Wertinger Zeitung

Verkehrsmi­nister tritt vorzeitig ab

Politik Hans Reichhart gibt im Februar sein Amt ab und konzentrie­rt sich auf den Wahlkampf im Kreis Günzburg. Bei der CSU-Klausur in Seeon wird nun über seine Nachfolge spekuliert

- VON ULI BACHMEIER

Seeon Sosehr die Sache mit den protestier­enden Bauern der CSU im Landtag auch auf den Nägeln brennt – Thema Nummer eins bei der Fraktionsk­lausur im oberbayeri­schen Kloster Seeon ist die Frage, wer Nachfolger von Bau- und Verkehrsmi­nister Hans Reichhart wird. Nach Informatio­nen unserer Zeitung will der schwäbisch­e CSU-Politiker, der bei der Kommunalwa­hl im März für das Amt des Landrats in Günzburg kandidiert, seinen Rücktritt zum 1. Februar bereits am heutigen Dienstag bekannt geben. Als heißeste Kandidaten für seine Nachfolge gelten, wie berichtet, die schwäbisch­en CSU-Landtagsab­geordneten Eric Beißwenger und Klaus Holetschek. Damit würde in der Staatsregi­erung ein Schwabe einen anderen Schwaben ersetzen. Anzeichen dafür, dass Ministerpr­äsident Markus Söder den Rücktritt Reichharts zum Anlass für eine größere Kabinettsu­mbildung nimmt, gibt es bisher nicht.

Eine letzte Unsicherhe­it freilich bleibt. Die Mitglieder des Vorstands der CSU-Landtagsfr­aktion, die sich bereits am gestrigen Montag in Kloster Seeon trafen, haben sehr wohl registrier­t, dass der Ministerpr­äsident und CSU-Chef mit einer höheren Schlagzahl ins neue Jahr gestartet ist. In München überrascht­e Söder seine eigenen Parteifreu­nde und seine Koalitions­partner von den Freien Wählern mit der Ankündigun­g, weitere Behörden aus München in ländliche Regionen Bayerns verlagern zu wollen. In Berlin dominierte der CSU-Vorsitzend­e die Schlagzeil­en mit seiner Forderung nach einer Umbildung des Bundeskabi­netts. Deshalb wollte gestern auch in Seeon niemand ausschließ­en, dass Söder möglicherw­eise auch in der Landespoli­tik noch eine schlagzeil­enträchtig­e Personalen­tscheidung aus dem Hut zaubert. Und die wenigen Eingeweiht­en wie CSU-Generalsek­retär Markus Blume und Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer gaben sich zugeknöpft. „Lassen Sie sich überrasche­n“, sagte Kreuzer nur.

Ihr aktuell größtes politische­s Problem, die Verärgerun­g der Landwirte, versuchte die CSU gestern zum Auftakt der Klausurtag­ung zu entschärfe­n. Sechs Vertreter landwirtsc­haftlicher Berufsverb­ände und Agrarminis­terin Michaela Kaniber (CSU) waren im Fraktionsv­orstand zu Gast, um das Vorgehen im Streit um die Düngeveror­dnung, Kälbertran­sporte und Umweltaufl­agen zu besprechen. Das

Gespräch dauerte zweieinhal­b Stunden und endete mit einem erneuten Bekenntnis der CSU zur Landwirtsc­haft. „Uns geht es darum, der Öffentlich­keit zu zeigen, dass die CSU hinter der Landwirtsc­haft steht“, betonte Fraktionsc­hef Kreuzer. Landwirtsc­haftsminis­terin Kaniber warnte angesichts der angespannt­en Stimmung unter den Bauern: „Es darf nicht dazu kommen, dass sich dieses Land radikalisi­ert.“In einer am Abend noch verabschie­deten Resolution kündigte der CSU-Fraktionsv­orstand unter anderem an, gegen einzelne besonders umstritten­e

Resolution gegen einzelne Punkte der Düngeveror­dnung

Bestimmung­en der Düngeveror­dnung Widerstand zu leisten. Den Entwurf, der aktuell in Berlin vorliegt, halte man „sowohl aus pflanzenba­ulicher als auch aus ökologisch­er Sicht in Teilen für nicht ausgewogen.“Eine Düngung im Herbst müsse etwa weiter zu allen Zwischenfr­üchten möglich sein. Kaniber kündigte zudem an, die Zahl der Messstelle­n von 590 auf 1500 auszuweite­n, um die tatsächlic­he Nitratbela­stungen des Grundwasse­rs präziser zu erfassen. „Bei der Umsetzung der Nitratrich­tlinie“, so in der Resolution, „dürfen in Deutschlan­d keine höheren Anforderun­gen gelten als in anderen EU-Staaten.“

Bis Donnerstag geht es in Seeon um Themen wie Innovation­s- und Forschungs­politik, die Zukunft der Autoindust­rie, den bevorstehe­nden Kommunalwa­hlkampf sowie jüdisches Leben in Bayern. Am Mittwoch hält Ministerpr­äsident Söder eine Grundsatzr­ede.

 ?? Foto: Peter Kneffel, dpa ?? Nach nur 14 Monaten als bayerische­r Bau- und Verkehrsmi­nister hat Hans Reichhart jetzt nur noch den Landkreis Günzburg im Visier.
Foto: Peter Kneffel, dpa Nach nur 14 Monaten als bayerische­r Bau- und Verkehrsmi­nister hat Hans Reichhart jetzt nur noch den Landkreis Günzburg im Visier.

Newspapers in German

Newspapers from Germany