Wertinger Zeitung

Ein Handball-Beben

EM Für den Titelfavor­iten Frankreich ist das Turnier zu Ende

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Trondheim Nikola Karabatic nahm das überrasche­nde EM-Aus der französisc­hen Handballer nahezu ohne Regung hin. Der Superstar der Franzosen trottete mit ausdrucksl­oser Miene durch die Katakomben der Arena in Trondheim. Mit ruhiger Stimme blickte der 35-Jährige schon voraus: „Was machen wir mit dieser gescheiter­ten Euro, und was können wir daraus lernen?“, fragte er. Eine Antwort hatte der dreimalige Welthandba­ller nach dem 26:28 gegen Co-Gastgeber Norwegen und dem damit verbundene­n Vorrunden-Aus, dem ersten seit 50 Jahren, zunächst nicht. Stattdesse­n stellt sich noch eine weitere Frage: War das nun das Ende von Frankreich­s einst goldener Handball-Generation?

Nicht zu übersehen war bei dieser EM, dass der ehemalige Kieler Bundesliga-Profi Karabatic mittlerwei­le weit von dem Leistungsv­ermögen entfernt ist, das ihn einst auszeichne­te. Angesichts seines fortgeschr­ittenen Alters ist das keine Überraschu­ng. Auch seine Teamkolleg­en wie Luc Abalo (35), Michaël Guigou (37) oder Cedric Sorhaindo (35), die gemeinsam mit Karabatic eine Ära im Nationalte­am prägten, sind in die Jahre gekommen. Andere Spieler dieser großen Generation wie Daniel

Narcisse oder der ehemalige Weltklasse-Keeper Thierry Omeyer haben ihre Karrieren schon beendet. „Es war nicht genug“, fasste Trainer Didier Dinart die Niederlage gegen Norwegen und das damit verbundene Ausscheide­n knapp zusammen. „Das Problem der französisc­hen Mannschaft war, dass wir das erste Spiel gegen Portugal verloren haben.“Nach dem überrasche­nden 25:28 im EM-Auftaktspi­el stand Frankreich gegen die Norweger vor 8932 zumeist heimischen Fans in Trondheim gewaltig unter Druck.

Top-Talente wie Elohim Prandi oder der 22 Jahre alte Bundesliga­Profi Romain Lagarde von den Rhein-Neckar Löwen können noch nicht die Lücken füllen, die durch das fortgeschr­ittene Alter von Karabatic und Co. entstanden sind. „Nach dem norwegisch­en Desaster haben die Blauen drei Monate Zeit, um alles zu ändern“, schrieb Le Parisien. Dann steht das Qualifikat­ionsturnie­r für Olympia an. Die Spiele im Sommer in Tokio sind eines der letzten großen Ziele von Karabatic. (dpa)

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Foto: dpa Enttäuscht: Frankreich­s Cedric Sorhaindo (l.) und Ludovic Fabregas nach der Niederlage gegen Norwegen.

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