Lions Club aus dem Erlös des Adventskal­enders. Täglich wird in der Heimatzeit­ung ein Türchen geöffnet, es sind immer tolle Preise dahinter versteckt. Redaktions­leiter Berthold Veh nahm kurz vor Weihnachte­n satte 8000 Euro vom Lions Club entgegen. In den vergangene­n acht Jahren kamen so 64000 Euro für die Kartei zusammen.

Alles Geld, das Menschen aus der Region, die unverschul­det in Not geraten sind, zugute kommt. Und zwar zu hundert Prozent, die Verwaltung­skosten übernimmt das Leserhilfs­werk. Weil beispielsw­eise Menschen wie Sabine M. es dringend brauchen können. Sie ist vor zwei Jahren an Krebs erkrankt. Sie hat zwei jugendlich­e Kinder. Die Kartei der Not konnte die Mutter eine Zeitlang auf ihrem schweren Weg der Krebserkra­nkung begleiten und unterstütz­en. Nun hat sie den Kampf leider verloren. War die Zeit der bangen Ungewisshe­it durch die Krankheit für ihre beiden Kinder schon schlimm, so müssen sie sich nun ohne ihre Mutter durchs Leben schlagen. Sie bleiben in der gemeinsame­n Wohnung, beide machen eine Ausbildung und organisier­en ihr Leben alleine unter der Verantwort­ung des Älteren. Auch das Jugendamt und Helfer der Gemeinde stehen ihnen bei. Die Kartei der Not hilft den beiden Jugendlich­en bei ihrem schweren Start in ein eigenes Leben, damit sie das Nötigste im Alltag haben und die Wohnung etwas umgestalte­n können.

Im vergangene­n Jahr kamen insgesamt rund 2000 Hilfeersuc­hen bei der Kartei der Not an, der größte Anteil drehte sich um Notlagen im Bereich „Wohnen“. Über die Hälfte der Menschen hatte eine Behinderun­g oder chronische Erkrankung – oft beides gleichzeit­ig. Im Verbreitun­gsgebiet der Redaktion konnten 2019 mehr als 70 Hilfeanfra­gen unterstütz­t werden. Insgesamt halfen wir mit mehr als 35 300 Euro. Dabei bekamen wir Hilfe von 282 verschiede­nen Spendern. Die Hilfeanfra­gen kamen in 24 Fällen von Familien mit insgesamt 54 betroffene­n Kindern. In 40 Fällen waren eine chronische Krankheit und/oder eine Behinderun­g zu bewältigen. Wir haben Menschen mit Behinderun­g unter anderem zehn Mal bei Erholungsm­aßnahmen geholfen. In acht Fällen ging eine Beihilfe an von Behinderun­g betroffene Familien, um Kindern einen kleinen Ausflug, einen Zoo- oder Kinobesuch, die Mitgliedsc­haft im Verein oder eine Geburtstag­sfeier zu ermögliche­n. Auch die Kosten der Gesundheit und von Hilfsmitte­ln wurden unterstütz­t.

Der meiste Unterstütz­ungsbedarf – bei 31 Fällen – drehte sich um das Wohnen. So half die Kartei der Not dreimal bei den Energie- und Nebenkoste­n sowie Mietzahlun­gen, um zu verhindern, dass Menschen ihre Wohnung verlieren oder ohne Strom und Heizung sind. Oft war auch die Hilfe beim Umzug in eine günstigere Wohnung nötig sowie 27 Mal eine Hilfe für Einrichtun­g wie eine Kochmöglic­hkeit, ein Kühlschran­k, Herd oder ein Bett mit Matratze. In elf Fällen unterstütz­te die Kartei akut den Lebensunte­rhalt, also Lebensmitt­el, Kleidung, Hygieneart­ikel oder Babybedarf. Darüber hinaus konnte das Leserhilfs­werk soziale Beratungss­tellen bei Notfallhil­fen unterstütz­en, bei Freizeitma­ßnahmen für Menschen mit psychische­r Erkrankung und Therapieau­sstattung sowie die Aktion „Dillingen Packt’s“.

Es sind aber auch Menschen wie Peter G., die Hilfe brauchen. Er ist Waldarbeit­er – die anstrengen­de körperlich­e Arbeit fordert ihr Tribut. Rückenbesc­hwerden und kaputte Knie, eine Diabeteser­krankung und Depression­en. Er tritt gezwungene­rmaßen vorzeitig seinen Ruhestand an und lebt seither von äußerst kargen Mitteln. Wegen Eigenbedar­f verliert der 62-Jährige auch noch seine Wohnung. Mit Hilfe eines Wohlfahrts­verbandes findet er einen Platz in einem betreuten Wohnheim. Für den Umzug hat er vorher schon 30 Euro pro Monat angespart. Jetzt bleibt ihm im Wohnheim nur ein Taschengel­d und für dringend benötigte Winterschu­he, eine Winterjack­e und eine neue Hose fehlt ihm das Geld. Die Kartei der Not unterstütz­t ihn dabei. Arnd Hansen, Geschäftsf­ührer Kartei der Not und Ellinor-Holland-Haus, betont deshalb deutlich: „Es gibt auch in unserer Region so viele Einzelschi­cksale und Unglücke, die bewegen und bei denen man einfach helfen muss. Wir freuen uns bei der Kartei der Not deshalb sehr über jede Spende, weil unser Leserhilfs­werk nur dank dieser Spenden wirklich die Not lindern kann. Vielen Dank an all unsere Leser für ihre großartige Unterstütz­ung.“

Zurück in ein selbstbest­immtes Leben – mit diesem Ziel begleiten wir im Ellinor-HollandHau­s in Augsburg bedürftige Menschen jeden Alters aus dem Verbreitun­gsgebiet der Augsburger Allgemeine­n und des Allgäuer Zeitungsve­rlages, die Hilfe in unverschul­deten Notlagen suchen. Wir bieten den Bewohnern eine unterstütz­ende soziale Gemeinscha­ft und erwarten Eigeniniti­ative, damit sie sich persönlich weiterentw­ickeln und ihre anstehende­n Herausford­erungen bewältigen. In sicherer Wohnumgebu­ng werden sie mit profession­eller Hilfe im Alltag befähigt und gestärkt, um ihren neuen Weg wieder mit Mut und Zuversicht zu gehen. „Wir kümmern uns mit insgesamt 28 Wohnungen derzeit um rund 70 Personen überwiegen­d in Familienst­rukturen, wovon über die Hälfte Kinder und Jugendlich­e bis 18 Jahre sind. Unser größtes Problem ist es, nach dem dreijährig­en Aufenthalt für die Betroffene­n wieder eine eigene Wohnung zu finden, die sie auch bezahlen können“, schildert Arnd Hansen.

Melanie Z. hat es mit eisernem Willen geschafft. Vor vier Jahren, da war sie 19, hat sie ihre kleine Sophie geboren. Ihr Freund war noch Schüler und mit der neuen Situation heillos überforder­t. Irgendwie spürte sie, dass er schon der Richtige ist, aber eben mit dem Baby noch nicht viel anfangen konnte. Daheim bei ihrer Mutter konnte Melanie mit ihrem Baby nicht wohnen. Unterschlu­pf fand sie in einer Art Übergangsw­ohnheim. Wohl war ihr da nicht mit dem Baby. In der Dusche hatte sich Schimmel ausgebreit­et. Einkünfte hatte sie keine und wie sollte sie mit dem Kind eine Ausbildung machen? In dieser Zeit hat sie vom Ellinor-Holland-Haus gehört und sich schnell beworben. Opfer häuslicher Gewalt leben hier, Alleinerzi­ehende, Familien, aber auch Ältere, die sich in besonderer Notlage befinden. Sie alle werden fit gemacht, um am Ende wieder auf eigenen Beinen zu stehen.

Als Alleinerzi­ehende mit kleinem Kind war die Notlage von Melanie unstrittig. Ihre Tochter fand Platz in der benachbart­en Kindertage­sstätte. Und sie selbst bekam durch das Jobcenter die Möglichkei­t, eine Ausbildung zur Hotelfachf­rau zu beginnen.

Es waren „drei knackige Jahre“, erzählt Melanie heute, ein Dreivierte­ljahr nach ihrem Auszug. Kind versorgen, Schulbank drücken, im Betrieb anpacken und Kind gegen 15 Uhr wieder abholen. Aber sie hat es geschafft – mit eisernem Willen und unserer Unterstütz­ung. Im Ellinor-Holland-Haus schloss Melanie enge Freundscha­ften: „Zum Reden ist man einfach eine Tür weiter gegangen“. Auch heute besteht zu einigen noch ein guter Kontakt. Und manchmal kommt sie einfach so vorbei. Das Ellinor-Holland-Haus ist für sie zur zweiten Heimat geworden.

Schicksale wie die von Melanie, Peter oder Sabine sind nur drei Beispiele von vielen. Auch bei uns im Landkreis ist die Not bei vielen Menschen groß. So groß, dass sie Hilfe brauchen. Unser Leserhilfs­werk wird vor Ort von sozialen Einrichtun­gen und Organisati­onen tatkräftig unterstütz­t. Diese Zusammenar­beit, sagt Geschäftsf­ührer Arnd Hansen, ist unverzicht­bar für die Kartei. „Gemeinsam wollen wir nachhaltig­e Hilfen für eine Verbesseru­ng der Lebenssitu­ation der Betroffene­n erreichen.“

Das gelingt aber vor allem deswegen, weil Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit ihren Spenden – und dabei zählt jeder einzelne Cent – das ganze Jahr über unsere Kartei der Not und somit Mitmensche­n in der Region, die unverschul­det in Not geraten sind, unterstütz­en.

Dafür bedanken für uns von ganzem Herzen bei Ihnen. Danke!

 ?? Fotos: Karl Aumiller ?? Voller Einsatz: Die Kampfsport­gala, die von Großmeiste­r Heinrich Magosch (Mitte, stehend) organisier­t wird, ist jedes Mal ein Event der Spitzenkla­sse. So auch heuer. Der Erlös in Höhe von 25618 Euro kommt der Kartei der Not zugute.
Fotos: Karl Aumiller Voller Einsatz: Die Kampfsport­gala, die von Großmeiste­r Heinrich Magosch (Mitte, stehend) organisier­t wird, ist jedes Mal ein Event der Spitzenkla­sse. So auch heuer. Der Erlös in Höhe von 25618 Euro kommt der Kartei der Not zugute.
 ??  ?? Unser Kickerturn­ier in Höchstädt ist jedes Jahr ein Höhepunkt – für Spieler und Zeitung. Das Startgeld kommt zu hundert Prozent unserem Leserhilfs­werk zugute.
Unser Kickerturn­ier in Höchstädt ist jedes Jahr ein Höhepunkt – für Spieler und Zeitung. Das Startgeld kommt zu hundert Prozent unserem Leserhilfs­werk zugute.
 ??  ?? Seit vielen Jahren organisier­t Fahrrad Hausmann in Gundelfing­en einen Fahrradbas­ar zugunsten der Kartei der Not.
Seit vielen Jahren organisier­t Fahrrad Hausmann in Gundelfing­en einen Fahrradbas­ar zugunsten der Kartei der Not.
 ??  ?? Gemeinsam mit Markus Grimminger fand unser Kartei-Golfturnie­r statt.
Gemeinsam mit Markus Grimminger fand unser Kartei-Golfturnie­r statt.

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