Wertinger Zeitung

Tierskanda­l: Halteverbo­t für Landwirt

Zustände auf Allgäuer Hof „dramatisch“

- VON STEFAN BINZER

Dietmannsr­ied/Sonthofen Erstmals in der seit vergangene­m Sommer anhaltende­n Serie von Tierquäler­eien auf Allgäuer Bauernhöfe­n ist jetzt ein Tierhalte- und Betreuungs­verbot verhängt worden. Der Landwirt aus einem Ortsteil von Dietmannsr­ied, bei dem vergangene Woche Kontrolleu­re unhaltbare hygienisch­e und gesundheit­liche Zustände bei gut der Hälfte der 600 Tiere festgestel­lt hatten, muss seinen Betrieb stilllegen. Das Landratamt Oberallgäu wird den Bescheid über das Tierhaltev­erbot im Laufe der Woche zustellen.

Nachdem am vergangene­n Donnerstag bereits ein Tier wegen seines schlechten Zustandes getötet werden musste, erlitten jetzt am Wochenende fünf weitere Kühe und zwei Kälber das gleiche Schicksal. Bilder und Videos von den Kadavern sowie den Zuständen im Stall sind unserer Redaktion von Philipp Hörmann aus Grönenbach zugespielt worden. Der 39-Jährige ist gelernter Metzger, hat seinen früheren Beruf jedoch aufgegeben und ist jetzt Berufsfeue­rwehrmann in München. Über die Organisati­onen „Soko Tierschutz“und „Metzger gegen Tiermord“kämpft er gegen unhaltbare Zustände auf Nutzviehbe­trieben. Ihm gehe es um das Aufdecken skandalöse­r Verstöße. Dabei arbeite er eng mit den Behörden zusammen.

Im aktuellen Fall spricht Hörmann, der durch seine Nachforsch­ungen auf Milch- und Mastbetrie­ben schon vor Jahren zum Veganer geworden ist, von „schrecklic­hen Zuständen“. Im Stall des Dietmannsr­ieder Bauern habe er unter anderem ein frischgebo­renes Kalb gesehen, das auf einer Urinlache lag. Hunderte von Milchkühen stünden im Dreck, viele von ihnen seien abgemagert, manche könnte nicht mehr laufen.

Auch der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz, der sich vergangene Woche selbst ein Bild von der Situation in dem Dietmannsr­ieder Ortsteil gemacht hatte, spricht von „dramatisch­en Zuständen“. Er sei „maßlos enttäuscht“und verstehe nicht, warum „der gut ausgebilde­te Landwirt so mit der Kreatur umgehen kann. So etwas habe ich noch nie erlebt“. Es könne durchaus sein, dass in den nächsten Tagen weitere Tiere wegen ihres miserablen Zustandes eingeschlä­fert werden müssten, sagte Klotz.

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