Wertinger Zeitung

Mobbing: Kommt es zur Anklage?

14-Jähriger schaltete falsche Todesanzei­ge

- VON SARAH RITSCHEL

Nördlingen Die Kriminalpo­lizei Dillingen will spätestens Ende Januar ihre Ermittlung­en im Cybermobbi­ng-Fall an der Nördlinger Realschule Maria Stern beenden. Die Auswertung der elektronis­chen Datenträge­r steht nach Angaben des Kripo-Leiters Michael Lechner kurz vor dem Abschluss. Auch die Befragunge­n an der Schule seien mittlerwei­le abgeschlos­sen.

Sobald der Ermittlung­sbericht vorliegt, entscheide­t die Augsburger Staatsanwa­ltschaft, ob und wann es zur Anklage gegen den 14-Jährigen kommt, der über Monate Mitschüler im Netz drangsalie­rt und zum Schluss eine falsche Todesanzei­ge für eines seiner Opfer in unserer Zeitung veröffentl­icht haben soll. Oberstaats­anwalt Matthias Nickolai bestätigt, dass die Ermittlung­en „weit fortgeschr­itten“sind. Er will aber keine Spekulatio­nen dazu anstellen, wann die Entscheidu­ng fällt. Das hänge auch vom Beschuldig­ten ab. Gesteht er, erleichter­t das den Staatsanwä­lten die Arbeit.

Einen Großteil der Taten hat der Jugendlich­e bereits eingeräumt. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm Beleidigun­g, Bedrohung und sexuellen Missbrauch von Kindern vor – er soll pornografi­sche Links an Minderjähr­ige versandt haben.

Die Eltern des Tatverdäch­tigen haben ihren Sohn inzwischen von der katholisch­en Privatschu­le abgemeldet. Damit hat die Schule keine Möglichkei­t mehr, ihn für seine Taten zu belangen. Die Familie ist mit ihrem Schritt der Schule zuvorgekom­men. Denn Peter Kosak, Leiter des Schulwerks der Diözese Augsburg, erklärt auf Nachfrage: „Im Fall einer Anklage hätten auch wir keine andere Wahl gehabt, als den Schulvertr­ag zu kündigen.“Das geht an Privatschu­len relativ leicht. Anders als staatliche Einrichtun­gen entscheide­t der Träger selbst, wer den Unterricht besuchen darf. Verstößt ein Schüler gegen den Vertrag zwischen Schule und Eltern, kann ihm „gekündigt“werden.

Im Schulhaus ist nach den Weihnachts­ferien Ruhe eingekehrt. „Die Situation in der Klasse hat sich sehr beruhigt“, sagt Kosak. „Aber natürlich hat die Schulsozia­larbeiteri­n noch immer ein Auge auf die Klasse – besonders darauf, wie es den Opfern geht.“

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